Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer wurde binnen sechs Monaten schon zweimal von Einbrechern heimgesucht. Einbruch auch am Heinrich-Heine-Gymnasium Poppenbüttel. Viele Täter haben offenbar Insiderwissen.

Hamburg. Die Täter kannten sich offenbar sehr gut aus. Als sie am Pfingstwochenende über eine Feuertreppe in das Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer eindrangen, brachen sie zielgerichtet zwei Räume auf. Dort bauten sie 36 Computer und einen Beamer ab und verwüsteten den Computerraum, in dem sie die Leitungen aus der Wand rissen. Mit der Beute flüchteten die Täter. Der Schaden, den die Einbrecher anrichteten, wird mit 57.000 Euro beziffert. Doch diese Tat ist kein Einzelfall. Immer wieder ist in den vergangenen Monaten in Schulen eingebrochen worden.

Manchmal, so die Polizei, handele es sich um Gelegenheitstäter, die wahllos Büros aufbrechen und nach Geld suchen. Viel häufiger aber habe man es mit professionellen Tätern zu tun, die über Insiderkenntnisse verfügten und durchaus gut vorbereitet ihre Taten begingen.

Über Vorwissen müssen auch die Täter verfügt haben, die am 24./25. Mai in das Heinrich-Heine-Gymnasium an der Harksheider Straße eingebrochen waren und aus den Räumen alle neu angeschafften Musikinstrumente gestohlen haben. Die Instrumente waren zum Teil noch originalverpackt und erst wenige Tage vor der Tat geliefert worden. Wussten die Einbrecher auch, dass das Schulgelände, anders als sonst üblich, wegen des Wahlsonntags das ganze Wochenende über geöffnet war?

Darauf deutet einiges hin, zumal sie ein Fahrzeug benötigten, das groß genug war, um die zum Teil sperrigen Instrumente auf dem Schulhof einzuladen und abzutransportieren. Geigen, Trompeten, Saxofone, außerdem zehn Keyboards, die Täter nahmen alles mit.

Offenbar hatten sich die Einbrecher am Freitag auf der Toilette des Schulgebäudes einsperren lassen, um in der Nacht sämtliche Türen im Verwaltungsgebäude aufzubrechen, die Instrumente und Geld aus der Kasse des Schulleiters zu stehlen. Nach Einbruchspuren wie aufgehebelten Fenstern oder geknackten Türschlössern am Gebäude suchte die Polizei vergebens, nachdem der Hausmeister am Montag die Polizei alarmiert hatte.

Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur, den Schaden schätzt die Schule auf mehr als 20.000 Euro. Die Schule mit dem Schwerpunkt Musik hatte die Musikinstrumente für das Schulorchester, aber auch für die jüngeren Schüler angeschafft. Die jüngeren Schüler sollten sich jeweils eines der Instrumente leihen können, um auszuprobieren, ob es für sie geeignet sei.

Jetzt herrscht in der Schule Frust, denn ob die Versicherung für den Einbruchschaden aufkommt, ist unwahrscheinlich. Zwar sind in diesem Fall die Instrumente des Heinrich-Heine-Gymnasiums eigentlich über den von Eltern getragenen Schulverein versichert. Doch die gestohlenen, zumeist nagelneuen Instrumente waren der Versicherung noch nicht gemeldet worden. „Wir hoffen, dass ein Teil von der Schulbehörde ersetzt wird, ansonsten müssen wir uns wohl etwas von anderen Schulen zusammenleihen“, sagt ein Lehrer, der anonym bleiben will.

Wie oft in Hamburger Schulen eingebrochen wird, ist nicht statistisch erfasst. Belastbare Zahlen für die rund 400 Schulen in Hamburg kann weder die Schulbehörde noch die Polizei liefern. Bei der Polizei weiß man nur, in wie vielen Fällen Betäubungsmittel aus Krankenhäusern gestohlen wurden. „Einbruchdiebstähle in Schulen sind nicht gesondert in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst“, sagt Hauptkommissarin Karina Sadowsky. Die Erfassungskriterien für Kriminalität seien bundesweit einheitlich geregelt. Dazu komme, dass Einbrüche, wie beispielsweise auch Autoaufbrüche, auf der örtlichen Ebene von der Kriminalpolizei abgearbeitet würden.

Auch bei der Schulbehörde und der Finanzbehörde, die für die Schulbau Hamburg GmbH (SGH) zuständig ist, kennt man die Zahl der Fälle nicht. „Es gibt immer wieder Fälle von Eindringen und Vandalismus an ungenutzten Schulstandorten. Hierbei wird jedoch nicht gezielt nach Diebesgut gesucht. Echte Diebstähle oder Einbrüche in Schulen sind Einzelfälle und haben dann offenbar einen ganz gezielten Hintergrund“, sagt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde

An der Basis ist die Wahrnehmung eine andere. Wenn Schulleiter hinter vorgehaltener Hand von ihren Erfahrungen berichten, erhält man den Eindruck, dass es sich keineswegs um einzelne, zufällige Taten handelt. Mehrere Schulen sind demnach mehrfach Ziel von Einbrechern geworden, meist am Wochenende oder in der Ferienzeit. So wie das Kaifu-Gymnasium. Vor dem Diebstahl der Computer suchten Einbrecher die Schule bereits im Januar heim, sie knackten den sogenannten Laptopwagen der Schule , stahlen Geräte im Wert von 20.000 Euro. Grundsätzlich sind bei den Tätern hochwertige Elektronikartikel begehrt – Laptops, Beamer, Fernseher. Alles, was sich irgendwie zu Geld machen lässt.

Für die betroffenen Schulen ist ein Einbruchdiebstahl immer eine kostspielige Angelegenheit. Sie müssen gestohlenes Inventar selbst ersetzen, da sie wie alle Hamburger Behörden nicht versichert sind – das wäre zu teuer. Dafür verfügt jede Schule über einen Selbstbewirtschaftsfonds. „Der kann, je nach Größe der Schule, mehrere Hunderttausend Euro hoch sein“, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. Über das Geld können die Schulen frei verfügen. Allerdings ist auch klar: Schmälert ein Einbruch das Budget, bleibt für andere Aufwendungen und Anschaffungen weniger Spielraum.

Zudem sei eine Ersatzbeschaffung nicht immer ganz einfach. Geht es beispielsweise um Computer, ist man an bestimmte Lieferanten gebunden, mit denen die Stadt Hamburg Verträge hat. Zumindest die Schäden an den Gebäuden muss die Schule nicht selbst ersetzen. In dem Fall ist die Schulbau Hamburg GmbH zuständig.