Offizieller Spatenstich für Norddeutschlands größtes Verkehrsprojekt der kommenden zehn Jahre

Stellingen. Der Lärm ist unerträglich. Ein immerwährendes Rauschen hängt in der Luft, so als breche sich eine Urgewalt bahn. Doch es ist nur der alltägliche Verkehr auf der Autobahn 7. Unter dem nördlichen Ende der Langenfelder Brücke hatte die Projektmanagementgesellschaft Deges für Montag zum offiziellen Startschuss für Norddeutschlands größtes Bauprojekt der kommenden zehn Jahre, der Erneuerung der A7, geladen.

Die Langenfelder Brücke in Stellingen, die sich über 17 Bahngleise spannt, ist ein gewaltiges Bauwerk. Tag für Tag rollen über ihre sechs Spuren 160.000 Fahrzeuge – so viel wie nirgends auf deutschen Autobahnen. Wer den Kopf hebt und das Bauwerk von unten betrachtet, entdeckt die Stützen. Keine Frage: Die in den 60er-Jahren errichtete Brücke ist in die Jahre gekommen.

Doch die Redner halten sich an diesem Morgen nicht lange bei der Brücke auf. Schließlich ist Großes geplant: Vom nördlichen Ausgang des Elbtunnels bis zum Bordesholmer Dreieck, über 80 Kilometer also, soll die Verkehrstrasse erneuert werden. Ausfahrten werden verlängert, Brücken erneuert, die Zahl der Spuren von sechs auf acht beziehungsweise von vier auf sechs erhöht.

Auf Hamburger Gebiet kommen drei Lärmschutztunnel hinzu. In Schnelsen, Stellingen und Altona wird die Autobahn „unter der Erde“ verschwinden. Die Tunnel sollen die Teilung von Hamburgs Westen halbwegs vergessen machen, indem ihre Deckel für Parks und Kleingärten genutzt werden. Der Bau des ersten Tunnels, in Schnelsen, startet im Herbst.

Hamburg wird in den kommenden Jahren zum Investitionsschwerpunkt

„Jetzt ist der Norden dran“, sagte Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, beim Spatenstich. Hamburg sei Deutschlands „Einfallstor der Globalisierung“ und werde im neuen Bundesverkehrswegeplan ein „Investitionsschwerpunkt“ sein. Die norddeutschen Gäste der Veranstaltung, unter ihnen Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch und Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer, dürften das gern gehört haben. Schließlich laufen derzeit die Gespräche darüber, welche Verkehrsprojekte der Bund in den nächsten 15 Jahren finanzieren wird.

Aus Sicht des Bundes werde es künftig darum gehen, „Engpässe“ zu beseitigen, machte Ferlemann klar. Es werden nur noch jene Projekte eine Chance haben, die für ganz Deutschland von Bedeutung sind. Bei früheren Bundesverkehrswegeplänen gab es Länderquoten, die darüber entschieden, wie viel Geld in die einzelnen Regionen floss. Das soll anders werden.

Für die Metropolregion Hamburg bedeutet das: Durch eine Erneuerung von Fernstraßen und Eisenbahnstrecken will man in erster Linie die sogenannte Hinterlandanbindung des Hafens der Hansestadt sichern. Zwar werden gut 40 Prozent der Güter, die per Schiff in Containern in Hamburg anlanden, in der Metropolregion verarbeitet. Aber durch die weltweite Arbeitsteilung und die Integration Osteuropas in den Welthandel ist die Menge an transportierten Waren in den vergangenen zehn Jahren enorm gestiegen.

„Hamburg muss deshalb mit allen Verkehrsträgern gut erreichbar sein“, sagte Ferlemann und sprach die Fertigstellung der A-26-Verbindung von Stade zur A7 und deren östliche Weiterführung bis zu A1 an. Hinzu käme die Umsetzung mehrerer Eisenbahnprojekte. Nicht zuletzt müsse der Bau der Küstenautobahn A20 vorangetrieben werden. Dazu gehöre eine „feste Elbquerung bei Glückstadt“, so Ferlemann.

In diesem Zusammenhang forderte Ferlemann die norddeutschen Bundesländer zu einem Schulterschluss auf. Sie müssten jetzt Lösungen präsentieren. Minister Meyer griff die Forderung auf. Er wolle nicht die „Geschichte vom Nordstaat“ aufwärmen. Aber die Erneuerung der Nord-Süd-Magistrale sei ein „gemeinsames Projekt“. Vor allem beim Baustellenmanagement sei eine enge Abstimmung notwendig. Meyer warb zudem dafür, bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für neue Verkehrsprojekte kreativer als in der Vergangenheit zu sein.

Senator Horch fiel die Aufgabe zu, um Verständnis bei Logistikunternehmen, Autofahrern und Anwohnern zu werben. Vom Bau der Lärmschutztunnel würden am Ende vor allem die Anwohner profitieren. Am Nachmittag traf sich der Senator mit Unternehmern zum 2. Verkehrsdialog.