Beim 2. Inklusiven Spielfest Hamburg begegneten sich behinderte und nicht behinderte Schüler

St. Pauli. Immer dem rasselnden Ball nach. Mit Augenbinden rennen Schüler über den Fußballplatz, ohne Sichtkontakt müssen sie sich allein auf ihr Gehör verlassen, um zu erahnen, wo der Ball ist. Schuss. Vorbei. Neuer Versuch. Wo ist das Rasseln? Willkommen in der Welt eines Blinden.

Probieren kommt eben vor der Berührungsangst. Einmal selbst Sitzvolleyball, Blindenfußball oder Rollstuhlbasketball spielen hilft, sich zumindest kurzzeitig in die Lage eines Behinderten zu versetzen. Am Donnerstag ging nichts leichter als das. Während oben, im Ballsaal des Millerntor-Stadions, beim Symposium für Sport, Ökonomie und Medien über die großen Themen gesprochen wurde (Kann Hamburg Olympia?), pflegten unten auf den Kunstrasenplätzen des FC St.Pauli Hunderte Schüler das kleine Miteinander. Beim 2. Inklusiven Spielfest der Stadt. Unter dem immer noch sperrigen Begriff Inklusion wird das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Schülern in vielen Hamburger Schulklassen bereits gelebt. Unter dem Motto „Break the Distance“ gab es nun in zweiter Auflage die sportliche Entsprechung. Es ging um die spielerische Seite, die sportliche Begegnung, um Verständnis und Perspektivwechsel. „Etwa ein Viertel der Schüler kommt aus Inklusionsklassen“, sagte Peter Duschek. Er hat das Fest mit Auszubildenden der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation organisiert. Entstanden ist es 2013 aus einer großen Ideensammlung. „Ziel ist, dass wir in zehn Jahren kein solches Fest mehr brauchen, weil dann ein Leben mit Behinderung nicht mehr als Makel wahrgenommen wird.“

Als Schirmherr würdigte Schulsenator Ties Rabe (SPD) die Idee als „Baustein im Hamburger Bemühen um Gleichberechtigung“. Gleichzeitig verwies er auf den Ausbau der Inklusionsklassen. Sinnvoll sei das, sagte Frank Rennhack. Genau wie das Spielfest für Behinderte und Nichtbehinderte. Der 24 Jahre alte Sledge-Hockey-Nationalspieler sitzt seit einem Behandlungsfehler im Rollstuhl. Das Angebot für Schüler sei „super“. „Generell haben Jugendliche aber weniger Probleme mit der Akzeptanz behinderter Menschen“, sagt er. Dennoch sei es für Schüler hilfreich, sich mal in die Situation von Rollstuhlfahrern begeben zu können: „Vor allem erfahren sie dadurch, dass man nicht zwangsläufig hilflos ist, sondern sich relativ frei und einfach bewegen kann“, sagt Rennhack. Allein dieses Gefühl könne bereits helfen, Behinderung als das zu sehen, was sie sei. Die normalste Sache der Welt.