Hamburg erkennt Ahmadiyya Muslim Jamaat als Körperschaft des öffentlichen Rechts an. Als Erstes soll ein eigener Friedhof entstehen

Stellingen. Es sind nur drei dürre Zeilen im Gesetzesblatt, aber für die Muslime ist es eine zukunftsweisende Veränderung: Als erste islamische Religionsgemeinschaft hat Hamburg die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt und damit den Kirchen gleichgestellt. Der bürokratische Ritterschlag bringt eine Reihe von Privilegien mit sich, so müssen die Ahmadiyyas jetzt weniger Steuern zahlen und dürfen bei Bebauungsplänen mitreden. Wichtiger ist ihnen aber etwas anderes: „Es zeigt, dass der Islam zu Deutschland gehört“, sagte der Bundesvorsitzende Abdullah Uwe Wagishauser am Dienstag in der Fazle-Omar-Moschee in Stellingen.

Möglichst bald soll ein eigener Friedhof eingerichtet werden. „Die Suche nach einem Grundstück läuft“, sagte Zahoor Ahmed, Vorsitzender der Hamburger Gemeinde, die bislang zwei Moscheen in Stellingen und Schnelsen unterhält. Weitere in Wandsbek und Harburg sind in Planung. Mittelfristig wollen die Muslime auch einen Kindergarten und eine Schule einrichten. Von der Möglichkeit, Kirchensteuern zu erheben, soll laut Wagishauser allerdings kein Gebrauch gemacht werden.

Die Ahmadiyyas haben sich 1889 in Indien gegründet und weltweit mehrere zehn Millionen Anhänger. Sie verstehen sich als Reformmuslime, von den großen islamischen Glaubensrichtungen der Sunniten und Schiiten werden sie nicht akzeptiert und vor allem in Pakistan verfolgt. In Hamburg hat die Gemeinschaft nach eigenen Angaben 2500 Mitglieder. Insgesamt gibt es in der Hansestadt 140.000 Muslime.

Schon seit Langem versuchen die muslimischen Verbände als Körperschaft anerkannt zu werden. Voraussetzungen sind unter anderem registrierte Mitglieder und klare Organisationsstrukturen. Auch Rechtstreue ist notwendig. In Hessen war der Ahmadiyya-Gemeinschaft 2013 der Körperschaftsstatus verliehen worden.

Wolfram Weiße, Direktor der Akademie der Weltreligionen, begrüßte die Anerkennung jetzt auch in Hamburg. „Wir leben in einer Gesellschaft, zu der Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen beitragen und – wie unser Bundespräsident es gerade formulierte – ein neues Wir bilden.“ Er habe die Ahmadiyya-Gemeinschaft als dialogorientiert und gastfreundlich kennengelernt, so der Professor. Mit dem Körperschaftsstatus werde aber in keiner Weise die herausragende Bedeutung der Staatsverträge der Stadt mit den muslimischen und alevitischen Verbänden tangiert.