Befürworter des längeren Wegs zum Abitur am Gymnasium haben Antrag im Rathaus eingereicht

Hamburg. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Volksentscheid über die Schulzeitdauer am Gymnasium ist eingeleitet: Die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ hat ihren Antrag zur Durchführung eines Volksbegehrens am Mittwochmittag im Rathaus eingereicht. Im Prinzip ist damit klar, dass die zweite Stufe auf dem Weg zu einem Volksentscheid zwischen dem 18. September und dem 7. Oktober stattfindet.

In diesen drei Wochen muss die Initiative die Unterschriften von rund 63.000 wahlberechtigten Hamburgern sammeln, die sich dafür einsetzen, dass die Schulzeit am Gymnasium von acht (G8) auf neun Jahre bis zum Abitur (G9) verlängert wird. „Heute ist ein sehr spannender Moment. Wir sind sehr optimistisch, dass wir die erforderliche Stimmenzahl erreichen werden“, sagte Initiativensprecherin Mareile Kirsch.

Allerdings bleibt weiterhin die Möglichkeit, dass sich die Initiative und die Bürgerschaft, die die Rückkehr zur längeren Schulzeit durchgängig ablehnt, auf einen Kompromiss verständigt. „Gespräche kann es nur geben, wenn die SPD mit einem Vorschlag kommt. Wir haben schon viele Kompromissangebote gemacht“, sagte die Initiativensprecherin Mareile Kirsch.

In mehreren Gesprächsrunden hatten die SPD-Mehrheitsfraktion und die G9-Initiative Kompromissmöglichkeiten ausgelotet, ohne dass es zu einer Einigung kam. Ende März hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) die Schulkonferenzen der 60 staatlichen Gymnasien aufgefordert, ein Stimmungsbild zu G8/G9 an ihren Schulen einzuholen. Die Ergebnisse sollen wahrscheinlich am kommenden Freitag dem Schulausschuss der Bürgerschaft präsentiert werden. „Wir werden erst einmal das Ergebnis der Befragung auswerten“, sagte SPD-Bürgerschafts-Fraktionschef Andreas Dressel. „Dann entscheiden wir, was sich daraus ergibt.“

Allgemein wird erwartet, dass es an den Gymnasien eine klare Mehrheit für das Festhalten am schnelleren Weg zum Abitur geben wird. Rabe hat aber stets betont, er mache die Befragung nicht, um sie hinterher „in der Schublade“ verschwinden zu lassen. Soll heißen: Wenn es ein deutliches Bedürfnis zur Rückkehr nach G9 gibt, werde er dem politisch Rechnung tragen.

Ursprünglich war erwartet worden, dass die G9-Initiative mit der Anmeldung zum Volksbegehren einen veränderten Abstimmungstext einreicht, der Kompromisslinien eröffnet. Das ist jedoch bislang nicht geschehen. „Wir haben jetzt 60 Tage Zeit, um leichte Veränderungen vorzunehmen“, sagte Kirsch. Derzeit würden die Überlegungen der Initiative noch juristisch überprüft. Korrekturen sind möglich, aber die Kernforderung einer Volksinitiative darf nicht verwässert werden.

Bislang fordert die Initiative die „unverzügliche“ Wiedereinführung von G9 mit Wahlrecht zwischen G8 und G9 „für alle Eltern an allen Gymnasien“. Auch den Schülern, die jetzt schon im G8-Bildungsgang sind, soll der Wechsel zu G9 ermöglicht werden. Nach Informationen aus der Initiative könnten folgende Änderungen in Betracht kommen: Kleineren, dreizügigen Gymnasien könnte erlaubt werden, sich für einen der beiden Wege zu entscheiden, je nachdem, welche Variante die Elternschaft mit Mehrheit bevorzugt. Die „unterlegenen“ Eltern müssten ihr Kind dann auf ein nahe gelegenes Gymnasium schicken können.

Einen gewissen Spielraum gibt es auch beim Zeitplan der G9-Einführung. So ist eine stufenweise Umstellung vorstellbar. Denkbar ist eine Begrenzung der freien Wahl zwischen G8 und G9 auf die Klassen 5, 6 und 7. Offen ist noch, innerhalb welchen Zeitraums eine einmal getroffene Entscheidung eines Gymnasiums – parallel G8/G9 oder eines von beiden – überprüft werden soll. „Ich gehe davon aus, dass sich an Schulen im Laufe der Jahre eine klare Tendenz als Profil herausbildet“, sagte G9-Vertrauensperson Ulf Ohms.