13,4 Prozent der Mitarbeiter sind schon älter als 55 Jahre. Umschulung auch für Arbeitslose

Altona. In Hamburg und Bremen sind die Mitarbeiter in den Kindertageseinrichtungen besonders alt. Wie auf einer Diakonie-Fachtagung zum Thema „Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung in evangelischen Kitas“ am Mittwoch in der Hansestadt betont wurde, sind in Hamburg 13,4 Prozent der pädagogischen Mitarbeiter in den Kitas älter als 55 Jahre. Das ist der nach Bremen zweithöchste Wert in den westlichen Bundesländern. Zum Vergleich: In Bayern sind lediglich neun Prozent älter als 55.

„Der Altersdurchschnitt der Mitarbeitenden in unseren Kitas liegt zwischen Mitte 40 bis Anfang 50“, sagt Ulrike Kotthaus vom Diakonischen Werk. Doch im Unterschied zu vielen Unternehmen setzt die Diakonie auf das Erfahrungspotenzial der älteren Erzieherinnen und Erzieher. Deshalb wurde 2011 das Modellprojekt „Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung in evangelischen Kitas“ gestartet. Es umfasst ein breites Spektrum aus Fortbildung, Gesundheitsförderung und Arbeitsplatzanalysen. Mehr als 20 Kitas nehmen daran teil und berichteten am Mittwoch über ihre Erfahrungen. Ein Ergebnis: Es geht nicht darum, Schonräume für Ältere zu schaffen, sondern präventive Maßnahmen für jüngere und ältere Mitarbeiter zu ergreifen.

Auch Quereinsteiger können als Erzieher eine Berufschance erhalten

„Denn zufriedene Mitarbeiter sind unsere beste Werbung um Fachkräfte“, sagt Karin Müller, Leiterin des Kitawerkes Altona-Blankenese und Vorsitzende des Evangelischen Kita-Verbandes Hamburg. Die Aus- und Fortbildung erfolgt an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie sowie an der Fachschule Alte Eichen. Momentan fördern die evangelischen Träger 51 Mitarbeitende bei der Aus- und Weiterbildung. Auch Quereinsteiger könnten Berufschancen erhalten.

Allerdings stehen sie nicht im Fokus der Werbung. Offenbar gibt es in Hamburg derzeit genügend Personal für die pädagogische Betreuung von Kindern. „Anders als in anderen Bundesländern können wir keinen eklatanten Fachkräftemangel in den Kitas feststellen“, sagt Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde. Gegenwärtig absolvieren 40 Arbeitslose eine dreijährige Umschulung zum Erzieher – in Kooperation zwischen der Arbeitsagentur, dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung und der Sozialbehörde. Die Agentur für Arbeit finanziert die ersten beiden Ausbildungsjahre. Wie Knut Böhrnsen, Sprecher der Agentur für Arbeit, sagt, habe die Umschulung im Februar 2012 begonnen. Es handele sich dabei allerdings um eine einmalige und auf diesen Zeitpunkt terminierte Maßnahme. Im Kirchenkreis Hamburg-Ost sind zurzeit mehr als 30 Stellen in den evangelischen Kitas unbesetzt. Im Kita-Werk Blankenese werden im Sommer 20 neue Mitarbeitende gesucht.