Das Gelände der früheren Gartenschau wird dieses Wochenende den Wilhelmsburgern übergeben. Kritik an Einzäunung

Wilhelmsburg. Noch sieht es wenig einladend aus im Eingangsbereich zu Hamburgs neuem Inselpark, den der Bezirk Hamburg-Mitte am kommenden Sonntag mit einer Feier einweiht. Hinter einem Bauzaun türmen sich Sandberge und Pflastersteine. Links, neben der Basketballhalle, blickt der Besucher auf nackte Asphaltfläche. Und in den kahlen Beeten, die zum Unmut vieler Besucher unmittelbar nach der Gartenschau gerodet worden waren, obwohl die Blumen noch in voller Blüte standen, wuchert Unkraut. Nicht wenige befürchten, dass das 100 Hektar große, ehemalige Gartenschau-Gelände verkommt.

Fest steht: Die Umgestaltungsmaßnahmen sind noch in vollem Gange. Mitte Juli soll alles fertig sein. Doch wie vor gut einem Jahr, als Schnee und Eis die Vorbereitungen zur Internationalen Gartenschau (igs) verzögerten, verhagelt das Wetter auch in diesen Tagen die Planung. „Wegen der milden Temperaturen sind die Pflanzen früher in der Wachstumsphase als erwartet und mussten schnell in den Boden. Die anderen Arbeiten standen hinten an“, sagt der ehemalige igs-Geschäftsführer Heiner Baumgarten, der für die Umgestaltungsmaßnahmen verantwortlich ist.

Rund 280 Bäume werden in diesen Tagen in die Erde gebracht. An etlichen Stellen wurden neue Blumenbeete angelegt; außerdem wurde damit begonnen, die alten Beete mit Rasen einzusäen. Auch im Eingangsbereich – dort, wo im vergangenen Jahr die Container aus der „Welt der Häfen“ standen – wird eine große Rasenfläche entstehen. Trotz der Baustellen im Inselpark offenbart sich bei einem Gang durch die zugänglichen Bereiche durchaus schon dessen künftige Attraktivität. Es gibt Teiche mit nett angelegten Ufern, Wiesen zum Grillen, einen Regenwald und idyllische Spazierwege. Auch die Sport- und Bewegungsangebote werden schon ausgiebig genutzt: Auf der Skateanlage tummeln sich Jugendliche mit Skateboards, Rollerblades und BMX-Rädern, es gibt viele Spielplätze – im Sommer auch einen mit Fontänen.

Sport und Bewegung – genau dafür sind Anke Bastian und ihr Sohn Max hergekommen. „Wir wollen uns austoben“, sagt der Zehnjährige. In der ehemaligen „Welt der Bewegung“ hinter der Kletterhalle hat er genügend Möglichkeiten: Hier kann man klettern, balancieren und hüpfen. Max beginnt auf einem Trampolin, das in den Boden eingelassen ist. Nebenan haben Kinder aus dem Altonaer Kinderhaus Kunterbunt eine Menge Spaß. Sie flitzen hin und her, laufen über sich drehende Walzen, klettern an einem Netz empor oder hangeln sich an Ringen entlang. „Der Park ist toll“, sagt Erzieherin Birte Höse. „Die Kinder können ihn ungestört Stück für Stück erobern.“

Auch im Kletterpark ist an diesem Vormittag viel los. Etwa 50 mit Helm und Geschirr ausgerüstete Kletterer hangeln sich den Parcours entlang. Thomas Davideit will die Anlage mit seiner Tochter Anna ausprobieren. „Wir sind zum ersten Mal hier“, sagt der Coach, der es spannend findet, beim Klettern an die eigenen Grenzen zu stoßen. 37Euro zahlt er für drei Stunden. Das liege im normalen Bereich, sagt er.

Weiter geht es Richtung Süden. Hier wird es ruhiger. Denn noch versperrt ein Bauzaun den Weg in die ehemalige „Welt der Kontinente“, dahinter ist der markante Sansibar-Felsen zu sehen. Er war das heimliche Markenzeichen der Gartenschau und soll den Inselpark auch weiterhin zieren. Um das bizarr geformte Bauwerk – aber auch weitere Elemente, die hier erhalten bleiben – vor Vandalismus zu schützen, soll dieser Teil des Parks eingezäunt werden. Auch die Spielplätze, der Sport- und Bewegungsbereich, die Wasserwelten, die Willi-Villa (ein von Wilhelmsburgern betriebener Kiosk am Kuckucksteich) und die „Welt der Religionen“ mit der historischen Kapelle sollen nachts nicht zugänglich sein.

„Wir möchten nur die sensiblen Kernbereiche nachts von Mitternacht bis 5 Uhr schließen“, sagt Bezirksamtsleiter Grote (SPD). Bei Sonderveranstaltungen auf der Skateanlage oder in der alten Friedhofskapelle werde die Verwaltung längeren Öffnungszeiten bis zwei Uhr nachts nicht im Wege stehen. Die wichtigsten Wegeverbindungen würden rund um die Uhr offen bleiben, sodass seiner Meinung nach „99Prozent aller Menschen, die den Inselpark nutzen, keine Behinderung durch den Zaun haben würden“. Marion Eddelbüttel, die täglich mit ihren Hunden im Park unterwegs ist, würde sich an einem Zaun nicht stören. „ Planten un Blomen ist nachts komplett zu, das wird doch auch akzeptiert“, sagt die Wilhelmsburgerin.

Andere sind skeptisch: „Im Inselpark entsteht ein Flickenteppich von Parkinseln“, sagt Zaungegner Manuel Humburg von der Bürgerinitiative Verein Zukunft Elbinsel. Auch Heiner Baumgarten ist gegen eine nächtliche Schließung. „Wir sind angetreten damit, dass der Park nach der Gartenschau öffentlich wird“, sagt er. Während Andy Grote den Zaun in zwei, drei Jahren abbauen lassen will, sollte sich der Vandalismus im Park als unerheblich herausstellen, plädiert Baumgarten für eine andere Vorgehensweise. „Man sollte den Park ein Jahr lang offen lassen. Gibt es in dieser Zeit Zerstörungen, hat man ein Argument, nachts abzuschließen.“ Das Licht an der Skateanlage etwa sei schon beschädigt worden. Eine Entscheidung trifft am 13. Mai der Hauptausschuss der Bezirksversammlung.