Tausende feierten das Holi Festival an der Imtech Arena. Ein bisschen Woodstock in Stellingen

Stellingen. Wind fegte über den Parkplatz vor der Imtech Arena, es regnete leicht, und die meisten der schätzungsweise 5000 Feierwütigen sahen nicht „happy“ aus, sondern verfröstelt. Die jungen Leute, die das Festival am Sonnabend organisiert hatten, sahen auch nicht glücklich aus, denn dieses Wetter wird sie ein paar Tausend zahlende Gäste gekostet haben.

Argwöhnische Blicke wurden gen Himmel geschickt, auch ein paar stille Gebete, es möge nicht schütten, wenn um 15 Uhr mit dem ersten „Farb-Countdown“ die sicherlich bunteste Party des Jahres richtig losgeht.

Zum verabredeten Zeitpunkt warfen ein paar Tausend, vorwiegend in Weiß gekleidete junge Menschen, ihr Farbpulver in die Luft. Das sich als feuchte Schmiere wieder runtersenkte. Sofort war nichts mehr zu sehen.

Es war wieder Holi-Zeit, Auftakt zur diesjährigen Europatournee des Holi Festivals of Colours, dessen Sinn und Zweck darin besteht, allergenfreie Lebensmittelfarben kiloweise in die Luft zu werfen und sich dann mit hämmernden Techno- und House-Rhythmen in Laune zu tanzen. Maxim Derenko, der während einer Indienreise vor drei Jahren die Idee entwickelte, dieses Fest der fröhlichen Toleranz zu importieren und für den internationalen Eventmarkt zu adaptieren, will, „dass alle Fans glücklich sind, denn dann sind wir es auch“.

Zeit für den zweiten Farb-Countdown, und wieder explodierte die Luft in leuchtenden Farben, die Menge geriet in einen Art Rauschzustand, die Berliner Elektroband „Schluck den Druck“ feuert musikalische Salven ab. „Bollywood ist einfach nur geil“, sagte Julia, 20, die mit ihrer Mädchenclique aus Neumünster angereist war, und für den Partyspaß inklusive fünf Farbbeuteln 27,99 Euro bezahlt hatte. Sie war schon im vergangenen Jahr dabei. „Es ist ein sinnfreier Spaß“, fügt sie hinzu, „aber alle hier sind friedlich, gut gelaunt, was willst du mehr?“

Dieser Hauch von Woodstock aber ist es auch, der der indischen Gemeinde nicht so richtig passt, „da bloß ein einseitiges Bild von Indien vermittelt wird und man sich unbesehen an Traditionen bedient, die für gläubige Hindus zu wichtig sind, um daraus einen Trend für übersättigte Jugendliche aus dem Westen zu machen“, hatte Renuka Jain, Sprecherin des Vereins, dem Abendblatt vor dem Festival gesagt.

Damit die Farbe nicht ins Auge geht, hatte Julia vorgesorgt: Sie hatte sich, wie auch ihren Freundinnen, Schwimmbrillen mitgebracht. Aus den Klamotten lasse sich die Farbe ja komplett rauswaschen. Und aus den Haaren auch.