Schweigeminute für den in den USA erschossenen 17-jährigen Diren am Gymnasium Allee. Große Anteilnahme auch in Bodrum

Altona/Bodrum. Rote Vorhänge verdunkeln den Raum. Auf einem Tisch steht eine Vase mit gelben Rosen, daneben ein Foto von Diren, umgeben von flackernden Kerzen. Für die Mitschüler des in den USA erschossenen 17-Jährigen wurde am Gymnasium Allee ein Trauerraum eingerichtet. Ein Paket Taschentücher liegt bereit, in einem Kondolenzbuch haben Schüler – auf Deutsch und Türkisch – bewegende Erinnerungen an Diren hinterlassen. „Ich bin sehr froh, dich kennengelernt zu haben“, heißt es an einer Stelle. „Du warst ein toller Mensch. Dein Tod nimmt mich sehr mit.“

Vor dem Unterrichtsbeginn am Montagmorgen gedachten Schüler und Lehrer in einer Schweigeminute des getöteten Jugendlichen. Nach einer Lautsprecher-Durchsage von Schulleiter Ulf Nebe hatten sich alle von ihren Plätzen erhoben. Für Direns elfte Klassenstufe fand im Anschluss eine eigene Trauerveranstaltung in der Aula statt. „Ich habe die Schüler selten so still, so voller Trauer erlebt“, sagte der Beratungslehrer Thomas Görris. Viele seien noch immer fassungslos. Er kenne Diren seit der fünften Klasse, sagte der Lehrer, der auch die Fußballmannschaften an der Schule betreut. „Er war immer ein guter Sportler und ein ruhiger, freundlicher Schüler.“

Die Beratungsstelle Gewaltprävention, die der Hamburger Schulbehörde unterstellt ist, wird Schüler und Lehrer auch in den kommenden Tagen begleiten. Direns Tod solle auch im Unterricht thematisiert werden, sagte Schulleiter Nebe. So sollen etwa Briefe an die Familie geschrieben, im Unterricht Bilder gemalt oder der Raum des Gedenkens von Schüler mitgestaltet werden.

Unterdessen hat Direns Familie den Leichnam am Montag in die Türkei gebracht. Eltern und Schwestern flogen zunächst nach Izmir und begleiteten dann den Sarg nach Bodrum, wo sie ein Ferienhaus haben. In Bodrum wurde Diren am Nachmittag beigesetzt – in einem Sarg, der mit einer türkischen und einer deutschen Fahne geschmückt war. Zur Trauerfeier waren etwa 70 Familienangehörige angereist. Auch deutsche Diplomaten in Ankara trauerten um den Jungen. „Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie+Freunden“, twitterte die Deutsche Botschaft.

Der türkischstämmige Austauschschüler aus Hamburg war in Missoula im US-Bundesstaat Montana aus noch ungekannten Gründen in eine offen stehende Garage gegangen und vom Hausbesitzer erschossen worden. Schütze Markus K. ist der vorsätzlichen Tötung angeklagt. Es besteht der Verdacht, dass er nicht aus Notwehr handelte, sondern mit dem Gewehr auf der Lauer lag. Am 12. Mai wird K. vor Gericht angehört. Erklärt er sich nicht schuldig, erwartet Montana voraussichtlich ein langer Prozess. Dabei wird es auch um die „Castle Doctrine“ gehen, die in dem traditionell waffenfreundlichen Staat gilt: ein Selbstverteidigungsrecht, das bei Gefahr für Leib und Leben das Töten eines Eindringlings erlaubt.