Der Senator muss das Image der Stadtteilschule verbessern. Und die Opposition muss helfen

Keine Frage: Die Stadtteilschulen sind vor knapp vier Jahren mit schweren Geburtsfehlern gestartet. Im Streit um die Primarschulen verstrickt, hat die damalige Schulsenatorin Christa Goetsch (Grüne) viel zu wenig Augenmerk auf diese neue Schulform gerichtet, die eigentlich entscheidend zum Erfolg des Hamburger Schulsystems beitragen sollte. So gingen die Stadtteilschulen ohne ausreichende Vorbereitung, tragfähige Konzepte und genug Personal an den Start – dafür aber mit der Hypothek der Inklusion. Das ist zwar altbekannt, die Erkenntnis löst das Problem aber nicht. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat seither vieles unternommen, um gegenzusteuern: mehr Lehrer, mehr bauliche Mittel, Extra-Hilfen für Standorte in sozialen Brennpunkten und eine enge Begleitung durch die Schulbehörde bei der Entwicklung von Konzepten.

Reicht das? Einen Neustart für diese Schulform zu fordern ist jedenfalls Unfug. Wie sollte das gehen? Müssen Schulstandorte und Kollegien wieder auseinanderdividiert und passender zusammengesetzt werden? Sollen etwa Schüler mit Lernschwächen, die im Rahmen der Inklusion mit anderen gemeinsam lernen, nun wieder abgeschult werden? Sicher nicht. Auch noch mehr Geld, wie jetzt gefordert wird, kann die Fehler der Stadtteilschulen nicht heilen. In keine andere Schulform wird baulich und personell so viel investiert.

Eine größere Anstrengung ist dennoch notwendig. Aber es lohnt sich, etwas genauer hinzuschauen. Denn es gibt ja höchst erfolgreiche Stadtteilschulen mit innovativen Konzepten, die sich vor Anmeldungen kaum retten können und deren Schüler Leistungen auf Gymnasialniveau bringen. Andere Stadtteilschulen hingegen haben extreme Probleme, schaffen es kaum, ihre schwierige Schülerschaft zu beschulen, und werden von den Eltern bei der Schulwahl links liegen gelassen. Was sie unterscheidet?

Die erfolgreichen Stadtteilschulen sind solche, die auf eine teilweise jahrzehntelange Tradition als Gesamtschulen zurückblicken können und Zeit hatten, pädagogische Konzepte zu entwickeln. Die problematischen Stadtteilschulen hingegen wurden überwiegend 2010 aus mehreren bestehenden Haupt- und Realschulen sowie Aufbaugymnasien mit ihren Kollegien und eigenen Schulprofilen zusammengewürfelt und sind noch immer über mehrere Standorte verteilt. Deshalb stimmt es nicht, dass die Schulform Stadtteilschule zu scheitern droht. Wohl aber einzelne Stadtteilschulen.

Was also tun? Die problematischen Schulstandorte sollten sich von den erfolgreichen Stadtteilschulen abgucken, wie diese arbeiten – und von ihnen lernen. Sicherlich kann man schulische Konzepte nicht einfach eins zu eins übertragen, dafür sind Schüler, Lehrer und Stadtteile zu unterschiedlich. Aber wenn die Arbeitsweise einer Reihe von gut funktionierenden Stadtteilschulen untersucht würde, könnte sich jede Stadtteilschule das Konzept aussuchen, das am besten zu ihr passt. Schließlich muss nicht jedes Kollegium das Rad neu erfinden.

Vor allem aber muss Senator Rabe das Imageproblem der Stadtteilschulen in den Griff bekommen, in dem die wohl größte Gefahr liegt. Rabe wünscht den Schulen mehr Zeit, damit sie sich entwickeln können. Zu befürchten ist jedoch, dass sie diese Zeit nicht bekommen, weil sie vorher zerredet werden. Wenn Eltern das Vertrauen verlieren, dass Stadtteilschulen leistungsstark sind, werden weniger Kinder dort angemeldet – und der Ruf verschlechtert sich weiter. Einfach abzuwarten reicht da nicht. Man muss die Unterstützung für die Stadtteilschulen bündeln und für diese Schulform trommeln – vielleicht in einem Masterplan, den die Oppositionsparteien mittragen. Sie sind ohnehin in der Verantwortung, nicht parteipolitisches Kapital aus einer Misere zu ziehen, die sie mit verschuldet haben.