Wissen Sie was ExxonMobil und Montblanc, Beiersdorf und Unilever, Hapag-Lloyd und die Berenberg Bank gemeinsam haben? Genau wie viele andere Unternehmen engagieren sich diese Firmen in Hamburg für Hamburg. Deutschlandweit übernehmen rund zwei Drittel aller Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung und geben hierfür über elf Milliarden Euro aus. Ohne diese freiwillige Unterstützung würde es viele Veranstaltungen, Kultur-, Sozial- oder Bildungseinrichtungen in unserer Stadt nicht geben. Denken wir nur an den Haspa Marathon Hamburg, das von J. J. Darboven gesponserte Hamburger Spring- und Dressurderby, die Vattenfall Cyclassics oder die Lange Nacht der Museen – unterstützt von British American Tobacco. Freuen dürfen wir uns auch über die Ausstellungen in den Deichtorhallen, das Hamburger Filmfest, die Aufführungen in der Staatsoper oder das Dogville Festival sowie zahlreiche Veranstaltungen in den einzelnen Stadtteilen. Allen gemein ist, dass sie ohne das Engagement von Hamburger Unternehmen so nicht existieren könnten.

Wie aber denkt die Hamburger Bevölkerung über diese Unterstützung aus der Wirtschaft? Die Bürger begrüßen diese nicht nur, sondern erwarten sie geradezu! So fordern mehr als drei von vier Hanseaten von in Hamburg ansässigen Unternehmen, sich auch in unserer Stadt zu engagieren, zum Beispiel durch die Förderung von sozialen Projekten oder die Unterstützung von Veranstaltungen.

Dabei herrscht innerhalb der Bevölkerung so gut wie Einstimmigkeit: Egal ob Frauen oder Männer, jüngere oder ältere Mitbürger, reichere oder ärmere Hamburger, Singles, Kinderlose oder Familien – sie alle fordern von der Wirtschaft, sich zum Wohle der Stadt einzusetzen. Im Vergleich zum Rest der deutschen Bevölkerung wollen wir Hamburger die Firmen sogar noch deutlich stärker in die Pflicht nehmen. Dies liegt zum Teil sicherlich an der langen Tradition von Hamburger Unternehmen, sich gesellschaftlich zu engagieren. So finanzierten schon im Mittelalter die Mitglieder der Hanse nicht nur Kirchen und bauten Armenhäuser, sondern setzten sich auch für Kultur- und Bildungseinrichtungen ein.

Weshalb aber betreiben so viele Hamburger Firmen diese Art des bürgerschaftlichen Engagements oder wie es neudeutsch heißt „Corporate Citizenship“? Die meisten tun es, weil sie sich bewusst sind, dass sie nicht nur ein Teil des Marktes sind, sondern ebenso auch ein Teil der Gesellschaft, von deren Zusammenhalt und Wohlstand sie profitieren. Allerdings sind die Zeiten eines stillen Mäzenatentums schon länger vorbei. Heute wollen die Unternehmen auch mediale Aufmerksamkeit, ihr Tun soll wahrgenommen werden und auf das eigene Kerngeschäft positiv abfärben. „Tue Gutes und sprich darüber“, lautet oft das Motto. So entsteht eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: für das geförderte Projekt, für die Bevölkerung und für das Unternehmen.

Welche Entwicklung ist für die Zukunft zu erwarten? Um nicht weiter auf Kosten der nächsten Generation zu leben, wurde 2009 eine Schuldenbremse im deutschen Grundgesetz verankert. Diese umfasst bindende Vorgaben zur Reduzierung des Haushaltsdefizits. Um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, wird es neben Reformen auch zu Einsparungen kommen. Sehr wahrscheinlich werden hiervon besonders der Kultur-, Sport- und Bildungsbereich betroffen sein. Unternehmen werden daher besonders in diesen Feldern zunehmend gefordert sein, die entstehende Lücke zu schließen. Dieses Engagement darf zwar nicht als Allheilmittel gesehen werden, ist aber durchaus eine Chance, die genutzt werden sollte und die gesellschaftliche Anerkennung verdient.

Das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns, welches schon vor Hunderten von Jahren in Hamburg galt, wird heute ebenso wie in Zukunft Bestand haben: Ein ehrbarer Kaufmann engagiert sich für die Gesellschaft, Gemeinde und Region, in der er wirtschaftet – nicht weil er muss, sondern weil er es kann.

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht an dieser Stelle jede Woche exklusiv Ergebnisse ihrer Repräsentativbefragungen für das Hamburger Abendblatt. Hierfür wurden jeweils 1000 Hamburger und 1000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung – Professor Dr. Ulrich Reinhardt – interpretiert die Ergebnisse.