Die Stadtreinigung stellt 160 Hightech-Papierkörbe mit integrierten Müllpressen in der Innenstadt auf

Altstadt. Hamburgs neuestes Stadtmöbel ist 135 Kilogramm schwer, besitzt die Maße einer Luxus-Kühl-Gefrierkombination, ist knallrot lackiert, kostet um die 5000 Euro, hat eine große Klappe und kann dank seiner integrierten, batteriebetriebenen Müllpresse reichlich einstecken: ungefähr sieben Mal so viel Müll wie ein herkömmlicher öffentlicher Papierkorb. „Solar-Papierkorb“ klingt da fast schon profan, „Müllschlucker“ trifft es wohl besser. Hamburg ist die erste deutsche Stadt, die diese amerikanische Erfindung mit dem Namen „Big Belly“ („Dicker Bauch“) zur Erhöhung der Sauberkeit auf Straßen und Wegen flächendeckend einsetzt: vom Gänsemarkt bis zur Langen Reihe, insgesamt 162 Stück sollen 225 Standardpapierkörbe ersetzen.

13 Big Bellys wurden bereits acht Monate lang von der Stadtreinigung unter den „extrem harten Reeperbahnbedingungen“ erfolgreich getestet. Bis zu drei Mann hatten zum Beispiel während des Schlagermoves auf der speziellen Plexiglasabdeckung für die Solarzellen (zuständig für die Energiezufuhr), tanzen können (mehr Leute passen sowieso nicht drauf); die Zellen selbst hatten auch in dunklen Wintertagen ausreichend Strom geliefert (nur 30 Minuten Sonnenlicht reichen für 30 Tage Einsatz), die Pressen hatten störungsfrei funktioniert und die Vandalismusschäden sich zum Glück in Grenzen gehalten (als Vorsichtsmaßnahme werden jedoch alle Big Bellys in unmittelbarer Alsternähe angekettet).

So konnten Jutta Blankau (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, und Werner Kehren, Geschäftsführer der Stadtreinigung, am Montag auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz gemeinsam den offiziellen Startschuss für dieses Projekt geben. Gemeinsam klebten sie einen der beliebten Müllsprüche auf die Frontpartie des Müllschluckers („Hamburg muss sauber bleiben“): „Durch das enorme Fassungsvermögen wird das Volumen der Papierkörbe im Aufstellungsgebiert von 270.000 auf künftig 500.000 Liter erhöht“, sagte Werner Kehren, „dennoch müssen wir diese neuen Abfallbehälter zukünftig nur noch vier- bis fünfmal pro Woche leeren.“ Das verschaffe ihnen trotz wesentlich höherer Anschaffungskosten auf lange Sicht einen wirtschaftlichen Vorteil. Ein weiterer Clou: Wie eine Ampel zeigen drei LED-Leuchten in der Frontpartie des Abfallbehäters den Füllstand an. Der wird mittels einer App gleichzeitig über das Mobilfunknetz an die Stadtreinigung übermittelt, die dann punktuell leeren kann.

Doch innovativer Mülleimer hin, Big Belly her: Der entscheidende Faktor bei der Müllvermeidung, mahnte Jutta Blankau, sei und bliebe eben immer der Mensch. „Die Stadt wird nur sauber, wenn alle daran mitarbeiten: Daher gehört Müll in den Mülleimer!“, sagte sie und ließ nebenbei anklingen, dass in ihrer Behörde gerade an einer neuen Müllstrategie gearbeitet werde, was auch die öffentlichen Parks betreffe, für die ja die Bezirksämter zuständig seien. Ob dabei auch die neuen Müllschlucker eine Rolle spielen werden, ließ die Senatorin offen, die dem „Big Belly“-Projekt gegenüber jedoch „außerordentlich positiv“ gegenübersteht.

Hamburgs Flaschen- und Dosensammler tun das vermutlich nicht: Denn die Klappe des Big Belly ist zwar groß, der Müll tief unten in der Presse jedoch ist unerreichbar.