Jürgen-Ulrich Schlüter geht bald in Rente. Einen Nachfolger hat er nicht gefunden

Eimsbüttel. „Berichten Sie doch lieber über was Schönes“, sagt Jürgen-Ulrich Schlüter. Und meint es auch so. Warum denn ausgerechnet über die Schließung seines Fischgeschäftes am Stellinger Weg? Ganz einfach: Weil es eine echte Institution ist. Im Viertel und in ganz Hamburg. Wenn Schlüter im Juli in Rente geht, endet die Geschichte des Familienbetriebs nach mehr als 80 Jahren. Einen Nachfolger hat Schlüter nicht gefunden.

Es gibt nicht wenige in Hamburg, die meinen, dass es bei Schlüter den besten Fisch der Stadt gibt. Eine Fachhandlung der alten Schule, ohne Schnickschnack, dafür mit viel Wissen über Fisch und guter Beratung. Jürgen-Ulrich Schlüter ist seit 45 Jahren dabei. „Direkt von der Handelsschule ins Geschäft.“ Etwas anderes habe er nie machen wollen. Und die Frage habe sich ohnehin nie gestellt.

Schlüter ist in der Fischhandlung aufgewachsen, die 1933 von seiner Tante Käthe gegründet wurde. Schon als Junge hat er nach der Schule mitgeholfen und bessere Zeiten mitbekommen als die vergangenen Jahre. „Früher war der Fisch günstiger, die Arbeiter im Stadtteil haben damals für die ganze Familie eingekauft“, erinnert er sich. Das ist lange her. „Heute kommt der Fisch längst nicht mehr von den Finkenwerder Fischern, sondern aus Dänemark. Das schlägt sich auch im Preis nieder“, sagt er. Weitere Probleme: „Im Viertel wohnen heute sehr viele Singles, die zwar Fisch einkaufen, aber oftmals eben nur noch ein Stück Lachs.“

So wie Fischhandel Schlüter ist es vielen ergangen. Laut Peter Koch-Bodes, Vorsitzender des Fachverbandes für den Fischfachhandel, ist die Zahl der stationären Fischgeschäfte deutlich zurückgegangen – obwohl die Nachfrage nach Fisch nach wie vor hoch ist. Seiner Meinung nach gibt es dafür zwei Hauptgründe: das Nachfolge- und das Kostenproblem. „Heutzutage findet sich kaum noch jemand, der Lust hat, so früh aufzustehen und so viel zu arbeiten“, so Koch-Bodes. „Dazu die Konkurrenz der neuen Frischeabteilungen im Supermarkt und Kostenerhöhungen durch neue Verordnungen und EU-Normen.“ Alles Punkte, die Schlüter so erzählen könnte. Und noch viele mehr. Aber der 64-Jährige mag jetzt nicht alles schlechtreden. „Ich hätte das Geschäft auch noch weitergeführt, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre“, sagt er. Aber irgendwann ist eben auch mal gut. „Wir haben 80 gute Jahre gehabt. Was will man mehr?“, sagt Schlüter. Und wieder meint er es genau so. Und so ist es Schlüter, der am Ende dann doch noch über etwas Schönes berichtet.