Jede elfte Sendung aus Übersee ist illegal – meist handelt es sich um Plagiate. Behörde erwirtschaftet 28 Milliarden Euro

Hamburg . Wenn beim Zollamt in der Hafencity Warensendungen aus Übersee überprüft werden, dann kommt immer öfter in Deutschland Verbotenes zum Vorschein. Das war im vergangenen Jahr bei rund neun Prozent der 49.000 Warensendungen so. „Damit hat sich die Zahl der aus dem Ausland geschickten Warensendungen, die wir gestoppt haben, im Vergleich zu 2012 in etwa verdoppelt“, sagt Jan Thaler, Leiter des Zollamtes Hamburg Stadt. Was aus den Paketen und Päckchen, oft aus Südostasien, zum Vorschein kommt, ist oft kurios und in vielen Fällen auch gefährlich. „Es ist für mich persönlich schon erschreckend, was sich die Leute so schicken lassen“, sagt Colette Hercher, Präsidentin der Bundesfinanzdirektion Nord.

Es sind vor allem Markenfälschungen, egal ob Medikamente wie Viagra, Kinderspielzeug oder Turnschuhe; oft sind die Materialen oder Inhaltsstoffe billigst und gesundheitsschädlich. Bei Medikamenten, die falsche oder gefährliche Inhaltsstoffe enthalten, kann es sogar um Leben und Tod gehen. Auch Ausdünstungen von Turnschuhen aus Billigmaterial sind keineswegs harmlos. Waren früher Pestizide zum Abtöten von Schädlingen die größte Gesundheitsgefahr für die Zoll-Kontrolleure, sind es heute Ausdünstungen von Waren wie Textilien oder Kinderspielzeug. Sie können die Atemwege angreifen und zu Hautausschlag führen.

Auf hohem Niveau bleibt der Zigarettenschmuggel. 64 Millionen unversteuerter Glimmstängel, im Vorjahr waren es 67 Millione, wurden 2013 in Hamburg aus dem Verkehr gezogen. Das ist fast die Hälfte aller bundesweit sichergestellten Schmuggelzigaretten. Neu ist, dass sie jetzt fast ausschließlich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen und legal als eigene Marke hergestellt werden.

Beim Rauschgift liegt der Zoll ebenfalls auf Vorjahresniveau. 385 Kilo Kokain, das sind 36,5 Prozent des 2013 in Deutschland sichergestellten Kokains, wurden in Hamburg aus dem Verkehr gezogen. Dazu kamen 70 Kilo Haschisch. Die Drogen, so die Erkenntnisse der Fahnder, waren oft nicht für Hamburg bestimmt. Neu ist, dass statt eines großen, mehreren „kleinere“ Fälle zu der Sicherstellungsmenge führten. Neu ist auch, dass vermehrt Grundstoffe für die Herstellung synthetischer Drogen vom Zoll gefunden werden.

Beim Thema Schwarzarbeit, auch hier ist der Zoll für die Bekämpfung zuständig, richtet man sich auf die verstärkte Kontrolle von Mindestlöhnen ein. Erste Erfahrungen hat man bereits, da im Reinigungs- und Baugewerbe bereits ein Mindestlohn gilt. Vergangenes Jahr wurden bei Kontrollen Verstöße festgestellt, die ein Schadenssumme von 76 Millionen Euro, 21 Prozent mehr als 2012, versursacht haben. Das gehört zur „Sicherung der Staatseinnahmen“, dem Kerngeschäft des Zolls. Auch hier ist die Bundesfinanzdirektion Nord führend: 38 Milliarden Euro der bundesweit 119 Milliarden vom Zoll eingezogenen Steuern konnte sie für sich verbuchen.