Am vergangenen Donnerstag begann der kalendarische Frühling. Und der Blick vor die eigene Haustür bestätigt dies auch: Der Winter ist vorbei. Vorbei? War die kalte Jahreszeit denn überhaupt schon da? In Hamburg hatten wir in den letzten Monaten an keinem einzigen Tag eine wirkliche Schneedecke, Weihnachten war es 12 Grad warm, und die Sonne schien an manchen Januartagen bis zu sechs Stunden täglich. Kein Wunder also, dass laut Wetterstatistiken der Winter 2013/ 2014 zu den fünf wärmsten in der Geschichte gehört. Schnell wird dies mit den Auswirkungen des Klimawandels erklärt: Temperaturen steigen, Gletscher schmelzen und Schneesicherheit gibt es nur noch über 2000 Meter. Diese und weitere Befürchtungen wie ein Anstieg des Meeresspiegels, Dürre und Hitzeperioden, Wassermangel oder die generelle Zunahme von Wetterextremen werden sich in den kommenden Jahrzehnten zweifellos bewahrheiten. Dennoch hält sich – auch zwanzig Jahre nach dem Inkrafttreten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen – innerhalb der Hamburger Bevölkerung die Angst vor dem Klimawandel in überschaubaren Grenzen. Lediglich jeder zweite Bewohner unserer Stadt glaubt daran, dass der Klimawandel gravierende Auswirkungen auf Hamburg mit sich bringen wird. Mehrheitlich Sorgen machen sich nur die formal höher gebildeten Hanseaten sowie die älteren Mitbürger über 55 Jahre. Dagegen zeigt sich die junge Bevölkerung relativ entspannt – was mich persönlich ebenso verwundert wie die Tatsache, dass die Sorge bei den Hamburgern ohne Kinder im Haushalt höher ist als bei denjenigen mit Nachwuchs daheim. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt zeigen wir Hamburger uns zudem weniger besorgt als die restliche Bevölkerung Deutschlands.

Welche Fakten lassen sich zum Thema Klimawandel festhalten? 1987 hat der sogenannte ökologische Fußabdruck der Menschheit, die Regenerationsfähigkeit der Erde zum ersten Mal überschritten. Seitdem verbrauchen wir mehr Ressourcen als wieder gebildet werden können. Maßgeblich getragen wird diese Entwicklung durch die weltweit steigende Bevölkerung (jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um rund 80 Millionen) sowie unseren Lebensstil, der je nach Land jedoch stark variiert. Würden alle Menschen zum Beispiel einen amerikanischen Lebensstil pflegen, dann dürfte die Weltbevölkerung bei gerade einmal 1,4 Milliarden liegen, um den Ressourcenverbrauch ausgeglichen zu gestalten. Auch der europäische Lebensstil ist nicht sehr viel umweltschonender und würde eine Anzahl von gut zwei Milliarden Menschen auf unserem Planeten zulassen. Ende 2013 Jahres lag die Weltbevölkerung jedoch bei über 7,2 Milliarden und gerade für die Einwohner von Schwellen- und Entwicklungsländern gilt ein westlicher Lebensstil als erstrebenswert.

Es ist demnach an uns, umzudenken und Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen. Rein moralisierende Verzichtsparolen mit erhobenem Zeigefinger versprechen allerdings geringe Erfolgschancen. Die Bevölkerung ist jedoch bereit, das eigene ökologische Verhalten zu verändern, wenn sich dieses auch ökonomisch lohnt. Ein neuer Heizkessel für Warmwasserheizungen hat sich beispielsweise oftmals schon nach fünf Jahren amortisiert. Und durch den Verzicht auf den Stand-by- Modus von Fernseher, Kaffeemaschine, Hi-Fi-Anlage und Co. lassen sich pro Haushalt rund 100 Euro im Jahr einsparen. Würden alle Bundesbürger dies übrigens tun, ließen sich über 22 Milliarden Kilowattstunden Strom einsparen. Wie viel das ist? In etwa doppelt so viel wie Hamburg pro Jahr an Strom verbraucht.

Ansonsten sind derzeit die meisten von uns zu einem ressourcenschonenderen Leben nur dann bereit, wenn die eigene Lebensqualität nicht zu stark beeinflusst wird. Schwer tun wir uns damit, öfter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, seltener Fleisch zu essen, den Urlaub in Deutschland zu verbringen anstatt in ferne Länder zu fliegen, weniger zu heizen oder heißes Wasser zu verbrauchen. Sinnvoll wären derartige Verhaltensänderungen aber.

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht an dieser Stelle jede Woche exklusiv Ergebnisse ihrer Repräsentativbefragungen für das Hamburger Abendblatt. Hierfür wurden jeweils 1000 Hamburger und 2000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung – Professor Dr. Ulrich Reinhardt – interpretiert die Ergebnisse.