Eine Radlerin entdeckt einen Tierkadaver und will ihn beseitigen lassen. Ein Vorhaben, das zur Posse wird: Denn für Hasen gelten andere Regeln als für Kaninchen

Wandsbek. Wie viele Wildkaninchen es in Hamburg gibt, ist unbekannt. Als sicher dürfte dagegen gelten, dass die Zahl der Hamburger, die unterscheiden können, ob es sich bei dem jeweiligen Tier um einen Hasen oder eben ein Kaninchen handelt, weit darunter liegt. Manuela Mühlmann kennt den Unterschied, aber das half ihr auch nicht weiter.

Denn kürzlich entdeckte sie am Fahrradweg Überseering/Hebebrandstraße einen Tierkadaver. Da dieser an den folgenden Tagen immer noch dort lag, rief sie die Hotline der Stadtreinigung „Saubere Stadt“ an, in der Hoffnung, das Tier würde entfernt. Als Antwort erhielt Mühlmann den Hinweis, für die Entsorgung von Tierkadavern sei das Hygieneinstitut zuständig. Dort wiederum wurde die junge Frau gefragt, ob es sich um ein Kaninchen oder einen Hasen handele. Da der Anblick eines toten Tieres für gewöhnlich nicht schön ist, antwortet Manuela Mühlmann, genau hingeschaut habe sie nicht, aber es sei wohl ein Kaninchen.

Die Kollegin vom Hygieneinstitut meinte daraufhin, ihre Behörde sei nur für Hasen zuständig. Wenn es sich um ein Kaninchen handele, so könne dieses im Hausmüll entsorgt werden. Vorsorglich riet die Beamtin noch, Manuela Mühlmann solle sich bei der Entsorgung tunlichst Handschuhe anziehen. Da Manuela Mühlmann den Kadaver mehr als zehn Kilometer zu ihrer privaten Mülltonne hätte transportieren müssen, recherchierte sie weiter. Beim Ordnungsamt fand sie heraus, dass der bezirkliche Ordnungsdienst zum 1. Januar 2014 aufgelöst wurde, sie aber die Stadtreinigung anrufen könne.

Die dortige Mitarbeiterin ließ sich auch durch erneutes Bitten nicht erweichen, empfahl Manuela Mühlmann allerdings, sich an die Polizei zu wenden. Ein Mitarbeiter des Polizeikommissariats 33 erwies sich als geduldiger Zuhörer und schickte einen Streifenwagen an den Ort des Tierkadavers. Wer bei der Stadtreinigung, dem Institut für Hygiene oder der Gesundheitsbehörde nachfragt, erfährt, dass „herrenlos“ aufgefundene Tierkörper, sofern es sich um größere Wildtiere handele, vom Hygieneinstitut beseitigt würden. Körper kleinerer Wildtiere würden hingegen nur abgeholt, wenn sie ein Krankheitsrisiko für Menschen darstellten.

Inzwischen ist das tote Tier – ob nun Hase oder Kaninchen – beseitigt worden. Vermutlich von der Polizei. Schließlich hatte der Beamte erklärt: „Wenn es sonst keiner macht, dann müssen wir es ja machen.“