Eine Glosse über Vor- und Nachteile von E-Books und echten Büchern von Claudia Eicke-Diekmann

Lesen ist ganz sicher das letzte Refugium des Menschen, wenn es darum geht, allein mit sich und seinen Gedanken in fremde Welten einzutauchen. Als Mensch mit anglophilen Neigungen lese ich gern Romane amerikanischer Schriftsteller. Derzeit arbeite ich mich durch Tom Wolfes „Back to Blood“.

Nun leide ich unter zunehmendem Platzmangel im Bücherregal, und da kam mir die Erfindung der E-Books gerade recht. Was für eine Aussicht – auch im Hinblick auf künftige Urlaube: Schwerer Lesestoff auf feder-leichtem E-Reader im Handgepäck. Kein Stift nötig, um bemerkenswerte Stellen anzukritzeln, kein Ärger mit aus dem Buch fallenden Lesezeichen.

Die euphorisch-digitale Periode endete allerdings abrupt an dem Tag, als ich (auf Papier) las, dass mein Leseverhalten, etwa Umblättergeschwindigkeit und Lesezeichensetzen, beobachtet wird. Das Gerät registriert meine Schwächen (sie muss den Absatz fünfmal lesen, um ihn zu verstehen) wie Stärken (immerhin, sie liest das Buch im Original). Natürlich können mir Marketingstrategen so passende Angebote machen („Easy Reading for Beginners“). Seit Snowden wissen wir aber, dass Infos über Vorlieben des Lesers, für Stoffe und Autoren ganz sicher mithilfe anderer digitaler Informationen zu einem geheimdiensttauglichen Profil des Lesers zusammengepuzzelt werden können.

Darum möchte ich nicht länger in meinem literarischen Gedankenrefugium beobachtet werden. Koffergewicht hin – Raumnot im Bücherregal her. Zurück zum Papier, lautet mein Beschluss. Oder frei nach Tom Wolfe: Back to Blatt.