Ein anonymes Flugblatt gegen die geplante Unterkunft am Volksdorfer Grenzweg empört die Anwohner. Ein Freundeskreis mit 90 Bürgern will nun helfen. „Das kann man nicht so stehen lassen“, sagte ein Bergstedter.

Bergstedt. In Bergstedt kursiert ein ausländerfeindliches Flugblatt, das Stimmung macht gegen die Flüchtlingsunterkunft am Volksdorfer Grenzweg. Unterschrieben nur mit „Ihre besorgte Nachbarschaft“, landete es in diversen Briefkästen des beschaulichen Stadtteils im Norden der Hansestadt.

Bedacht wurden vorwiegend die Häuser der Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft um das kleine Einkaufszentrum am Volksdorfer Damm herum. Es sollen acht Holzpavillons mit Drei-Zimmerwohnungen für 170 Flüchtlinge gebaut und ab Oktober bezogen werden.

Der oder die Schreiber behaupten, dass die Unterkunft ihnen „ihr Bergstedt nimmt. Die Zeiten, in denen wir ungestört spazieren gehen konnten, werden wohl der Vergangenheit angehören“, heißt es. „Auch unsere Kinder müssen geschützt werden, im Umfeld von Asylantenheimen blüht oftmals der Drogenhandel auf. Lärm, Müll und Unrat aller Art sind auch oft negative Begleiterscheinungen.“

Menschen, die sich in Bergstedt ein Haus gekauft hätten, könnten sich nun betrogen fühlen, da die Bergstedter mit den 170 Flüchtlingen am Volksdorfer Grenzweg „die Hauptlast des Asylbetruges“ tragen müssten. In dem Flugblatt werden die Flüchtlinge als Scheinasylanten bezeichnet.

Der Bergstedter Niels Hanßen, der das Pamphlet in seinem Postkasten fand, reagierte bestürzt und empört auf das „unglaublich dumme Zeug, was da verbreitet wird. Es ist ungeheuerlich, solche Hetztiraden rauszulassen, ohne auch nur ein Wort über das Schicksal der Leute zu wissen, die kommen werden. Das kann man nicht so stehen lassen“, so Hanßen.

Dem dürften sich viele Bergstedter anschließen: Schon im November 2013 hatten etwa 90 Menschen im Stadtteil einen Freundeskreis zur Unterstützung der Flüchtlinge gegründet. Sie wollen ehrenamtlich dolmetschen, Deutsch unterrichten, Kindern bei den Hausaufgaben helfen, Behördengänge begleiten und den Kontakt zwischen Nachbarn und Bewohnern der Unterkunft fördern. „Die vordringliche Aufgabe wird es sein, auf die Bergstedter zuzugehen und Bedenken gegen die Unterkunft aufzugreifen“, hatte damals Stephan Papke vom Freundeskreis gesagt.

Offenbar ist das bisher nicht bei allen gelungen, zumal die radikalen Gegner der Unterkunft nicht offen auftreten. Viele trauten sich nicht mehr, ihre Meinung offen zu sagen, heißt es im Flugblatt. Schon bei der ersten Bürgerinformation im Oktober 2013 war ein anonymes Pamphlet zweifelhaften Inhalts verbreitet worden.