Hamburg boomt. Hamburg wächst. Kurzum, das Leben und Wohnen in der Hansestadt ist sehr beliebt. Entgegen der bundesdeutschen Entwicklung kann sich unsere Stadt in den kommenden 20 Jahren auf rund 100.000 zusätzliche Einwohner einstellen. Wie und wo aber wollen wir dann eigentlich wohnen? Zentral in der Innenstadt, im Reihenhaus am Stadtrand oder doch lieber im Grünen?

Fest steht: Unabhängig von Geschlecht, Alter oder Einkommen bleibt die Stadtwohnung mit Balkon oder Terrasse der beliebteste Wohnwunsch der Hamburger. Alle anderen Wohnformen unterscheiden sich sehr stark innerhalb der Bevölkerung. Erwartungsgemäß ist das familienfreundliche Haus mit Garten für die mittleren Altersgruppen besonders erstrebenswert, wohingegen das seniorenfreundliche Eigenheim die älteren Hanseaten besonders anspricht. Spannend sind u.a. die Einstellungen zum „alleine wohnen“: Derzeit ist mehr als jeder zweite Haushalt in Hamburg ein Singlehaushalt – in den wenigsten Fällen scheint dies jedoch freiwillig so zu sein. Lediglich drei Prozent der Hamburger möchten in 20 Jahren alleine leben, selbst von den Singles im mittleren Alter können sich das lediglich acht Prozent vorstellen. Allerdings träumt fast jeder vierte Jugendliche davon, in 20 Jahren alleine zu wohnen, und nur jeder zwölfte kann sich vorstellen dann in einem Eigenheim mit Kindern zu leben. Ebenfalls etwas überraschend ist, dass das Generationenhaus – also Großeltern, Eltern und Kinder gemeinsam unter einem Dach – nicht überwiegend von den älteren Hamburgern favorisiert wird, sondern viel eher von der mittleren Generation. Sie verbinden das Angenehme des direkten Familienkontaktes mit dem Nützlichen, und hoffen so Job und Kinder sowie sicherlich auch die Pflege der Eltern leichter unter einen Hut zu bekommen. Als eine Wohnform mit steigender Beliebtheit erweist sich die Rentner-Wohngemeinschaft, die von mehr als jedem sechsten Ruheständler als Alternative betrachtet wird. Wenn sich diese durchsetzt, kann es in wenigen Jahren mehr Senioren- als Studenten-WGs geben.

Groß sind aber auch die unterschiedlichen Vorstellungen zwischen den Stadtvierteln: So träumt fast jeder vierte Bergedorfer von Service-Wohnen mit Dienstleistungen direkt im Haus und achtmal häufiger können sich die Bürger dort ein Leben auf dem Land vorstellen, als Einwohner im Stadtbezirk Hamburg-Nord. Dafür begeistern diese sich wiederum am meisten von allen Hamburgern für die Stadtwohnung. Nirgendswo ist das altersfreundliche Eigenheim beliebter als in Eimsbüttel, wohingegen die Wandsbeker die Rentner-WGs und die Harburger das Generationenhaus besonders schätzen. Die Bürger in Hamburg-Mitte wünschen sich das kinderfreundliche Eigenheim und besonders viele Einwohner Altonas wollen in 20 Jahren gerne im Reihenhaus am Stadtrand wohnen.

In der Gesamtbetrachtung sind zwei Punkte besonders hervorzuheben: Zum einen bleibt das Naturelement, trotz des Rückzuges in die Städte ein zentrales Motiv. Über alle Altersstufen hinweg bleiben Garten, Terrasse oder Balkon populär – sozusagen das eigene Stück Land in der Stadt. Und wer sich nicht an einem eigenen Garten erfreuen kann, der bleibt trotzdem in der Stadt und genießt die Natur in Planten un Blomen, im Stadt-, Jenisch- oder Volkspark oder einem der zahlreichen anderen Grünanlagen unserer Stadt – denn immerhin stehen fast sieben Prozent der Stadtfläche zur Naherholung zur Verfügung.

Zum anderen zeigt sich deutlich die soziale Komponente des Wohnens. Derzeit verbringen wir mehr als 60 Prozent der Lebenszeit in unserer Wohnung oder unserem Haus. Weitere 15 Prozent noch in der unmittelbaren Nähe der eigenen vier Wände. Da lohnt es sich, sein soziales Umfeld genau zu kennen. Insofern ist nicht unbedingt das wie oder wo entscheidend, sondern viel eher das mit wem. Junge wie alte Bürger wollen im Wesentlichen getreu dem Motto leben: Hauptsache gemeinsam und nicht einsam.

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht an dieser Stelle jede Woche exklusiv Ergebnisse ihrer Repräsentativbefragungen für das Hamburger Abendblatt. Hierfür wurden jeweils 1000 Hamburger und 2000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung – Professor Dr. Ulrich Reinhardt – interpretiert die Ergebnisse.