Egal ob Sie arbeitslos sind, auf der Suche nach dem ersten Job oder beruflich einfach einmal etwas anderes machen wollen: Mit diesen Tipps von unseren Karriere-Profis finden Sie Ihre neue Stelle.

Job verloren? In der Firma rumort es, und Sie denken, es sei gut, schon mal die Fühler nach einer neuen Stelle auszustrecken? Oder Sie sind Berufseinsteiger und gehen zum ersten Mal so richtig auf Jobsuche? Lassen Sie sich auf die Sprünge helfen.

„Zuerst muss ich mir klar darüber werden, was ich überhaupt will“, sagt Carolin Best. Sie ist Coach und Karriereberaterin in Hamburg. „Wo soll der gesuchte Job sein – nahe meines Wohnortes, oder würde ich dafür auch umziehen?“, gibt sie ein Beispiel. Wer von außerhalb nach Hamburg kommt, kann sich hier zum Beispiel oft über ein relativ gutes Gehalt freuen. „Im Süden und Westen Deutschlands wird zwar meist besser gezahlt als im Osten und Norden“, sagt Heike Friedrichsen von der Vergütungsberatung PersonalMarkt. Eine Ausnahme aber sei Hamburg: „Laut unserem aktuellen Regionenranking liegt das Gehaltsniveau bei 106,2 Prozent – also über dem Bundesdurchschnitt.“ Faktoren wie Berufserfahrung und Unternehmensgröße beeinflussen die Verdienstmöglichkeiten jedoch noch einmal erheblich.

Dienstleistungsunternehmen prägen den Standort Hamburg

Konzerne etwa zahlen höhere Gehälter als der Mittelstand. Doch das allein sollte nie das Kriterium sein. Schon allein, weil der Jobsucher seine Aussichten deutlich vergrößert, wenn er auch die kleinen und mittelständischen Firmen ins Visier nimmt. Schließlich gilt Hamburg als Hochburg des Mittelstands und der Familienunternehmen. Kommt vielleicht sogar ein Branchenwechsel infrage? Als Kaufmann, Marketingreferent, Informatiker oder Sachbearbeiter kann man in vielen Bereichen tätig werden – gerade in Hamburg und seinem Umland, wo mit Sektoren wie Kommunikation, Luftfahrt, Hafen, Logistik, Tourismus, Gesundheit und vor allem der Dienstleistungsbranche eine enorme Branchenvielfalt herrscht.

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Wozu die umfangreichen Vorüberlegungen? Vor allem für mehr Zielgenauigkeit in der Stellensuche: So können potenzielle Bewerber entscheiden, welche Stellenausschreibung interessant sein könnte, und leichter Unternehmen finden, bei denen sich eine Initiativbewerbung lohnt.

Auf diese Art und Weise zweigleisig zu fahren, also sowohl auf Inserate der Unternehmen zu reagieren als auch sich bei Arbeitgebern auf eigene Faust zu bewerben, empfiehlt Anja Gogol, Coach und Beraterin für berufliche Orientierung. „Ausschreibungen finden Sie in regionalen und überregionalen Zeitungen, im Internet, etwa bei stellenanzeigen. de, oder bei der Arbeitsagentur.“ Letztere verfüge immer noch über die größte Job-Datenbank in Deutschland, erklärt die Karriereexpertin.

Darüber hinaus empfiehlt Gogol, berufsspezifische Medien auf Stellenannoncen zu durchforsten. „Da gibt es online zum Beispiel runningoffice.com für kaufmännische und Sekretariats-Aufgaben oder dasauge.de für Medienberufe.“ Sie alle bieten ihren Nutzern in der Regel auch die Möglichkeit, das eigene Berufsprofil online zu stellen und sich von den Personalreferenten der Unternehmen finden zu lassen.

Mit wessen Aufgabenspektrum oder Produkt kann ich mich identifizieren?

Unternehmen für eine Initiativbewerbung zu finden erfordert ein wenig mehr Eigenrecherche. Am besten, man schaut sich dafür auf den Internetseiten der Firmen (googeln, z. B. mit „Logistikunternehmen Hamburg“) und in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen um: Mit wessen Produkt oder Dienstleistung kann ich mich identifizieren? Welche Firmenphilosophie spricht mich an? Welchem Arbeitgeber geht es wirtschaftlich gut, so dass ich davon ausgehen kann, er braucht personelle Unterstützung? Das sind die Fragen, die Jobsuchende an dieser Stelle leiten sollten.

Auch ein bisschen „schräg“ zu denken hilft bei der Jobsuche. „Budni oder Edeka sind nicht nur Läden für Drogerieprodukte und Lebensmittel“, sagt Anja Gogol. „Auch solche Unternehmen haben selbstverständlich eine Verwaltung, ein Lager, eine Marketing- und Personalabteilung.“ Wer ein bevorzugtes Geschäft oder ein Lieblingsprodukt hat, sollte also ruhig einmal entlang dessen Produktions- oder Lieferkette nach interessanten Stellen fahnden.

Initiativbewerbungen sind sinnvoll, wenn man eine echte Lieblingsfirma hat

Die Mühe lohnt sich. Karrierecoach Carolin Best sagt, sie höre immer wieder von erfolgreichen Initiativbewerbungen. „Es klappt oft, weil man nicht Hunderte Mitbewerber hat, wie bei einer Stellenausschreibung.“ Allerdings sollten Jobsuchende ihre Initiativbewerbungen auch nicht in Massen aussenden. „Sie sind wirklich nur dann sinnvoll, wenn man sich ein richtiges Lieblingsunternehmen ausgeguckt hat“, betont Best. „Denn nur wenn man mit Herzblut dabei ist, kommt das auch im Bewerbungsschreiben zum Ausdruck.“

Womit wir bei der zweiten großen Hürde für jeden Stellensuchenden wären: die Bewerbungsunterlagen. „Bevor ich auf Jobsuche gehe, muss ich sie erst einmal aktualisieren“, sagt Carolin Best. Sie rät dringend dazu, in ein Foto vom Profi-Fotografen zu investieren. „Man braucht ein ausdrucksstarkes Bild, mit dem man sich von der Masse abhebt.“ Außerdem gute Scans seiner Bescheinigungen und Arbeitszeugnisse. Schließlich wollen heute die meisten Unternehmen Bewerbungen am liebsten auf elektronischem Wege erhalten.

Außer dem umgekehrt chronologischen Lebenslauf – die aktuellste Station steht immer oben – ist auch das Anschreiben eine echte Herausforderung. „Wenn man auf eine Stellenausschreibung reagiert, sollte man darauf achten, sich im Anschreiben darauf zu beziehen, was das Unternehmen in der Anzeige fordert“, sagt Anja Gogol. „Man muss nicht alle Anforderungen abdecken“, schränkt sie ein, „aber auf jeden Fall die wichtigsten“.

Allerdings nicht wortwörtlich. „Suchen Sie sich alternative Begriffe“, regt Gogol an. „Zum Beispiel auf openthesaurus. com, dort kann man sich Synonyme vorschlagen lassen.“ Oder andere Worte aus dem jeweiligen Themenkomplex finden: So passen zu Sätzen, in denen man von „Verantwortung“ schreibt, Begriffe wie Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit, wie openthesaurus verrät. „Wie man Bewerbungen im Detail schreibt, darüber gibt es unzählige Ratgeber“, sagt Carolin Best. „Es ist sinnvoll, davon mal einen in die Hand zu nehmen.“ Wer die Kosten dafür scheut: Auch in Hamburgs Bibliotheken gibt es heute Lektüre zum Verfassen von Bewerbungen.

„Darüber hinaus sind Netzwerke das A und O im beruflichen Kontext“, sagt Carolin Best. „Aber man muss sie als langfristige Investition sehen.“ Kurz einmal über Xing ein paar Kontakte machen und darauf hoffen, dass sie einem bei der Jobsuche helfen, ist in der Regel vergeblich.

Wem es nicht liegt, sich zu vernetzen, sollte sich nicht dazu zwingen

Außerdem muss man der Typ dafür sein. „Wenn es mir eigentlich nicht liegt, mich online zu vernetzen, dann sollte ich mich nicht dazu zwingen“, erklärt Anja Gogol. „Man erreicht nur etwas, wenn man auch Spaß daran hat.“ Sich einfach nur bei LinkedIn oder seinem Berufsverband zu registrieren, bringt noch keine aktiven Kontakte.

Nicht zuletzt sind auch Personalagenturen nützliche Helfer bei der Jobsuche. Viele arbeiten branchenspezifisch, einige haben sich auf Führungsjobs, andere auf die Ebene der Mitarbeiter spezialisiert. „Kienbaum und Michael Page zum Beispiel vermitteln Personal für Führungspositionen“, sagt Karriereexpertin Carolin Best. „Wenn ich aber Sachbearbeiter bin, ist es erfolgversprechender, mich an das Hanseatische Personalkontor, an die DIS AG oder Arbeit und Mehr zu wenden.“

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