Ein Kommentar von Geneviève Wood

Ganztagsschulen sind bildungs- und familienpolitisch ein Gewinn. Aber nur, wenn die Verantwortlichen keine halben Sachen machen. Von Anfang an mahnten die Kritiker der ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen (GBS), die Reform nicht zu überstürzen. Sie hatten Bedenken, dass der Grundsatz gilt: Masse statt Klasse. Weiterer Kritikpunkt war von Anfang an: Die Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen drohe im Vergleich zur bisherigen Hortbetreuung zum Sparmodell zu verkommen.

Diese kritischen Eltern und Erzieher können sich nun bestätigt fühlen, denn vieles läuft noch nicht rund. Mal ist es die schlechte Essenssituation an den Schulen, mal sind Erzieher damit beschäftigt, Anwesenheitslisten zu führen, statt ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen zu können.

Das weckt kein großes Vertrauen in diese Schulform. Dabei könnte doch das GBS-Modell für Grundschulen ein Einstiegsmodell werden mit der Option, doch noch eine echte Ganztagsschule zu werden, bei der der Alltag rhythmisiert ist. Schulsenator Ties Rabe (SPD) führt regelmäßig Statistiken an und betont, dass Hamburg beim Ausbau des Ganztags ganz weit vorn liege. Das allein genügt nicht. Es war versprochen worden, dass die ganztägige Bildung und Betreuung besser werde als die Hortbetreuung.

Immerhin ist ein erster Schritt getan, die Sorgen der Eltern ernster zu nehmen als bisher. In der vergangenen Woche haben sich Vertreter der Schulbehörde und Unterzeichner der Onlinepetition zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Gespräch getroffen. Jetzt plant die Behörde eine Überprüfung. Warum nicht viel eher?