Das alte Cruise Center am Großen Grasbrook soll größeren Abfertigungshallen mit Hotel weichen. Das Kreuzfahrtgeschäft boomt: 2021 werden fast doppelt so viele Passagiere in Hamburg erwartet.

HafenCity. Hamburg erweitert seine Kapazität für das boomende Kreuzfahrtgeschäft. Nach der Ankündigung des Senats, ein drittes Kreuzfahrtterminal am südlichen Elbufer zu bauen, soll nun auch das Cruise Center in der HafenCity von Grund auf erneuert werden. Vom Jahr 2016 an soll das bestehende Provisorium durch einen deutlich größeren Neubau mit Hotel ersetzt werden, sagte André Stark, Sprecher der HafenCity GmbH, dem Abendblatt und bestätigt damit einen Bericht von NDR 90,3. Schon im Jahr 2018 soll das erneuerte Terminal fertig sein.

Nach Abendblatt-Informationen wird sich dabei die Fläche für die Passagierabfertigung erheblich vergrößern. Zwei Ebenen mit 3000 Quadratmeter Nutzfläche und Tiefgarage sind vorgesehen. Zum Vergleich: Das jetzige Terminal am Großen Grasbrook verfügt über 1200 Quadratmeter. Zudem soll der Neubau im Vergleich zum Vorgänger funktional aufgestockt werden. In der entsprechenden Senatsdrucksache ist von einem Hotel über den Abfertigungshallen die Rede. „Das städtebauliche Konzept der HafenCity sieht an dieser Stelle einen Neubau mit insgesamt 30.000 Quadratmeter Nutzfläche vor“, sagt André Stark. Investor des Projekts soll das Überseequartier-Konsortium sein. Ziel ist ein zukunftsfähiges Abfertigungsgebäude für zwei Liegeplätze.

Laut Planungsunterlagen verpflichtet sich der Investor dabei, die beiden Abfertigungsgeschosse der Stadt dauerhaft und kostenlos zur Verfügung zu stellen. Zudem sollen vor dem Erdgeschoss genügend Taxis und Busparkplätze bereitgestellt werden. Im Gegenzug sei die Stadt für den Unterhalt der Kaimauern zuständig. Die Fläche am Elbufer soll frei zugänglich bleiben. Laut HafenCity GmbH werde eine der alten Hallen bis zum Ende der Bauarbeiten bestehen bleiben.

Nachdem im vergangenen Jahr 550.000 Passagiere und 177 Kreuzfahrtschiffe an den beiden Terminals in Altona und der HafenCity abgefertigt wurden, rechnen Experten für das neue Jahr mit mehr als 600.000 Passagieren. 191 angemeldete Schiffsanläufe lassen jedenfalls ein weiteres Rekordjahr mit einer Steigerungsrate von rund zehn Prozent vermuten. „Wir sind uns sicher, dass wir es mit einem langfristigen Trend zu tun haben“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Denn laut einer Studie des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik kann Hamburg bereits im Jahr 2021 mit mehr als einer Million Kreuzfahrtreisenden rechnen.

Nicht zuletzt deshalb hatte der Senat am Dienstag den raschen Bau eines dritten Kreuzfahrtterminals in Steinwerder beschlossen. Für 75 Millionen Euro soll am südlichen Elbufer binnen eines guten Jahres ein Abfertigungsgebäude mit Zu- und Abfahrten, Gepäckumschlag, Parkplätzen und Fähranleger entstehen. Im Februar soll die Bürgerschaft zustimmen, im März mit dem Bau begonnen werden.

Dass bereits im Sommer 2015 die ersten Passagiere am neuen Terminal begrüßt werden können, bezweifelt allerdings Anjes Tjarks, hafenpolitischer Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Er kritisiert, dass die Zeitpläne absehbar nicht eingehalten werden könnten. Unter anderem lägen noch keine Baupläne vor.

„Wenn Touristen auf einer Baustelle abgesetzt werden, ist das alles andere als Werbung für Hamburg“, sagt Tjarks. Abgesehen davon sei von einer umweltfreundlichen Landstromversorgung keine Rede. Gleichwohl sei eine neue Nutzung des Central Terminals Steinwerder (CTS) bei stagnierenden Containerzahlen der richtige Weg. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Wertschöpfung höher sei als die bisherige Nutzung. Um Steuerzahler beim Ausbau der Kreuzfahrt-Infrastruktur nicht unnötig zu belasten, sollen Passagiere künftig an allen drei Hamburger Terminals eine Gebühr entrichten. Sie soll unter 10 Euro liegen, sagte Senator Horch. Zudem begründe sich die Ausbauoffensive in den geänderten Anforderungen beim Abfertigen einzelner Schiffe. Demnach seien mitunter 6000 bis 8000 Passagiere gleichzeitig durch die Terminals zu schleusen. Das alte Cruise Center in der HafenCity wirkt beispielsweise winzig, wenn Schiffe wie die „Queen Mary 2“ festmachen.

Das provisorische Terminal in der HafenCity war 2004 ohnehin als vorübergehende Empfangshalle gebaut worden – fünf Container lang, drei Container hoch. Die Gestaltung habe von Anfang an den bewusst temporären Charakter des Gebäudes unterstrichen. Verantwortlich war das Hamburger Architekturbüro Renner Hainke Wirth Architekten. Das Dach konstruierte der renommierte Tragwerksplaner Werner Sobek. Maximal 800 Personen fanden bei Veranstaltungen zeitgleich Platz.

Wie viele Personen im neuen Gebäude zeitgleich unterkommen und wie viele Betten das neue Hotel haben wird, konnte HafenCity-GmbH-Sprecher André Stark noch nicht sagen. Es handele sich vorerst um Planungen, die konkretisiert werden müssten.

Zum ersten Mal endete 2013 eine Hamburger Kreuzfahrtsaison am 31. Dezember (mit der „Boudicca“) und hat im neuen Jahr auch schon wieder mit der „Queen Victoria“ begonnen. Im Vergleich zu 2012, als 430.000 Passagiere in Hamburg gezählt wurden, wuchs die Zahl der Passagiere um 29 Prozent.