Hamburg wird Paketpionier. Wegen des Mindestlohns sei die Zustellung mit Lieferwagen nicht mehr rentabel, betonen die Unternehmen.

Hamburg. Januar 2014: Nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Sicherung des Drohnenstandorts Deutschland“ einigen sich die Unternehmen der Logistikbranche mit dem Senat, die Hansestadt als „Pilot-Standort“ für die unbemannte Paket-Luftzustellung zu nutzen. Wegen des Mindestlohns sei die Zustellung mit Lieferwagen nicht mehr rentabel, betonen die Unternehmen.

Die DHL will im Februar mit der Pilotdrohne „Yellow One“ starten. UPS hat die „Air For CE 1“ geordert. Die CDU kritisiert das „Paketbeschleunigungsprogramm“ als unnütz und teuer und fordert den Ausbau eines unterirdischen Paket-Rohrpost-Systems.

17. Februar: Elf Tage nach Start präsentiert die Deutsche Post stolz ein Foto mit Hanna-Lotte Hohenstein aus Hoheluft-Ost, bei der die erste erfolgreiche Zustellung eines mit zwei Schuhen (Pumps „Tamaris“, Größe 38, graphitschwarz) befüllten Standardpakets erfolgt ist. Hohenstein schickt die Schuhe umgehend zurück, um „Pier One“, kastanienbraun, in Größe 37 zu ordern.

24. März: Die DHL-Luftflotte ist mit 3000 Drohnen im Luftraum Hamburg auf voller Einsatzstärke. UPS hat 2650 Stück bestellt, Hermes kündigt mit der chinesischen Billigdrohne „Himmlischer Frieden“ einen Preiskampf an.

21. April: Innensenator Michael Neumann will die Sub-Luftraum-Überwachung ausweiten, nachdem es in den vergangenen 14 Tagen zu sechs Drohnen-Luftkollisionen und vier Abstürzen kam. Vor allem der Fall der Eilbeker Rentnerin Hildegard Hansen sorgte für Empörung, als eine abgestürzte UPS-Drohne ihren neun Jahre alten Königspudel Franz III. am rechten Hinterlauf eine klaffende Fleischwunde zufügte.

4. Mai: DHL, UPS und Hermes gründen das Gemeinschaftsunternehmen Package-Control. Die Steuerungs-Überwachungs-Leitstellen-Zentral-Einheit (SÜLZE) für die norddeutsche Sub-Luftraum-Überwachung wird in Fuhlsbüttel eingerichtet.

6. Mai: FedEx und DPD steigen als Letzte in den Drohnenmarkt ein und kündigen einen „knallharten Preiskrieg“ an.

26. Mai: Gewerkschaften und Linke fordern, die 3650 entlassenen Paketzusteller zu „Drohnenlotsen“ umzuschulen. Vertreter der Logistikbranche erklären, das würde sich nicht rentieren, man sei dabei, Lotsendrohnen zu entwickeln.

4. Juni: Auf Höhe der Kieler Straße/Ecke Holstenkamp stürzt eine DHL-Drohne aus zunächst ungeklärter Ursache ab. Drei Tage später erklärt das Unternehmen, die Drohne sei abgeschossen worden. Gerüchte, dass die Konkurrenz nordkoreanische Kampfdrohnen einsetze, können zunächst ebenso wenig bestätigt werden wie Berichte darüber, dass arbeitslose Paketzusteller mit selbst gebastelten Boden-Drohnen-Raketen Sabotageakte verübt hätten.

18. Juni: Angesichts von 14.850 in Hamburg eingesetzten Paketdrohnen fordern Nabu und BUND ein Drohnenverbot. Als Sofortmaßnahme sollten Flugverbotszonen über Naturschutzgebieten und Parks eingerichtet werden.

24. Juli: Zwei Wochen nach Gründung der Volksinitiative „Gegen die Verdrohnung Hamburgs“ geht auch die Pro-Drohnen-Ini der „umweltbewussten Unternehmer“ an den Start.

23. August: Hanna-Lotte Hohenstein hat nach 16 Umtäuschen ihren Traumschuh in der richtigen Größe erhalten. Die Farbe Narzissengelb geht ihr einen Tick zu sehr ins Maisgelbe. Hohenstein entschließt sich zur Rücksendung.

1. September: Die Internationale Presse berichtet über die „Luftschlacht um Hamburg“. Reporterdrohnen aller großen Sender steigen auf.

3. September: Innensenator Neumann präsentiert die Drohnenstaffel der Polizei, um Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. „Der Luftraum ist kein rechtsfreier Raum“. Der Senator kündigt neben Beobachtungsdrohnen auch bewaffnete Schutzdrohnen an.

11. Oktober: Ökostrombetriebene Nabu-Schießdrohnen (mit recyclingfähiger Munition) errichten Sperr-Gürtel um Parks und Naturschutzgebiete.

1. November: Der Senat erlässt ein Sonntags-Drohnen-Flugverbot.

4. November: Der Niendorfer Kioskbetreiber Ulrich Weissenstein wird gegen 17.20 Uhr von einer bewaffneten Drohne ausgeraubt. Sie erbeutet 261,50 Euro und vier Schachteln Zigaretten. Die Sofortfahndung bleibt ergebnislos.

5. November: Weissenstein berichtet in der Talkshow „Lanz“ vom weltweit ersten Drohnenraubüberfall. Im ZDF-Teaser heißt es: „Drohne bedrohte mich dröhnend.“

18. November: Bei Filmaufnahmen eines Drohnengefechts zwischen DHL und FedEx über den Walddörfern beschießt eine N24-Drohne die CNN-Drohne. Die Polizeidrohnen sind nach Einspruch des Personalrats wegen des ungeklärten Streits um die Besoldungsstufe für „Drohnen-Staffelführer“ noch nicht im Einsatz.

3. Dezember: Das im August gegründete Start-up-Unternehmen „Wir bringen’s“ stellt weitere 1000 Mitarbeiter ein. Der Börsengang wird für Frühjahr 2015 angekündigt. Die in der Wirtschaftspresse gefeierte Geschäftsidee: Menschen in Lieferwagen bringen Endkunden per Internet bestellte Waren direkt zur Haustür.

5. Dezember: Zu den glücklichsten „Wir-bringen’s“-Kunden zählt Hanna-Lotte Hohenstein, die jetzt durchschnittlich im 1,7-Tage-Rhythmus umtauschen und neu bestellen kann.

15. Dezember: Nach UPS, Hermes, DPD und FedEx zieht sich auch die DHL nach zuletzt 1,6 Milliarden Euro Quartalsverlust aus dem Drohnengeschäft zurück. Da für die bemannte Paketzustellung kein Personal zu finden ist, will man gemeinsam mit „Nippon Post“ einen Paket-Roboter (PR) entwickeln. Und zwar VU: vorerst unbewaffnet.