Eine Glosse von Florian Heil

Neulich kam ich nach Hause und dachte, ich spinne: Meine Frau hat die Bücher in unserem Regal umsortiert, und zwar nach Farben. Eine völlig abstruse Idee, doch wie sie mir erzählte, sei das unter Frauen ganz normal. Nur wie soll man da ein Exemplar wiederfinden, wenn man nach etwas Bestimmtem sucht? Sie wüsste halt, welche Farbe die Bücher hätten, die sie gelesen hat. Ich empfahl ihr, diese bahnbrechende Idee der Thalia-Buchhandlung vorzuschlagen, dann könnte die Filiale an den Großen Bleichen vielleicht gerettet werden. Wäre auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal im Kampf um weibliche Kunden.

Aber ich soll ja nicht immer meckern, sondern mitdenken. Also beschloss ich, auch mal was fürs Ästhetische zu tun. Zunächst sortierte ich als besondere Überraschung ihre Klamotten im Schrank nach Farben, wobei mir auffiel, dass gewisse Töne komplett fehlten oder nur rudimentär vorhanden waren. Ich füllte diese deshalb mit Teilen meiner Garderobe auf. Danach ordnete ich ihre Kosmetika im Badezimmer noch nach Größe .

Stolz auf das Geleistete, zog ich es dennoch vor, zum Zeitpunkt ihrer erwarteten Rückkehr nicht im Haus zu sein. Im Nachhinein die richtige Entscheidung. Dennoch weigerte ich mich standhaft, den Originalzustand wiederherzustellen. Es sei denn, sie würde per Excel-Datei einen Katalog mit Buchtitel und Autor anlegen und die Wohnzimmerregale mit Nummern versehen. Eine für beide Seiten akzeptable Einigung kam bis heute nicht zustande. Dabei hat ein Freund von mir die Lösung parat: Er liest ein Buch – und verschenkt es einfach weiter.