Der Börsenwert des Hafenbetriebs sinkt rapide. Grüne fordern eine strategische Neuausrichtung. Auch das Verhältnis von Umsatz und Gewinn zeigt nach unten.

Hamburg. Das größte Hafenunternehmen der Hansestadt, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), sieht sich massiven Vorwürfen wegen einer verfehlten Strategie ausgesetzt. Das zumindest behaupten die Hamburger Grünen. Hintergrund ist die Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der Grünen-Bürgerschaftsfraktion.

Demnach nimmt der Wert des Hafenumschlagbetriebs, der zu 68 Prozent der Stadt gehört, rapide ab. So ist die Eigenkapitalquote von 38,4 Prozent zum Zeitpunkt des Börsengangs 2007 auf 31,8 Prozent zum Ende des vergangenen Jahres gesunken. Auch das Verhältnis von Umsatz und Gewinn zeigt nach unten. 2007 lag die Marge bei 24 Prozent. Ende dieses Jahres wird sie ungefähr 13 Prozent betragen.

Am deutlichsten ist laut der Auflistung aber der Wertverlust an der Börse. Die HHLA-Aktie gab es am ersten Handelstag für 53 Euro zu kaufen. Das entsprach einem Börsenwert von 3,71 Milliarden Euro. Zuletzt war mit einem Wert von 1,25 Milliarden Euro bei einem Aktienpreis von 17,82 Euro nur noch ein gutes Drittel davon übrig geblieben. Der MDax, in dem die HHLA bis Juni 2013 notiert war, kletterte im gleichen Zeitraum um 60 Prozent.

„Der Börsenwert der HHLA ist binnen sechs Jahren um 2,4 Milliarden Euro gesunken. Das entspricht einem Wertverlust von einer Million Euro am Tag. Damit ist klar, dass die HHLA ihre 2007 gesteckten Unternehmensziele, nämlich eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts und profitables Wachstum nicht erreicht hat“, sagt Anjes Tjarks, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen. Für die Stadt bedeute das, dass wichtige Einnahmen für den Haushalt mittelfristig sinken werden. Tjarks fordert deshalb eine strategische Neuausrichtung des Konzerns.

Zwar gelinge es dem Unternehmen viele Ladungsströme an Hamburg zu binden, doch die HHLA und die Stadt als Haupteignerin müssten sich fragen, ob die regionale Beschränkung auf Hamburg dauerhaft Sinn mache. „Die Local-Hero-Strategie geht nicht auf, die HHLA muss stärker europäisch denken“, so der Grünen-Politiker. Der HHLA-Vorstand Klaus-Dieter Peters sei „der teuerste Angestellte der Stadt“ und müsse gegenüber dem Senat darlegen, warum sich die HHLA, von ihrer kleinen Beteiligung am Schwarzmeerhafen Odessa abgesehen, fast ausschließlich auf Hamburg konzentriere.

Das Marktumfeld ändere sich nämlich rasant. Immer mehr große Schiffe würden die Ostsee-Häfen direkt anlaufen, und an der nördlichen Mittelmeerküste würden die Häfen intensiv ausgebaut. Hier könnte sich die HHLA, die über eine ausgewiesene Expertise im Terminal-Handling verfügt, stärker engagieren. „Ich sage das, ohne größenwahnsinnig werden zu wollen. Eine Beteiligung an den großen Häfen ist bei der großen Konkurrenz etwa durch Unternehmen wie Hutchison oder Dubai Ports nicht mehr möglich. Aber an vielen kleineren Häfen könnte sich die HHLA beteiligen“, so Tjarks. Stattdessen habe die HHLA eine aussichtsreiche Beteiligung an einem südamerikanischen Terminal verkauft.

Angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks durch andere Häfen und der zunehmenden Konzentration der Reedereien auf wenige große Zusammenschlüsse, müsse die HHLA zudem ihre Kundenbindung verbessern. „Das kann von einer präferierten Lkw-Abfertigung bis zur Reservierung von Terminalanlagen für bestimmte Reedereien reichen. „Ich weiß nicht, was das beste ist, aber es müsste zumindest geprüft werden“, so Tjarks.

Bislang sei aber beim Senat keine klare Strategie erkennbar. Das ist aus Sicht der Grünen „ein schwerer Fehler“. Die städtische Beteiligung an der HHLA verliere permanent an Wert. „Die Stadt muss die Diskussion über die strategische Ausrichtung energisch einfordern und vorantreiben. Der Senat lässt die HHLA aber einfach machen“, so Tjarks.

Das wird von Senatsseite auch nicht bestritten: „Der Senat hält an dem Zielbild für die HHLA unverändert fest“, sagt eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Gezielte horizontale Expansion unter der Marke HHLA an anderen Standorten in Europa sei vorstellbar, wenn diese erfolgsversprechend und werthaltig ist. „Viele internationale Reedereien sind auch in der Krise Kunden der HHLA geblieben, also hat sie einen guten Job gemacht“ so die Behördensprecherin.

Und auch beim Unternehmen stoßen die Vorwürfe der Grünen auf Unverständnis: „Die HHLA hat in allen zurückliegenden Jahren seit dem Börsengang eine zweistellige Umsatzrendite erzielt – auch im Krisenjahr 2009“, sagte ein HHLA-Sprecher.

„Davon profitierten nicht zuletzt unsere Anteilseigner.“ Mit ihrer Umsatzrendite von aktuell 14 Prozent zähle die HHLA zu den ertragsstärksten Unternehmen ihrer Branche, sagte der Sprecher weiter. Auch die Hamburg-Fixierung stimme nicht: „Die HHLA ist ein europaweit aufgestelltes Unternehmen mit einer langfristig ausgelegten, nachhaltigen Strategie.“