Orkan „Xaver“ legt den Norden lahm. An der Küste Böen bis 185 km/h. Viele Flüge und Fernzüge gestrichen. Auch heute Unwetter. An allen Schulen der Hansestadt fällt der Unterricht aus.

Hamburg. Heftige Böen, Schneeregen, Sturmflut: Mit voller Wucht ist Orkan „Xaver“ auf Norddeutschland getroffen. Am späten Donnerstagabend wurden auf Sylt Windgeschwindigkeiten von 185 km/h gemessen. Auch heute rechnen Meteorologen in Hamburg mit Böen bis zu 110 km/h – Windstärke 11.

Am Abend warnten die Behörden in einer amtliche Gefahrenmeldung vor einer „sehr schweren Sturmflut“ am Freitagmorgen in Hamburg. Das Hochwasser solle gegen 6.30 Uhr mit etwa 3,60 Meter über dem normalen Hochwasser am Pegel St. Pauli liegen, wie die Innenbehörde unter Berufung auf das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mitteilte. „Tief liegende Gebiete im Hafen und an der Elbe“ sollen „rechtzeitig“ verlassen werden. „Schützen Sie Ihren Besitz, hören Sie Radio und informieren Sie Ihre Nachbarn“, hieß es in der Gefahrenmeldung weiter. Damit hätte die Flut fast das Niveau der Sturmkatastrophe vom Februar 1962, läge aber noch gut einen Meter unter dem höchsten je gemessenen Pegelstand von 4,76 Meter aus dem Jahr 1976. Die Deiche gelten als sicher.

Dank flächendeckender Warnungen blieben Schäden in der Hansestadt und dem Umland gestern weitgehend aus. Die Hamburger Feuerwehr meldete 57 orkanbedingte Einsätze. Eine erste Sturmflut setzte gestern Abend den St. Pauli Fischmarkt unter Wasser.

Die Hamburger Schulbehörde ordnete wegen der Sturmgefahr für alle Kinder heute schulfrei an. Allerdings gibt es die Möglichkeit, Mädchen und Jungen von der ersten bis zur zehnten Klasse in den Schulen betreuen zu lassen. Am Donnerstag hatte die Schulbehörde erst sehr kurzfristig den Unterricht abgesagt und dadurch viele Eltern verärgert. Ob Dom und Weihnachtsmärkte wieder geöffnet werden, wird am Vormittag entschieden. Am Hamburger Flughafen fielen gestern von geplanten 377 An- und Abflügen 120 Flüge aus. Zeitweise herrschte bei der Abfertigung Stillstand. Auch an diesem Freitag werde es zu Flugausfällen und Verspätungen kommen, sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder.

In Schleswig-Holstein stellte die Bahn den Fernverkehr ein, viele Autobrücken wurden gesperrt. Die nordfriesischen Halligen meldeten schon am Nachmittag „Land unter“. Fähren zu den Nordseeinseln stellten den Betrieb ein, der Sylt-Shuttle fuhr nicht mehr.

Die Hochbahn hatte nach eigenen Angaben am Donnerstag keine Probleme. Das Passagieraufkommen sei deutlich geringer als an normalen Tagen gewesen. Möglicherweise deshalb, weil viele Arbeitnehmer bereits am frühen Nachmittag nach Hause gegangen waren oder gleich ganz frei genommen hatten. Auf den vorhergesagten Wintereinbruch an diesem Freitag seien U-Bahnen und Busse gut vorbereitet, hieß es. Das BSH rechnet noch bis Freitagabend mit einer Serie von Sturmfluten. Der starke Nordweststurm hindere das Wasser am Ablaufen und drücke geradezu ins Land. Schiffe von mehr als 330 Meter Länge durften bereits gestern weder in die Elbe einlaufen noch den Hamburger Hafen verlassen. Auch im Fährverkehr kam es zu Einschränkungen, weil mehrere Anleger wie Fischmarkt oder Elbphilharmonie nicht angesteuert werden konnten.

Zunächst hatte „Xaver“ in Großbritannien schwere Verwüstungen angerichtet. Zwei Menschen starben. In Schottland waren gestern 100.000 Häuser ohne Strom.

Das Institut für Wetter- und Klimakommunikation (IWK) geht davon aus, dass es erst heute Abend zu einer Entspannung kommen wird.