Der Vorstand von Hapag-Lloyd sucht weiter nach Partnern, um im wachsenden Wettbewerb am Markt mithalten zu können. Gespräch mit Chilenen.

Hamburg. Zwei Monate nach dem Auflösen des Konsortiums Albert Ballin sucht Hapag-Lloyd weiter nach der richtigen Zukunftsstrategie. Entscheidende Gespräche zwischen den größten Anteilseignern der Hamburger Reederei, nämlich der Stadt, dem Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne sowie dem Reisekonzern TUI haben nach Abendblatt-Informationen bisher nicht stattgefunden. Insbesondere die TUI will ihre restlichen 22 Prozent an der Reederei schnell loswerden und fasst dazu einen Börsengang im Herbst 2014 ins Auge. Kühne und der Senat wären damit einverstanden. Allerdings ist auch eine engere Verflechtung mit anderen Reedereien nicht vom Tisch. So soll es Gespräche zwischen Hapag-Lloyd und der chilenischen Reederei Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) über eine engere Zusammenarbeit gegeben haben. Solche Gespräche sind bereits 2011 geführt, dann aber ergebnislos abgebrochen worden.

Der Vorstand von Hapag-Lloyd sucht aber weiter nach Partnern, um im wachsenden Wettbewerb am Markt mithalten zu können. Insbesondere der Zusammenschluss der weltgrößten Reedereien Maersk, MSC und CMA CGM zur sogenannten Allianz P3 setzt alle anderen Schifffahrtsunternehmen unter Druck. Erst vor drei Tagen hatte Hapag-Lloyd angekündigt, dass sie die eigene G6-Kooperation mit den Reedereien APL, Hyundai Merchant Marine, Mitsui O.S.K. Lines, Nippon Yusen Kaisha sowie Orient Overseas Container Line auf weitere Fahrtgebiete und Häfen ausdehnen wird. Durch eine enge Zusammenarbeit mit CSAV würde sich der Hamburger Reederei das Südamerikageschäft erschließen.

Am Ballindamm will das niemand bestätigen. „Dazu äußern wir uns nicht“, sagte ein Hapag-Lloyd-Sprecher. Klar ist aber, dass die Vorstände der beiden Reedereien vor einigen Wochen aufeinandergetroffen sind, und zwar bei der Sitzung des legendären Box Clubs vor einigen Wochen. Im Box Club kommen die führenden Linienreeder zweimal im Jahr an wechselnden Orten zusammen, um dringende Themen der Branche zu besprechen. Das letzte Treffen fand in Chile statt. Vorsitzender des Box Clubs ist Hapag-Vorstand Ulrich Kranich.

Neue Nahrung erhalten die Spekulationen durch die jüngsten Äußerungen von Vorstandschef Michael Behrendt selbst. Der hatte in einem Gespräch mit der „Deutschen Verkehrs-Zeitung“ erklärt, dass Hapag-Lloyd an Zusammenschlüssen interessiert sei. Er könne mindestens vier Adressen nennen, mit denen er gerne reden würde, sagte Behrendt. Aber alle wollten bei einer Übernahme „auf dem Fahrersitz Platz nehmen“.

Die chilenische CSAV ist in der Schifffahrtskrise in Schieflage geraten. Das Unternehmen konnte nur mit finanzieller Hilfe überleben. CSAV hat aufgrund der niedrigen Frachtraten in den ersten neun Monaten 2013 einen Vorsteuerverlust von 115 Millionen Dollar verzeichnet.