Eine Glosse von Jenny Bauer

So schnell, wie er da war, war er auch schon wieder weg. Ein Flitzer. Mitten in der Hamburger Innenstadt. Mitten zur Weihnachtsmarkt-Rushhour. Nackt – bis auf eine Mütze und ein paar Turnschuhe. Die Hände verdecken das Nötigste. Nun läuft man also auch schon außerhalb von Fußballstadien und Castingshows Gefahr, plötzlich mit nackten Tatsachen konfrontiert zu werden, die einen eigentlich gar nichts angehen. „Bestimmt ’ne verlorene Wette“, murmelt ein anderer unfreiwilliger Zeuge, während er nach seinem Handy kramt. Das schreit ja förmlich nach YouTube. Aber dann ist die Show auch schon vorbei.

Ein Verrückter, möchte man meinen – dabei ist die Spezies Flitzer viel mehr als eine Gruppe von Erlebnishungrigen mit einem Hang zum FKK-Spaziergang und einem Drang nach Aufmerksamkeit. Flitzer sind nachhaltig. Denn wer erst gar keine Kleidung trägt, trägt auch keine chemieverseuchten oder von Kindern gefertigte Klamotten aus Bangladesch. Und was kurbelt die Abwehrkräfte mehr an als so ein kleiner Oben-und-unten-ohne-Run durch die Innenstadt?

So sieht es nämlich aus. Flitzer entlasten unsere Gesundheitskassen, Ihre Gesundheitskasse. Außerdem: Wann hat man schon mal die Chance, so genau zu vergleichen? „Na, wenn der sich nackt zeigt, kann ich das auch“, oder „Hmm, mein Bauch würde beim Rennen größere Sprünge machen“. „Iiih“ oder „Oooh“, Top oder Flop. Und dann ist da ja noch etwas: Flitzer bringen uns zum Lachen. Danke dafür, Ihr wunderbar Verrückten – beim nächsten Mal dann aber bitte ohne Mütze! Wenn schon, denn schon.