Eine Glosse von Juliane Kmieciak

Am Sonntag geht sie offiziell los: die besinnlichste Zeit des Jahres. Der Advent. Endlich wieder Zeit für die Familie, zum Keksebacken, mal die Füße hochlegen und ein gutes Buch lesen, Winterspaziergänge, gemütlich Geschenke basteln.

Eine Kollegin findet, Advent ist, wenn man einfach mal eine Kerze anmacht. Auch, wenn es nur mal fünf Minuten sind. Aber genau da fängt das Problem ja schon an! Wo zum himmlischen Himmel soll ich denn jetzt diese fünf Minuten abzwacken, um einfach mal eine Kerze anzumachen? Und wann Kekse backen? Und wieso klingt das bei anderen immer nach Wonne und Genuss?

In Wahrheit ist es purer Stress: Im Dezember bräuchte man zwei Terminkalender. Einen für den üblichen Quatsch: Arzt, Bank, Einkaufen und so’n Kram. Und einen für Advents-Quatsch. Doch selbst, wenn man den Weihnachtsfeier-Geschenkkauf-Bastel-Marathon erfolgreich meistert, gibt’s keinen Applaus. Im Gegenteil: Am Ende ist man dann noch gestresst, weil die verflixte Besinnlichkeit wieder zu kurz gekommen ist.

Vielleicht ist es an der Zeit für eine neue Besinnlichkeit. Eine für Großstädter und alle, die schlecht organisiert sind. Jetzt, wo der Mittagsschlaf auf einen kurzen „Power Nap“ eingedampft und der Kaffeetisch auf einen Pappbecher reduziert wurde, ist es mit Adventsstimmung ohnehin nicht weit her. Vielleicht war die Idee mit der Fünf-Minuten-Kerze gar nicht so schlecht. Teelicht to go. Oder so.