Neuer Anlauf fünf Jahre nach Schließung an der Feuerbergstraße. Senator will so Jugendliche vor Gefängnis bewahren

Hamburg. Hier sollen junge Straftäter eine letzte Chance erhalten: Hamburg richtet wieder ein geschlossenes Heim für kriminelle Jugendliche ein. Das hat Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) gegenüber dem Abendblatt angekündigt – auf den Tag genau fünf Jahre nach der Schließung des Heims an der Feuerbergstraße. Die neue Einrichtung sei nach der Ankündigung Brandenburgs, die umstrittenen Haasenburg-Heime zu schließen, notwendig geworden. Dort sind derzeit 37 Jugendliche untergebracht, drei davon aus Hamburg.

„Wir haben beschlossen, es jetzt selbst zu machen“, so Scheele. Wo genau künftig das Heim entstehen wird, ist noch nicht klar. Der Senator sagte nur: „Es wird nicht in Hamburg sein.“ Damit soll der Kontakt der Jugendlichen zu ihrem kriminellen Umfeld verhindert werden. Solche Kontakte waren der Grund, weshalb es zu den Vorfällen im Heim an der Feuerbergstraße kam.

Laut Scheele braucht Hamburgs neue Einrichtung eine Kapazität für zehn bis 15 Jugendliche. Aus seiner Sicht sind geschlossene Unterbringungen für kriminelle Jugendliche notwendig. So könnten sie vor dem „endgültigen Abrutschen in die Kriminalität“ und dem Gefängnis bewahrt werden. Derzeit führt Hamburg Gespräche mit Träger-Organisationen, die ein solches Heim führen könnten. „Findet sich innerhalb der nächsten drei Wochen kein privater Kooperationspartner, gründen wir notfalls einen eigenen städtischen Träger“, sagte Scheele. Der bereits bestehende Landesbetrieb Erziehung und Beratung komme schon deshalb nicht infrage, da dieser für das seinerzeit umstrittene Heim an der Feuerbergstraße zuständig war.

Gleichzeitig werde nun ein Konzept für das künftige Heim erarbeitet. „Es muss den Geist der Jugendhilfe atmen und nicht den Geist der Justiz“, so Scheele. Im Anschluss soll es Gespräche mit Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern über eine mögliche gemeinsame Einrichtung geben.

Unterstützung erhält Scheele aus der SPD-Fraktion. Deren Vorsitzender Andreas Dressel sagte: „Wir müssen handlungsfähig bleiben. Deshalb hat der Senat unsere volle Rückendeckung.“ Die jugendpolitische Sprecherin Melanie Leonhard ergänzte: „Es ist gut, wenn Hamburg sich konzeptionell einbringt. Nur so bleibt die Stadt Herr des Verfahrens.“