Eine Glosse von Christoph Rybarczyk

Dank jahrzehntelanger wissenschaftlicher Bemühungen ist der Schlaf des Menschen bestens erforscht. Letzte Rätsel wirft die Frau auf. Tagsüber wird dieser Teil der Menschheit von einem anderen Teil „bessere Hälfte“ genannt. Wenn das Licht verlischt, muss darüber neu verhandelt werden. Die Frau und der moderne Schlaf – das sind Mysterien, die sich nicht jedem Beobachter auf Anhieb erschließen.

Was brabbelt sie da? Ist das noch Kommunikation im Vorschlummer oder schon der Beginn eines Schlafwandels? Man weiß es nicht. Ist aber gewohnt „Ja, sicher“ zu antworten, wahlweise auch „Selbstverständlich“, „Natürlich“ oder „Du mich/Ich dich auch“. Aus ungeklärten Dialogen im Sekundenschlaf sind schon juristische Schlammschlachten geworden.

Überführte Bett-Monologisten verteidigen sich wacker: „Das habe ich nie gesagt“, ist so eine Ausflucht. „Ich spreche nicht im Schlaf“, eine andere. „Den kenne ich gar nicht“, die nächste, wenn man den Partner mit dem Namen des Liebhabers angesprochen hat.

Singles waren von Erkenntnissen über den eigenen Schlaf bislang ausgeschlossen. Zum Glück gibt es eine App für Smartphones, die das Handy aktiviert, wenn man im Schlaf spricht. Der „Sleep Talk Recorder“ schaltet das Mikro am Handy ein, wenn man während des Schlummers losredet.

Deutsch, Englisch, Japanisch, Türkisch – die App versteht alle. Nur: Wenn man einen Schlafpartner mit schwäbischem Migrationshintergrund hat, könnte das Handy glauben, das seien keine Sätze, sondern Schnarch- oder Zischlaute. Dann wäre sogar die App mit ihrem Latein am Ende.