Der Technologiekonzern stellt in diesem Jahr 200 Mitarbeiter ein. Feier zum 50-jährigen Jubiläum in der Hansestadt. Olympus ist der größte japanische Arbeitgeber in der Stadt geworden.

Hamburg. Wendenstraße, viele moderne Bürohäuser. Hinter der Nummer 16 verbirgt sich mit der Firma Olympus ein Weltmarktführer. Das Unternehmen kennen die meisten Menschen zwar als Hersteller von Kameras. Doch dass die Japaner auch weltweit führend in der Entwicklung von sogenannten flexiblen oder beweglichen Endoskopen sind, also Geräten, mit denen man den Verdauungstrakt untersuchen kann, ist weniger bekannt. „Weltweit haben wir hier einen Marktanteil von rund 70 Prozent“, sagt Europachef Stefan Kaufmann, der von Hamburg aus die Geschäfte in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika leitet. Zwei Drittel des Umsatzes in Höhe von 1,4 Milliarden Euro (davon in Deutschland 280 Millionen) stammen aus der Medizinsparte. „In diesem Bereich sind wir im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen und haben auch für die Zukunft ambitionierte Wachstumsziele.“

Von den Ermittlungen im Rahmen der Bilanzfälschungen bei Olympus 2012 ist die Hamburger Tochter laut Kaufmann nicht betroffen. Die Vorfälle geschahen in Tokio. Mit nur drei Mitarbeitern kam das Unternehmen vor 50 Jahren nach Hamburg, inzwischen ist Olympus der größte japanische Arbeitgeber in der Stadt geworden – und will weiter zulegen. Allein in in der Hansestadt sind 1800 der deutschlandweit 2200 Mitarbeiter bei dem Unternehmen und seiner Tochter Olympus Surgical Technologies Europe beschäftigt. „Wir wollen weiter mit Innovationen wachsen und stellen auch dieses Jahr wieder 200 Mitarbeiter ein“, sagt Kaufmann. 100 davon sind bereits an Bord. Gesucht werden Ingenieure, Techniker, Vertriebs- und kaufmännische Mitarbeiter. Trotz des Facharbeitermangels ist er sich sicher, die Stellen besetzen zu können. An diesem Sonnabend feiern die Mitarbeiter mit ihren Familien ein großes Fest anlässlich des Jubiläums mit japanischen Trommlern und anderen Bands. Dazu fliegt extra der japanische Aufsichtsratschef von Olympus ein, der japanische Botschafter kommt aus Berlin hinzu.

Ein flexibles Endoskop sieht relativ einfach aus. Ein Schlauch mit Kamera, der zum Beispiel durch den Mund in den Magen geleitet wird. Doch was außen unscheinbar wirkt, ist pure Hightech, die etwa dafür sorgt, dass der Arzt sehen kann, wo es im Magen klemmt. „Produziert wird das Endoskop in Japan. Das Herstellen verlangt viel Handarbeit und Genauigkeit“, sagt Kaufmann. Neu auf dem Markt der starren Endoskope (so nennt man jene, mit denen operiert wird) ist die technische Möglichkeit, Bilder in 3D zu liefern. Es wird vor allem bei minimal-invasiven operativen Eingriffen benutzt.

Bei dieser Technik muss ein Patient nicht aufgeschnitten werden, da der Arzt nur das Endoskop, das mit einer Kamera ausgestattet ist, durch einen kleinen Schnitt in den Körper leitet und auf kleinstem Raum operieren kann. Auf einem Bildschirm kann er in HD-Qualität erkennen, ob er auch an der richtigen Stelle ist. Ein anderes Produkt trägt den Namen Thunderbeat. Damit kann der Chirurg nicht nur schneiden, sondern die Gefäße gleichzeitig versiegeln. „Es wurde beobachtet, dass sich die Zeit im OP-Raum so deutlich verringern lässt“, so Kaufmann. Das hilft den Kliniken, ihre Kosten zu senken, denn eine Minute im OP-Raum kostet viel Geld. Olympus Surgical Technologies ist das weltweite Kompetenzentrum von Olympus im Bereich starrer Endoskope. 750 Mitarbeiter stellen in Hamburg die Geräte her und entwickeln neue Produkte für den Weltmarkt. Auf dem Gelände wurde eine Trainingseinrichtung geschaffen, in der Olympus Ärzte oder seine Mitarbeiter aus aller Welt im Umgang mit den Geräten schult. Hinzu kommt ein weiteres Schulungszentrum auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf. Jedes Jahr nutzen einige Tausend Teilnehmer die Angebote des Konzerns.

Olympus entwickelte 1950 die weltweit erste Gastrokamera

„Unser erstes Produkt war 1919 ein Mikroskop. Bildgebende Verfahren sind seither unsere Kernkompetenz“, so der Manager. „Olympus hat im Jahr 1950 die weltweit erste Gastrokamera für Untersuchungen des Magens entwickelt – auch weil damals Magenkrebs eine der häufigsten Todesursachen in Japan war. Über die Jahre hinweg wurde die Technik etwa durch Innovationen wie die Digitalisierung der Bilder weiterentwickelt. Neben dem Verkauf von Endoskopen bietet das Unternehmen Kliniken an, die komplette Ausstattung von OP-Räumen zu übernehmen – dazu gehören auch entsprechende Softwarelösungen zur Dokumentation der OP. Zusätzlich können sich mit der Technik Ärzte zuschalten, die selbst nicht im OP-Raum sind. Auch Produkte zur Reinigung und Sterilisation von Instrumenten sowie weitere Serviceleistungen hat Olympus im Programm. „Ein Krankenhaus kann bei uns einen Vollversorgungsvertrag abschließen.“

Zu den Kunden des Unternehmens zählen auch führende Flugzeugbauer. Mit den Industrie-Endoskopen werden etwa die Triebwerke der Flugzeuge auf kleinste Fehler überprüft. „Die Geräte sind tragbar, mobil, flexibel und stellen eine intelligente Lösung für Inspektionen in nicht einsehbaren und an schlecht erreichbaren Untersuchungsorten dar“, so Kaufmann. Die Technik eignet sich auch für andere Anwendungen. So wurde in Italien mithilfe eines Industrie-Endoskops von Olympus entdeckt, dass sich hinter einem antiken Gemälde ein weiteres befand – vermutlich gemalt von Leonardo da Vinci.

Kameras machen bei Olympus in Hamburg nur noch rund 20 Prozent des Geschäfts aus. Auch in diesem Bereich wird kräftig geforscht. „Mit der neuen Technik der spiegellosen Systemkameras wollen wir den Spiegelreflexkameras den Markt streitig machen“, so Kaufmann. Systemkameras sind leichter, einfacher in der Handhabung. Je nach Ausstattung sind solche Kameras bereits ab 300 Euro zu haben.