Die Handelskammer Hamburg wünscht sich einen solchen Einkaufstag im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft. Die Politik ist skeptisch. Auch die Position der Wochenmärkte will die Handelskammer stärken.

Hamburg. Verkaufsoffener Sonntag im Advent? Einen solchen Einkaufstag im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft hat jetzt die Handelskammer Hamburg gefordert. Zudem sollten die sieben Bezirke „mehr Gestaltungsspielraum“ bei der Auswahl der verkaufsoffenen Sonntage bekommen. Bisher dürfen die Geschäfte in Hamburg an vier Sonntagen im Jahr öffnen – allerdings müssen sich die Bezirke gemeinsam auf diese Termine verständigen.

„Von einer Neuregelung würden neben dem Einzelhandel auch Hotels, Restaurants, Taxis und der öffentliche Nahverkehr profitieren“, so Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Das sieht City-Managerin Brigitte Engler ähnlich: „Läge einer der vier verkaufsoffenen Sonntage im Advent, dann würde das die Anziehungskraft der Innenstadt weiter steigern.“ Überhaupt kein Verständnis für diese Forderung bringt dagegen der Wirtschaftsexperte der Grünen, Anjes Tjarks, auf: „Advent ist Advent und soll es auch bleiben. Als nächstes fordert die Handelskammer wahrscheinlich, dass die Weihnachtsfeiertage abgeschafft werden sollen.“

Wer sich an den Adventssonntagen „dem Konsumterror hingeben möchte, kann im Internet shoppen, bis der Dispo kracht. Aber bitte nicht auf dem Rücken der Beschäftigten im Einzelhandel und deren Familien“, kritisiert der Grünen-Politiker weiter.

Eine Absage erteilt dem Vorstoß der Handelskammer auch SPD-Wirtschaftsexperte Jan Balcke: „Wir stehen zum Hamburger Sonntagsfrieden, der eine Ladenöffnung an den Adventssonntagen im Interesse der Beschäftigten im Einzelhandel ausdrücklich ausschließt.“ Mehr als die vier verkaufsoffenen Sonntage lässt das Hamburgische Ladenöffnungsgesetz nicht zu. Die Handelskammer schlägt nun vor, dass es neben drei Sonntagen, an denen die Läden stadtweit geöffnet sind, es zusätzlich drei weitere Termine gibt, aus denen die Bezirke jeweils einen für sich frei wählen dürfen.

Eine Idee, die City-Managerin Brigitte Engler gut findet: „Eine gewisse Flexibilisierung für die einzelnen Bezirke würden wir begrüßen.“ Auch die FDP-Fraktion unterstützt die Initiative der Handelskammer: „Als Liberale haben wir uns immer dafür starkgemacht, dass Verbraucher und Gewerbetreibende nicht nur selbst entscheiden dürfen, was sie kaufen und verkaufen, sondern auch wann sie das tun“, sagt FDP-Wirtschaftspolitiker Thomas-Sönke Kluth. Die FPD fordert sogar, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage auf sechs im Jahr zu erhöhen.

Die SPD bleibt kritisch: „Im Hinblick auf eine Sonderregelung für die sieben Bezirke sehen wir derzeit keinen Handlungsbedarf. Wer immer mehr Ausnahmen schafft, der sorgt dafür, dass die Ausnahme langsam, aber sicher zur Regel wird“, sagte Balcke. Auch in den Bezirken, die von dem Vorschlag profitieren sollen, sind die Reaktionen zurückhaltend: „Die bisherige Lösung von vier einheitlichen, verkaufsoffenen Sonntagen sollte beibehalten werden. Das ist auch für die Kunden zur Orientierung am einfachsten“, so Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD). Die Geschäfte in den Stadtteilzentren müssten dann auch flächendeckend geöffnet sein und daraus ein Ereignis machen. „Das zieht dann auch mehr Kunden an“, so Sevecke.

Auch die Position der Wochenmärkte will die Handelskammer stärken. So sollen private Betreiber die Möglichkeit erhalten, an den verkaufsoffenen Sonntagen Wochenmärkte zu veranstalten. Das soll auch auf jenen Flächen möglich sein, auf denen an Werktagen die bezirklichen Wochenmärkte veranstaltet werden. „Das ist auch ohne Gesetzesänderung umzusetzen“, sagte Schmidt-Trenz.

Für Kioskbetreiber wünscht sich die Handelskammer eine erweiterte Regelung: „Kioske mit maximal 25 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen auch an Sonn- und Feiertagen öffnen dürfen“, sagte Schmidt-Trenz. Bislang führe eine solche Öffnung stets zu Auseinandersetzungen mit den Bezirksämtern, weil es sich dabei „um eine rechtliche Grauzone handele“.

Die Handelskammer bezieht in ihrem Strategiepapier auch eine klare Position zur Diskussion um eine Sonntagsöffnung in der HafenCity, die den dort ansässigen Einzelhandel stärken soll: „Wir schlagen vor , dass die Händler in der HafenCity für die nächsten zwei Jahre ihre Geschäfte auch sonntags öffnen dürfen. Allerdings auch nur im Sommerhalbjahr“, sagte Handelskammer-Chef Schmidt-Trenz. Zuvor hatten bereits Hamburg Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll und die Politik eine solche zeitlich begrenzte Sonderregelung gefordert.