Der Umbau wirkt. Hamburger Konzern steigert Umsatz und Gewinn. Nivea-Produkte gibt es nun auch bei Aldi. Für 2013 erwartet Beiersdorf ein Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent.

Hamburg. Stefan Heidenreich strotzt vor Selbstbewusstsein: „Wir haben einen tollen Run“, sagte der Chef des Hamburger Kosmetikkonzerns Beiersdorf am Mittwoch in der Telefonkonferenz zu den Halbjahresresultaten. „Nach Jahren der Stagnation oder mit Rückgängen haben wir jetzt wieder Erfolgserlebnisse. Die Mannschaft kämpft ganz anders als noch vor 18 oder 24 Monaten.“ Den Anlass für Heidenreichs Euphorie liefern die aktuellen Geschäftszahlen. So legte der Umsatz um 3,3 Prozent auf 3,16 Milliarden Euro zu, ohne Berücksichtigung von Währungseffekten kletterte er um 6,6 Prozent. Damit konnte Beiersdorf nach eigenen Angaben den Marktanteil ausbauen. Noch deutlicher als der Umsatz verbesserte sich der Konzerngewinn nach Steuern; er zog um 16 Prozent auf 287 Millionen Euro an.

Dabei erhöhten sich die Erlöse nicht nur in Wachstumsmärkten Asiens oder Südamerikas. In Deutschland verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 2,7 Prozent. Dazu dürfte auch schon beigetragen haben, dass einige Nivea-Produkte seit Mai in den Regalen des Discounters Aldi stehen. Heidenreichs Vorgänger Thomas-Bernd Quaas, der im April 2012 aus dem Amt schied, hatte diesen Kunden noch mit der Begründung abgelehnt, die „Umgebung“ dort passe nicht zu den Beiersdorf-Produkten. Der neue Chef des Nivea-Herstellers hat diese Berührungsängste offenbar nicht. Zum Umfang des Absatzes über Aldi wollte er aber nichts sagen – Beiersdorf äußere sich grundsätzlich nicht zu einzelnen Partnern im Handel.

„Wir haben offensichtlich die Erwartungen der Konsumenten in unserem Heimatmarkt getroffen“, erklärte Heidenreich stattdessen. Er verwies auf die Veränderungen im Marketing und das neue Design der Nivea-Produktfamilie mit einem nunmehr einheitlichen Logo: „Wir können die Marke jetzt besser in Szene setzen, sind stärker präsent.“ Man habe Nivea „mit neuem Leben gefüllt“.

Für die Zukunft zeigte sich der Konzernchef nicht zuletzt aufgrund mehrerer „Innovationen“ in den zurückliegenden Monaten optimistisch. So habe man mit einem Nivea-Anti-Age-Produkt, das ein „verjüngtes Hautbild“ schaffen soll, einen Durchbruch in diesem Bereich erzielt. Außerdem hatte Beiersdorf eine erste Hautpflegemilch für die Dusche vorgestellt. Zuletzt trieben aber auch die etablierten Sonnenschutzprodukte den Umsatz: „Der sonnige Juli hat uns gigantisch geholfen.“

Im Hinblick auf die Geschäftszahlen herrschte allerdings nicht überall praller Sonnenschein. „Da gibt es ein paar Schleierwolken“, räumte Heidenreich ein. So musste das Unternehmen in Süd- und Osteuropa leichte Umsatzrückgänge hinnehmen. „Wir können uns den allgemeinen Marktentwicklungen nicht entziehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende, „aber unsere Marktanteile wachsen auch hier.“

Kritiker hatten dem Kosmetikkonzern lange vorgehalten, er sei in Schwellenländern Asiens und Südamerikas zu schwach vertreten, während Wettbewerber wie Unilever und L'Oréal die dortigen Potenziale besser nutzten. Im ersten Halbjahr gelang Beiersdorf in diesen Märkten ein kräftiges Wachstum: In Lateinamerika verkaufte man knapp 20 Prozent mehr, ebenso in der Region Afrika/Asien/Australien, wobei sich das Geschäft in China besonders gut entwickelte.

Damit zeigt der vor zwei Jahren eingeleitete Umbau des Konsumentengeschäfts und die Konzentration auf die drei Marken Nivea, Eucerin und La Prairie nun Erfolge. Im Zuge des „Blue Agenda“ genannten Programms hatte Beiersdorf auch Stellen gestrichen. Zuletzt ging es aber wieder aufwärts: Gegenüber dem Jahresende erhöhte sich die Zahl der Arbeitsplätze wegen Neueinstellungen in den Schwellenländern leicht um 74 auf 16.679, der Personalstand in Hamburg blieb konstant.

Für 2013 erwartet Beiersdorf ein Umsatzplus von fünf bis sechs Prozent. Die operative Umsatzrendite, die im ersten Halbjahr 13,7 Prozent erreichte, soll bei zwölf bis 13 Prozent liegen. Trotz der vordergründig guten Entwicklung kamen die Neuigkeiten an der Börse schlecht an: Die Beiersdorf-Aktie gab im Handelsverlauf um bis zu 4,5 Prozent nach. Der Bericht habe ein „ziemlich gemischtes Bild“ gezeigt, sagte Jörg Philipp Frey, Analyst bei Warburg Research. Die guten Zahlen beruhten nicht zuletzt auf der außerordentlichen Leistung der Klebstofftochter Tesa, deren Betriebsgewinn um 32 Prozent stieg. Die Wachstumsraten in der Verbrauchersparte seien jedoch etwas schwächer als vom Markt erwartet.