Gut eingecremt lenken Polizisten den Verkehr bei Rendsburg kurz vor der Rader Hochbrücke und schicken Laster auf einen Umweg. Kein besonders angenehmer Job bei der Hitze.

Rendsburg. Langsam fährt das Seitenfenster herunter. Eine Polizistin mit Zopf lächelt ins Auto und sprudelt sofort los: „Nach Dänemark können Sie hier einfach weiterfahren…“ Der Text sitzt, denn sie hat ihn an diesem Tag schon oft aufgesagt. Die Polizistin steht auf der A7, der Autobahn für Urlauber, die nach Dänemark wollen. Es ist Montag, 14 Uhr. Vielleicht liegt es an der Zeit, dass es gerade keinen Stau gibt. Denn erst vor wenigen Tagen reihten sich hier, kurz vor der Rader Hochbrücke, die Autos auf 25 Kilometer aneinander.

„Zu Ihrer Sicherheit beheben wir schwere Baumängel an der Brücke“, steht auf einem Schild. „Dies wird leider dauern. Für die Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns. Aber wir wollen, dass Sie sicher an Ihr Ziel kommen.“ Für Autofahrer ist mit Unannehmlichkeiten gemeint, dass zwei Fahrspuren auf eine reduziert wurden. Gerade läuft es gut, und so fädeln sich die vielen Rentner und Familien, deren Gesicht nach Urlaubsstimmung aussieht, lächelnd in die Spur ein.

Für Lasterfahrer hingegen bedeuten Unannehmlichkeiten einen Umweg über Kiel, denn sie dürfen wegen des Gewichts ihrer Fahrzeuge gar nicht mehr auf die Brücke und werden von der Polizistin mit dem Zopf umgeleitet. „Wenn das keiner kontrolliert, fahren die sonst trotzdem über die Brücke“, sagt einer ihrer Kollegen. „Die wollen ja keine Zeit verlieren.“ Nun stehen also vor der Brücke Polizisten und machen jenen, die nicht freiwillig den Blinker setzen, mit ihren Kellen klar, dass sie abfahren müssen. Kein besonders angenehmer Job bei der Hitze.

Deshalb haben die Zweier-Teams eine klare Arbeitsteilung: Einer steht auf der Straße und teilt die Laster und Busse vom leichteren Rest und einer sitzt im klimatisierten Kleinbus und begutachtet das Ganze. Alle 30 Minuten wird gewechselt. In sieben Minuten ist es wieder so weit. Der Polizist im Bus reibt sich deshalb schon mal mit Sonnencreme, Lichtschutzfaktor 20, ein, die der Arbeitgeber extra für diesen Einsatz zur Verfügung gestellt hat.

Ein paar Meter weiter ist an einer Bake ein Sonnenschirm befestigt. Er bleibt aber geschlossen, denn im Auto ist es doch angenehmer. Wie ein Rüssel windet sich der lange Schlauch, der extra wegen der Abgase angeschlossen wurde, um den Polizeibus. Die Polizistin mit dem Zopf leistet ihre letzten fünf Minuten Hitze-Dienst für diesen Tag, denn in gut einer halben Stunde ist Feierabend für sie und ihren Kollegen. Von 7 bis 15 Uhr haben sie dann den Verkehr gelenkt. Keiner der Lasterfahrer bringt seinen Unmut über den erzwungenen Umweg mit Gesten und lautem Schimpfen zum Ausdruck, einige schauen aber etwas ratlos. „Gerade die ausländischen Fahrer wirken etwas überfordert“, sagt der Polizist, der noch im Bus sitzt.

Auch Torsten Frölich, 47, ist etwas ratlos: „Ganz genau weiß ich nicht, wo ich jetzt langfahren muss. Das ist ziemlich schlecht ausgeschildert.“ Auch deshalb ist Frölich nach der Abfahrt von der A7 erst mal auf einen Parkplatz gefahren und macht Brotzeit. Außerdem hat er nun ein Zeitproblem. Eigentlich sollte er schon am Abend in Schleswig sein und dort seine Ladung abholen. „Bis dahin hätte ich es noch genau in meiner erlaubten Fahrzeit geschafft“, sagt Frölich. „Aber nun hätte ich irgendwo in Kiel anhalten müssen. Da das schlecht geht, mache ich jetzt Pause und fahre später weiter.“

Das hat Konsequenzen. Frölich kann die Ladung erst am nächsten Tag abholen. Darüber hat er den Kunden schon informiert. „Kein Problem, aber das ist nicht bei allen so.“ Frölich nimmt es gelassen: „Wenn die Brücke kaputt ist, ist sie eben kaputt.“ Er sei ohnehin die ganze Woche unterwegs, und wenn es für den Kunden in Ordnung ist, ist es auch für ihn kein Problem, wenn der Plan etwas durcheinanderkommt – außer es wäre Freitag: „Da will ich natürlich pünktlich zu Hause sein.“