Hamburger Baumarkt folgt Mutter Praktiker in die Zahlungsunfähigkeit. Ursache für den Insolvenzantrag war offenbar, dass ein Warenkreditversicherer Lieferanten von Max Bahr nicht mehr unterstützt hatte. Sanierung angestrebt.

Hamburg. Das Hamburger Traditionsunternehmen Max Bahr ist pleite. Lange Zeit war der Baumarkt die große Hoffnung für die insolvente Kette Praktiker. Die viel gelobte Tochtergesellschaft sollte die Pleite überleben, für sie wurde daher bei der Praktiker-Pleite vor zwei Wochen zunächst kein Insolvenzantrag gestellt. Doch die Hoffnungen trogen. Am Donnerstagabend musste die Hamburger Baumarkt-Kette mit seinen 132 Standorten eingestehen, ebenfalls zahlungsunfähig zu sein. Die Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaften würden beim Amtsgericht Hamburg die Eröffnung von Insolvenzverfahren wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit beantragen, teilte das Unternehmen mit. Ursache für den überraschenden Insolvenzantrag war, dass ein Warenkreditversicherer Lieferanten von Max Bahr nicht mehr unterstützt habe. Dadurch sei die Versorgung der Baumärkte nicht mehr gesichert. Praktiker hatte vor zwei Wochen Insolvenz beantragt. Nun soll ein Insolvenzplanverfahren bei Max Bahr durchgeführt werden, hieß es in der Mitteilung – es hat in der Regel die Sanierung des Unternehmens zum Ziel.

Der Branche der Baumärkte ist seit Jahren von Überkapazitäten geprägt. Auch die vermeintliche Ertragsperle des Praktiker-Konzerns hatte zuletzt Verluste erwirtschaftet. 2012 fiel bei Max Bahr ein operativer Verlust in Höhe von 14,5 Millionen Euro an, im Jahr davor waren es sogar 20,9 Millionen Euro. Damals hatte das Unternehmen die Verluste mit „Sondereffekten“ durch die Restrukturierung erklärt. Schwer wog auch der Aderlass in der Führungsetage. Viele Spitzenleute aus der Ära, als Max Bahr noch als der Hamburger Baumarkt mit der kompetenten Beratung und dem guten Sortiment galt, verließen die Marke.

Zusätzlich belastend wirkte sich das schlechte Wetter im ersten Quartal 2013 aus: Von Januar bis März summierte sich das Minus beim Ebitda von Max Bahr auf 36,7 Millionen Euro – mehr als beim Sorgenkind Praktiker. Gerade Pflanzen und Gartenutensilien lagen wie Blei in den Regalen.

Max Bahr folgt damit Praktiker in die Pleite. Der Baumarkt hatte sich nach dem Börsengang 2005 mit der Expansion verhoben und war durch seine Rabattstrategie („20 Prozent auf alles außer Tiernahrung“) in die Krise geschlittert. Seit September 2012 wurden 54 Märkte in Max Bahr umfirmiert, weitere 70 Märkte hätten im Zuge der Sanierung noch umgerüstet werden sollen. Dieses Projekt wurde nach der Insolvenz von Praktiker aber gestoppt.

Experten hatten zuletzt Zweifel an der Umfirmierung geäußert. Zwar erkennen sie die Erfolge der Traditionsmarke an. „Das Geschäftsmodell von Praktiker war nicht nachhaltig. Das von Max Bahr ist es dagegen schon“, sagte zum Beispiel Jochen Hiemeyer, der Geschäftsführer des Bereichs Retail bei der Beratungsgesellschaft Accenture vor Kurzem. Er glaube aber nicht, dass es gelingen kann, den gesamten Umsatz von Praktiker auf Max Bahr umzuleiten. „Beide Konzepte sind zu unterschiedlich. Da werden viele Kunden und viele Millionen verloren gehen.“ Zudem sei Max Bahr in weiten Teilen Norddeutschlands zwar eine eingeführte Marke, im Süden aber gänzlich unbekannt.

Die Konkurrenz hält sich bedeckt. Mehrere Konkurrenten wie Obi, Hornbach und Hagebau hatten ihr Interesse zwar öffentlich signalisiert, allerdings nur für einzelne Filialen und nicht für ein Gesamtpaket. Einige Gläubiger des Unternehmens hatten sich hingegen für eine Fortführung ohne Verkauf ausgesprochen.

Max Bahr wurde 1879 durch Johann Jacob Heinrich Bahr 1879 in Bramfeld als Stellmacherei für die Produktion von Wagenrädern und Wagengestellen gegründet. Sein Sohn Max übernahm 1906 den Betrieb und wagte 1927 den Schritt in den erfolgversprechenden Holz-Einzelhandel. In den 50er-Jahren erkannte Peter Möhrle als Geschäftsführer des Unternehmens den Heimwerker-Trend, baute das Sortiment aus und eröffnete 1963 die erste Filiale in Rissen. Zuletzt verlegte Praktiker seine Zentrale aus dem Saarland nach Hamburg, in der Hoffnung, mit den lange profitablen Max-Bahr-Märkten weiter zu existieren.