Überhöhte und verschleierte Getränkepreise, undurchsichtige Bestellvorgänge und rüde Inkassomethoden: Gegen den Betreiber zweier Tabledance-Bars wurde ein gewerberechtliches Verfahren eingeleitet.

Hamburg. Nach einer Reihe von Betrugsfällen und tätlichen Angriffen auf Gäste des Rotlichtviertels rund um die Reeperbahn hat der Bezirk Mitte erste Konsequenzen gezogen. Gegen den Betreiber zweier Tabledance-Bars wurde am Freitag ein gewerberechtliches Verfahren eingeleitet. Die beiden Betriebe sollen so schnell wie möglich geschlossen werden. Bezirkssprecher Norman Cordes: „Der Betreiber wurde schriftlich von der beabsichtigten Untersagung des Betriebes unterrichtet und ihm wurde eine Anhörungsfrist von zwei Wochen eingeräumt.“

Der Bezirk stütze sich in seiner Entscheidung im Wesentlichen auf die polizeilichen Ermittlungsergebnisse, die nach „zahlreichen erstatteten Strafanzeigen“ in die Wege geleitet worden waren, sagte Cordes. „Nach gründlicher Auswertung der dokumentierten Fälle ist festzustellen, dass eine hohe Zahl von geschädigten unabhängig voneinander immer wieder die gleiche Vorgehensweisen schildert.“ Das Bezirksamt geht von einer systematisch angelegten Geschäftspraxis aus, die darauf abziele, den Gast durch „überhöhte und verschleierte Getränkepreise, undurchsichtige Bestellvorgänge und rüde Inkassomethoden zu übervorteilen und zu schädigen.“

Wie das Abendblatt erfuhr, geht die aktuelle Weisung des Bezirks Mitte unter anderem auf den Fall eines 43-jährigen Schweden zurück. Der Mann war Ende Januar in einem Etablissement an der Reeperbahn mit sogenannten K.-o.-Tropfen betäubt worden. Ein weiterer Besucher der Bar hatte den mit Erbrochenem und Kot verschmutzen und bewusstlosen Mann durch Zufall in der Nacht in einem Nebenraum entdeckt und die Polizei informiert. Der 43-Jährige war laut einer Polizeisprecherin in Lebensgefahr, hätte an seinem Erbrochenen ersticken können. Die von seinem Konto abgebuchte Rechnung des Abends, von dem er wohl nur einen kleinen Teil miterlebt hatte, belief sich auf 7969 Euro. Demnach soll er mehrere Flaschen Champagner und Haussekt konsumiert haben.

Erst Anfang Juli war ein Touristenpaar aus Australien in der Stripbar „Moulin Rouge“ beraubt und bedroht worden. Ein Koberer hatte die beiden mit relativ günstigen Getränkepreisen in die Bar gelockt. In der Stripbar war die 31-Jährige dann zu einem Glas Sekt überredet worden, bekam stattdessen gleich eine ganze Flasche und später eine Rechnung von 500 Euro präsentiert. Als die Australier nicht zahlen wollten, kam es zum Streit. Der Ehemann wurde gegen den Kopf geschlagen, die Ehefrau daran gehindert, das Lokal zu verlassen. Ein Angestellter entriss ihre Handtasche und raubte 100 Euro. Die Frau durfte erst das Lokal verlassen, als ihr Mann weitere 50 Euro herausgab.

Laut der Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage hat die Davidwache 5611 Betrugsanzeigen seit Januar 2010 aufgenommen. Allein im ersten Halbjahr 2013 sollen es bereits 889 Anzeigen gestellt worden sein.