Die Jugendherberge schlägt Alarm: Urin und Kot vertreiben Gäste und Touristen. Doch niemand fühlt sich zuständig

St. Pauli. Es ist dreckig, es liegen Exkremente und Müll herum, es stinkt. Die Treppe, die von der S-Bahnstation Landungsbrücken zur Jugendherberge Stintfang und zur schönsten Aussichtsplattform am Hafen führt, verkommt mehr und mehr zur öffentlichen Toilette und zum Müllplatz von Trinkern und Menschen, die dort ihre Tage verbringen. Jetzt schlägt die Jugendherberge am Stintfang Alarm.

„Diese Treppe, die täglich von Hunderten Touristen und Gästen unserer Häuser benutzt wird, ist im Sommer nahezu nicht benutzbar“, sagt Daniel Brandstrup, Stellvertretende Hausleitung der Jugendherberge. Sie diene als „Pinkel- und Kotecke“ für Kunden der Kioske in der S-Bahnstation. „Zahlreiche stark alkoholisierte und zuweilen aggressive Menschen verschrecken unsere Gäste und Touristen.“ Kothaufen, starker Uringeruch und Müll machten die Treppe, gerade mit Koffern, nahezu unbegehbar. Brandstrup: „Eine Reinigung findet nicht, oder höchstens sporadisch statt.“ Betroffen seien auch die beiden Aussichtsplattformen Am Stintfang beziehungsweise der neue Paula-Karpinski-Platz, oberhalb des Weinbergs, der gerade von der Stadt neu möbliert und aufgewertet wurde. Dort sind täglich besonders viele Touristen, um Fotos vom Hafen zu machen oder sich zu erholen.

Viele Gäste haben sich bereits bei Brandstrup beschwert. „Sie loben uns für die schöne Jugendherberge und den Standort, aber bemängeln die Treppe und nennen sie versifft.“ Für Brandstrup unverständlich: „Seitens der S-Bahn Hamburg wird nichts unternommen, um diesen Zustand zu ändern. Dabei übernachten 105.000 Menschen in der Jugendherberge. Wir sind eine feste Größe in der touristischen Infrastruktur.“

Darauf angesprochen sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis: „Die Treppe gehört gar nicht der S-Bahn, sondern der Stadt. Deshalb sind wir dort nicht zuständig. Grundsätzlich ist aber auch die S-Bahn daran interessiert, dass es rund um den Bahnhof sauber ist.“ Auch die Hochbahn weist jede Verantwortung von sich. „Die Treppe ist nicht unser Zuständigkeitsbereich. Dafür muss die Stadt verantwortlich sein“, sagte Sprecherin Maja Weihgold. Das Bezirksamt Mitte hat sich trotz Anfrage bisher nicht geäußert.

Dabei gäbe es für die Trinker einen Ausweg. Die in ebenfalls wegen Müll und Gestank die Schlagzeilen geratene Kersten-Miles-Brücke ist von der S-Bahnstation und der Treppe nur wenige Meter entfernt. Nach Protesten wurde dort eigens eine Toilette aufgestellt, die von den Obdachlosen auch benutzt wird. „Mit den Obdachlosen der Kersten-Miles-Brücke haben wir einen guten Kontakt“, so Brandstrup. Sie seien nicht das Problem.