Schauspiel für eine Nacht: Erstmals seit 84 Jahren öffnet sich diese Woche eine Titanwurz im Botanischen Garten. Aber Vorsicht, die Blüte stinkt zum Himmel.

Hamburg. Vor 84 Jahren war das Schauspiel in Hamburg zum bisher letzten Mal zu sehen. Die größte Blüte der Welt öffnete ihren Kelch und verströmte eine Nacht lang ihren üblen Geruch.

Jetzt ist es wieder so weit: Die Titanwurz im Botanischen Garten am Dammtorbahnhof steht kurz vor der Blüte. Eine einzige Nacht wird sich die Blume entfalten und dabei einen furchtbaren Gestank nach Aas und Kamel-Dung verbreiten. Der Kustos des Botanischen Gartens, Stefan Rust, rechnet jeden Tag damit, dass sich der 1,40 Meter hohe Blütenstand zur vollen Pracht entfaltet. Um den besonderen Augenblick nicht zu verpassen, können Schaulustige auf der Website des Botanischen Gartens verfolgen, wie die Titanwurz immer größer wird.

In der Natur dient der Aas-Geruch des Kelches der Befruchtung. Er lockt Aas-Käfer an, die in den Kelch krabbeln und so den Blütenstaub von Pflanze zu Pflanze tragen. Damit sich der Gestank besonders weit verbreitet, kann die Pflanze den Zapfen in der Mitte ihrer Blüte auf bis zu 40 Grad Celsius erhitzen. Die Titanwurz hält außerdem den Rekord als größte Blume der Welt: Bis zu drei Meter hoch kann die Blüte werden, wenn sie sich voll entfaltet. Zu einem solchen Riesengewächs zu werden, kostet die Pflanze viel Kraft. „Wir hoffen deshalb, dass unsere Titanwurz die Blüte überlebt“, sagt Rust. Er ist aber zuversichtlich: „In der Natur schafft die Titanwurz es häufig, nach ein paar Jahren wieder auszutreiben.“

Der Amorphophallus titanum stammt aus den Niederlanden und kam vor drei Jahren in den Loki-Schmidt-Garten der Universität Hamburg. Seine Knolle ist stolze 20 Kilo schwer. Doch das ist vergleichsweise klein, in Extremfällen kann die Knolle bis zu 150 Kilo wiegen. „Die Knolle aus Holland muss vor etwa 15 Jahren ausgesät worden sein“, sagt Rust. Dann wurde sie von Gewächshaus zu Gewächshaus gereicht, bis sie in Hamburg landete. Pünktlich zum 50. Jubiläum des Botanischen Gartens stellt die Titanwurz nun ihre seltene Blüte zur Schau. Noch ist die Blume in der Streckungsphase, doch in den nächsten drei Tagen sollte sich die riesige Blüte öffnen. Für Besucher hat das Schaugewächshaus von Montag bis Donnerstag (9 bis 16.45 Uhr) und Sonnabend/Sonntag (10 bis 17.45 Uhr) geöffnet. In der Nacht der Nächte wird das Gewächshaus sogar bis 23 Uhr, und am nächsten Morgen schon von 7 Uhr an geöffnet sein. Eintritt frei.

Aktuelle Bilder der Titanwurz: www.bghamburg.de/