Greenpeace fordert Verbot des Umschlags nach dem Vorbild Rotterdams

Hamburg. Greenpeace hat am Freitagvormittag gegen den Transport und Umschlag von Walfleisch in deutschen Häfen demonstriert: Auf Schlauchbooten empfingen zehn Aktivisten der Umweltorganisation das Containerschiff „Cosco Pride“ mit einem Banner mit der Aufschrift „Stoppt den Handel mit Walfleisch!“, als es die Hafengrenze vor Teufelsbrück erreichte. Die Aktivisten begleiteten das Schiff bis zum Anlegeplatz am Europakai.

Der mehr als 330 Meter lange Frachter soll nach Angaben von Greenpeace sechs Container mit mehr als 100 Tonnen Finnwalfleisch geladen haben. Die geladene Menge entspreche etwa zehn Finnwalen, sagte ein Sprecher. Das Walfleisch sei auf dem Weg nach Japan. Das Walfleisch stamme aus Island aus der Jagdsaison 2009/10. In Island ist der kommerzielle Walfang seit 2006 zusätzlich zum wissenschaftlich eingestuften Fang erlaubt.

Wie der Greenpeace-Aktivist und Meeresbiologe Jörg Feddern erklärte, findet Finnwalfleisch nur in Japan Absatz. Aktuell suchten die isländischen Walfleisch-Produzenten neue Wege, das Finnwalfleisch nach Japan zu bringen, nachdem der Umschlag im niederländischen Hafen Rotterdam untersagt worden war. Wie das aktuelle Beispiel zeige, würden deutsche Häfen als Alternativrouten in Betracht gezogen. Dies wolle Greenpeace verhindern. „Wenn kein Hafen in der Europäischen Union bereit ist, Walfleisch umzuschlagen, hat der Transport von Island nach Japan keine Chance“, sagte Feddern. Grund: Es gibt keine Direktroute.

Finnwale sind nach dem Blauwal die zweitgrößten Meeressäugetiere auf der Erde. Sie werden in freier Natur bis zu 27 Meter lang und wiegen zwischen 40 und 70 Tonnen. „Das Washingtoner Artenschutzabkommen muss wörtlich genommen werden“, sagte der Meeresbiologe. Zu dem Abkommen haben sich 180 Staaten, darunter auch Deutschland, verpflichtet. Lediglich Island, Norwegen und Japan widersetzen sich. Es untersagt grundsätzlich den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. „Die Bundesregierung muss ihrer Verantwortung zum Schutz der Wale gerecht werden und sicherstellen, dass deutsche Häfen unter keinen Umständen als Umschlagplatz oder Transfer von Walfleisch genutzt werden“, sagte Feddern. Vor Ort habe man den Zoll, die Hafenbehörde Hamburg Port Authority, die Wasserschutzpolizei und das Büro des Bürgermeisters über die Fracht informiert.

Ob die „Cosco Pride“ Walfleisch geladen habe, sei nicht bekannt, sagte die Sprecherin des Hauptzollamts Hamburg-Hafen, Bianka Gülck. Es liege keine entsprechende Zollanmeldung vor, wonach Walfleisch umgeschlagen werden soll. Dies sei zudem unwahrscheinlich, da ein striktes Einfuhrverbot für Walfleisch bestehe, dies werde als Straftat gewertet. Sollten sich Container mit Walfleisch auf dem Schiff befinden, die aber nicht umgeschlagen werden sollen, habe der Zoll darauf keine Handhabe, so Gülck. Diese Container gelten dann als Drittlandware.