Seit 25 Jahren betreibt Uwe Bike den Grill-Imbiss am Eppendorfer Baum, den einzigen in der Gegend, doch die Grill-Station in der U-Bahn-Haltestelle soll einem „modernen Konzept“ weichen. Kunden sind empört.

Harvestehude. „Der ganze Stadtteil trauert“, sagt Uwe Birke. Sein Fall hat in Harvestehude und Eppendorf Wellen geschlagen, bis in die Bezirksversammlung. Uwe Bike betreibt seit 25 Jahren den Grill-Imbiss am Eppendorfer Baum, den einzigen in der Gegend. Doch nun soll er gehen. Sein Vermieter, der ehemalige Box-Promoter Klaus Peter Kohl, möchte nach einem sechsmonatigen Umbau das Geschäft mit einem neuen Konzept wiedereröffnen. An diesem Freitag wird Uwe Birkes Imbiss schließen, zumindest für sechs Monate.

In Eppendorf hat der Imbiss Kultstatus. Er bietet eine urige und günstige Abwechslung zu den umliegenden Sushi-Restaurants und Wein-Bistros. Der Arzt Dr. Fritz Pieper fährt alle zwei Wochen in seiner Mittagspause mit dem Bus vom Grindelberg zum Eppendorfer Baum. Die Currywurst dort fände er besser als jede Currywurst in Berlin, sagt er. „Wenn ich aus der Stadt komme, steige ich hier auch oft mal aus, nur um eine Wurst zu essen“, erzählt der Arzt. Viele seiner Freunde würden es genauso machen.

Der Unternehmer Klaus Peter Kohl betreibt zahlreiche Lokale in Hamburg und ist auch am Hofbräuhaus an der Esplanade beteiligt. Der Eigentümer der Immobilie, die Hochbahn, wird ab Juli mit einem Umbau der Haltestelle beginnen, um sie barrierefrei zu gestalten. Für sechs Monate muss der Laden deshalb geschlossen werden. Hauptmieter Kohl nutzte die Gelegenheit, um das Mietverhältnis fristgerecht zu beenden. Dass er seinem langjährigen Mieter gekündigt hat, findet Kohl nicht dramatisch: „Das Konzept ist nicht mehr zeitgemäß. Das zeigen auch die Umsätze.“ Dem Mieter sei schon lange bekannt, dass ein modernes Konzept in den Räumen realisiert werden solle, so Kohl weiter. Was genau das sein wird, verrät der Unternehmer nicht.

Die Anwohner am Eppendorfer Baum wollen den letzten Imbiss nicht gehen lassen, schon gar nicht im Tausch gegen einen weiteren Bäcker oder einen neuen Coffee-Shop. „Hier in der Gegend ist alles eher edel“, sagt Melanie Henssler. Die zugezogene Rheinländerin führt seit 2004 ihre PR-Agentur in der Nachbarschaft und kommt häufig zum Mittag zu Uwe Birke. „In der Gegend findet man nur noch diesen einen Imbiss“, sagt die 41-Jährige. „Sonst gibt’s in Eppendorf ja mehr Sushi als Pommes.“

Auch die Politik unterstützt den Imbiss. Michael Westenberger ist Fachsprecher für Bau- und Stadtentwicklung der CDU-Fraktion Eimsbüttel, die für diesen Teil des Eppendorfer Baums zuständig ist, weil er zu Harvestehude gehört. Er bemüht sich um eine Rettung – mit ersten Erfolgen. Der gemeinsame Antrag von CDU, SPD und Grüne wurde in der Bezirksversammlung einstimmig angenommen. Nun arbeitet man daran, mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden. Auch die Vorsitzende der Bezirksversammlung Mechthild Führbaum (SPD) setze sich für den Erhalt des Ladens ein, sagt Westenberger. Ihr sei klar, dass der kleine Imbiss im hochpreisigen Eppendorf eine wichtige Rolle einnehme.

Uwe Birke hofft, dass sich in den nächsten sechs Monaten noch etwas tun wird. „Aber ich kenne Herrn Kohl seit 25 Jahren. Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist da wenig zu machen“, sagt der Gastronom. Einen Imbiss in der Nähe zu eröffnen, sei wegen der Mietpreise keine Alternative. „Aber ich habe da so ein Hirngespinst“, sagt Birke. Er träumt von einem alten amerikanischen Greyhound. Falls er seinen Imbiss nicht retten kann, will er die Stadt vom Bus aus mit Brathähnchen versorgen.