Architekturstudenten präsentieren heute spektakuläre Pläne für die Neugestaltung des sozialen Projekts. Besucher können über Entwürfe abstimmen.

Hamburg. Sie verfügt über das längste antiquarische Bücherregal der Stadt, sie ist Weltladen und Veranstaltungsort, informiert Hamburg-Touristen und lädt zum Speisen und Verweilen ein: Seit 15 Jahren belebt das Sozialprojekt "Rathauspassage" den Tunnelabschnitt unterhalb des Rathausmarktes. Nun soll das Projekt, bei dem seit Beginn rund 600 Langzeitarbeitslose in diversen Programmen beschäftigt waren, für die Zukunft aufgestellt werden. Die Pläne für die Neugestaltung sind spektakulär. Die Passage soll einen eigenen Eingang zum Alsterfleet erhalten, der endlich Licht in den Tunnelbau bringen würde.

An diesem Donnerstag werden in der Rathauspassage um 18 Uhr die Ergebnisse eines studentischen Architekturwettbewerbs und neue Inhalte der zukünftigen Arbeit vorgestellt.

Studenten des Fachbereichs Architektur der HafenCity Universität (HCU) präsentieren ihre ganz unterschiedlichen Entwürfe zur Neugestaltung der Rathauspassage. Besucher sind willkommen. Sie können heute nicht nur sämtliche Vorschläge begutachten, sondern auch ihre Stimme für die Pläne abgeben, die ihnen am besten gefallen.

Die Jury hat sich bereits entschieden. Der Siegerentwurf kommt von Oskar Alberto Görg und Ferdinand Leser, die von dem Lehrbeauftragten Matthias Kulcke betreut worden sind. Ihre spektakuläre Idee: Die unterirdische Passage wird zum Alsterfleet hin durch eine große Glasfront geöffnet.

"Als wir 1997 mit den Planungen für eine Rathauspassage begonnen haben, war das ein Unort, völlig verwahrlost", sagt Mathias Hein, 53, damals Architekt der neuen Passage. Sie litt unter zwei Gesichtspunkten: "Es gab kein natürliches Licht und die Raumhöhe war sehr niedrig." Der Siegerentwurf würde jetzt Licht und Luft ins Dunkel bringen. "Und die Rathauspassage bekäme endlich einen eigenen Eingang", sagt Jury-Mitglied Hein. Bisher ist sie nur durch die U-Bahn-Zugänge erreichbar und damit eher Durchgangsstation. "Das würde sich fundamental ändern und dazu beitragen, dass sich dieses wichtige soziale Projekt verstetigt", sagt Hein. Und dass es buchstäblich wieder mehr in den Blick der Öffentlichkeit rückt. "Außerdem", so Hein, "würde dadurch der gesamte Rathausmarkt belebt werden und eine Aufwertung des Alsterufers stattfinden." Dafür müsste die Freitreppe zum Fleet aus den 70er-Jahren gekürzt werden, um durch eine Terrasse für mögliche Gastronomie ersetzt zu werden. Klar ist: Die Juryentscheidung ist nur ein Denkanstoß, bis zur möglichen Realisierung ist es noch ein weiter Weg.

Stephan Reimers, ehemaliger Landespastor und Gründer der Rathauspassage, unterstützt die Neuausrichtung und Neugestaltung. "Ich bin sehr froh über die guten Erfahrungen der vergangenen 15 Jahre. Die Kombination aus Beschäftigungspolitik, fairem und nachhaltigem Handel, einer interessanten Gastronomie und Veranstaltungen hat sich bewährt. Jetzt geht es darum, die Rathauspassage fit für die nächsten 15 Jahre zu machen."

Im Jubiläumsjahr ist es gelungen, im Rahmen eines Modellprojektes sozialversicherungspflichtige Beschäftigung statt der ungeliebten Ein-Euro-Jobs der letzten Jahre anzubieten.

Gefördert wird dieses Projekt von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Bisher boten ehemalige Langzeitarbeitslose in der Rathauspassage einen besonderen Mix aus Dienstleistungen und Handel an: gutes Essen, ein Buchantiquariat, einen Secondhand-Laden oder auch einen Kirchen-Infoschalter.

"Die Rathauspassage will sich mit diesem Modellprojekt zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen als alternativer Marktplatz unter dem Rathausmarkt etablieren. Es soll ein exemplarischer Ort werden für faires Handeln, nachhaltiges Wirtschaften und gerechte Arbeit", sagt Geschäftsführerin Gudrun Stefaniak. Dazu werden die Innenräume nach 15 Jahren Dauerbetrieb und einem Wasserschaden im vergangenen Jahr neu gestaltet.

"Die Passage kann sich auch weiterhin der Unterstützung von Kirchen und Diakonie in Hamburg sicher sein", sagt Propst Karl-Heinrich Melzer, der am Donnerstag als Vertreter der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs bei der Präsentation dabei sein wird. "Die Nähe zum Rathaus wollen wir gemeinsam nutzen, um diese Themen auch immer wieder ins Bewusstsein der Stadt zu rücken."

Für den Ausbau des Tunnels zur heutigen Rathauspassage wurden vor 15 Jahren insgesamt 350.000 Euro von mehr als 500 privaten Unterstützern gespendet. Dazu kamen Arbeitsleistungen im Wert von rund 30.000 Euro. Und das damals gerade gegründete Spendenparlament hatte mit 60.000 Euro eine der höchsten Summen seiner Geschichte beigesteuert.