Milliardär Klaus-Michael Kühne spricht im Interview über seine Pläne für ein Luxushotel an der Alster, Erbsensuppe statt Sterneküche - und den neuen Sportchef des HSV.

Hamburg/Mallorca. Klaus-Michael Kühne ist als Logistikunternehmer reich geworden. Seit den Siebzigern lebt er in der Schweiz und zeitweise auf Mallorca. Im Abendblatt-Interview lobt er die Entwicklung seiner Geburtsstadt Hamburg - und kritisiert den HSV.

Hamburger Abendblatt: Als Logistikunternehmer sind Sie weltweit erfolgreich. Jetzt haben Sie Ihr Herz für die Hotellerie entdeckt, vor wenigen Wochen ein Luxushotel auf Mallorca eröffnet und das Hotel Intercontinental in Hamburg erworben. Was haben Sie mit der Immobilie an der Fontenay vor?

Klaus-Michael Kühne: Ich möchte hier das beste Hotel der Stadt eröffnen. Dafür muss das bestehende Gebäude abgerissen werden, und es soll ein Neubau auf höchstem Niveau entstehen. Mit einer modernen ansprechenden Architektur, die in die Villengegend passt. Wichtig ist auch, dass wir die Anwohner vor Ort über unser Projekt ausführlich informieren und so die notwendige Akzeptanz für unser Vorhaben erhalten.

Haben Sie persönlich schon konkrete Vorstellungen zur Architektur und den Dimensionen des Hauses?

Kühne: Ich bin ein Freund von viel Glas bei der Fassadengestaltung. Auch eine terrassenförmige Ausrichtung des Gebäudes zur Alster hin könnte ich mir vorstellen. Aber ich werde mich auch von den Ideen der Architekten und dem Baustil in Harvestehude an der Außenalster inspirieren lassen. Es wird sieben bis acht Geschosse, in der Mitte aufsteigend mit einem akzentuierten Hochpunkt geben, und es sind 120 bis 130 Hotelzimmer geplant. Außerdem wollen wir in das Gebäude eine Residenz mit bis zu 20 Mietwohnungen inklusive Hotelservice integrieren.

Was dürfen die Gäste noch erwarten?

Kühne: Ein Gourmetrestaurant auf dem Dach ist angedacht. Aber vor allem soll sich das Haus durch einen erstklassigen Service und eine besondere Atmosphäre auszeichnen. Für die anspruchsvollen internationalen Gäste wird es Luxussuiten geben. Natürlich auch einen großzügigen Wellnessbereich.

Welche Verbindung haben Sie zum Hotel Intercontinental?

Kühne: Diese Immobilie zu kaufen war in der Tat in erster Linie eine emotionale Entscheidung. Meine Frau und ich haben diesem Haus bei unseren häufigen Hamburg-Aufenthalten viele Jahre lang die Treue gehalten und von unserem Zimmer aus den Blick auf die Alster genossen; ich selbst bin jeden Morgen im Alsterpark gejoggt. Auch als es mit dem Hotel bergab ging, sind wir weiterhin hier abgestiegen. Der Service war immer gut, und das Personal war auffallend freundlich.

Wie haben Sie erfahren, dass die Immobilie nach der Insolvenz des bisherigen Eigentümers und Betreibers veräußert werden soll?

Kühne: Das war auf einer Kreuzfahrt durch die Südsee im Januar. Ich wurde per E-Mail über die Möglichkeit eines Erwerbs informiert, dass man uns gerne als Käufer sehen würde. Aufgrund meiner Verbundenheit mit dem Haus habe ich mich kurzfristig für den Erwerb entschieden.

Wie viel lassen Sie sich Ihr Hamburger Hotelprojekt kosten?

Kühne: Wir werden hier etwa 120 bis 130 Millionen Euro investieren.

Wie weit sind die Pläne fortgeschritten, gibt es bereits einen Zeitplan?

Kühne: Wir müssen schnell vorankommen. Ich habe das ehrgeizige Ziel, das Haus in der ersten Hälfte 2016 zu eröffnen. Jetzt warten wir auf die Entwürfe von drei ausgewählten Architekten und werden uns dann im September für einen entscheiden. Der Bauantrag wird bis Ende des Jahres eingereicht, und wenn das alles klappt, wäre dann nach dem Abriss ein Baubeginn Mitte 2014 möglich. Wir haben schon zahlreiche Gespräche mit der Stadt geführt. Auch mit Oberbaudirektor Jörn Walter und mit Bürgermeister Olaf Scholz habe ich mich im Vorfeld über dieses Vorhaben unterhalten und sehr viel Zustimmung gefunden.

Inwiefern wird das Haus Ihre persönliche Handschrift tragen?

Kühne: Wenn ich etwas mache, dann mache ich es gründlich. Das gilt auch für mein Hotelvorhaben in Hamburg. Ich werde in den nächsten Jahren viel Zeit in dieses Projekt investieren.

Sie gelten als Workaholic, obwohl Sie sich längst zur Ruhe setzen und das Leben genießen könnten. Wird sich das in absehbarer Zeit ändern?

Kühne: Nein. Ich habe immer viel gearbeitet, und das brauche ich auch. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch.

Andere machen auf Mallorca Urlaub. Sie haben hier ein Anwesen und arbeiten auch hier. In den letzten Jahren haben Sie aus den Ruinen des Castell Son Claret ein Luxushotel geschaffen. Wie kam es zu dazu?

Kühne: Eigentlich wollte mein Freund, der Immobilienunternehmer Matthias Kühn, dieses Projekt realisieren, und ich hatte mich lediglich still beteiligt. Doch dann einigten wir uns vor drei Jahren, dass ich das Vorhaben allein fortführen würde. In dieser Zeitspanne ist nun ein Schmuckstück entstanden. Ein charmantes Luxushotel auf einem 132 Hektar großen Areal unweit von Port d'Andratx. Der besondere Luxus, den wir hier unseren Gästen bieten, ist die Ruhe. Ich habe viel Zeit meines Lebens in Hotels verbracht, daher weiß ich, wie wichtig es ist, sich auf Reisen wohlzufühlen.

Wie hat die Zusammenarbeit mit den spanischen Behörden funktioniert?

Kühne: Das war schon schwierig. Es gab viele Auflagen, wir hatten mit bis zu vier Ministerien zu tun. Beim Tourismusminister und seinem Stellvertreter habe ich mehrfach vorgesprochen.

Bei dem Umbau und der Inneneinrichtung sollen Sie sich ziemlich reingehängt haben. Bis ins letzte Detail involviert gewesen sein und sogar das Dibbern-Geschirr aus Hamburg eigenhändig ausgesucht haben.

Kühne: Das habe ich mit meiner Frau zusammen gemacht. Wir haben auch die Kunst zusammen ausgesucht, die im Hotel hängt. Darunter Werke von Maler Antonio Máro, von dem schon zahlreiche Werke in meinen Büros und Privathäusern hängen. Auch bei der Gestaltung des farbenprächtigen Gartens haben wir unsere Ideen mit eingebracht.

In der Hotelküche wirbelt Fernando Perez Arellano, der Ihnen vom Bürgermeister vor Ort empfohlen wurde. Sind Sie mit der Wahl zufrieden?

Kühne: Fernando Perez Arellano ist ein sehr engagierter Koch, und er hat mit seinem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant Zaranda bei uns im Castell Son Claret ein neues Zuhause gefunden. Natürlich ist er eigenwillig und wir diskutieren häufiger mal miteinander, wenn es um die Gestaltung des Restaurants geht, wobei ich nicht immer auf meiner Meinung beharre, sondern mich auch gerne einmal vom Gegenteil überzeugen lasse.

Sind Sie der Sterneküche sehr zugetan?

Kühne: Für mich ist das ein Gag. Das heißt: Ab und zu versuche ich es mit einem Acht-Gänge-Menü, das aus Gerichten besteht, die ich in dieser Form und Kombination noch nie erlebt habe. Aber eigentlich mag ich Hausmannskost. Es darf auch ruhig mal Erbsensuppe oder Frikadellen sein.

Wie haben Sie Ihr Herz für Mallorca entdeckt?

Kühne: Ich bin 1997 zum ersten Mal auf Mallorca gewesen, weil ich hier meinen 60. Geburtstag gefeiert habe. Dann sind mir die einzigartige Landschaft und die vielen schönen Häuser aufgefallen. Ein Makler hat uns dann ein attraktives Anwesen angeboten, und ich habe spontan gekauft. Nun verbringe ich einige Monate im Jahr auf der Insel. Die Lage ist ideal, denn von hier aus kann ich auch sehr schnell an meinem Arbeitsplatz in der Schweiz ebenso wie zu Besuch in Hamburg sein.

Erst das Hotel in Spanien, jetzt das Intercontinental in Hamburg. Planen Sie eine Hotelkette?

Kühne: Das habe ich nicht vor, auch wenn ich jetzt immer mal wieder Objekte angeboten bekomme. Wenn etwas wirklich Attraktives dabei wäre, würde ich mich vielleicht noch mal beteiligen. Aber jetzt hat erst mal das Hotelprojekt in Hamburg höchste Priorität.

Das heißt, Sie werden häufig in Hamburg sein. Hier wurden Sie geboren und haben bis Mitte der 70er-Jahre gelebt, bevor Sie in die Schweiz übergesiedelt sind. Wie nehmen Sie Ihre Heimatstadt heute wahr?

Kühne: Hamburg ist eine pulsierende und sehr vielseitige Stadt. Es ist hier immer schöner geworden. Das gilt sogar für das Wetter.

Wo sind Sie in Hamburg aufgewachsen?

Kühne: An der Bellevue an der Außenalster. Bis heute habe ich deshalb einen ganz besonderen Bezug zu diesem Gewässer und laufe, wenn ich in Hamburg bin, auch einmal um die Alster.

Die Deutschland-Zentrale von Kühne + Nagel liegt am Großen Grasbrook in der HafenCity und war eines der ersten Gebäude dort. Wie hat sich dieser Stadtteil entwickelt?

Kühne: Wir haben dort ein Sahnestück bauen können mit freiem Blick auf die Schiffe und den Hafen. Auch die Elbphilharmonie haben wir immer im Blick. Die HafenCity ist ein Volltreffer und eine gelungene Mischung aus Arbeiten, Wohnen und Restaurants.

Vor Kurzem haben Sie auch noch das benachbarte SAP-Gebäude gekauft, und dort wird die von Ihrer Stiftung ins Leben gerufene Kühne Logistics University (KLU) einziehen. Was ist Ihr Motiv für dieses Engagement?

Kühne: Mit der KLU wird der Logistikstandort Hamburg gestärkt, und ich will mit meinem Engagement meiner Heimatstadt auch etwas zurückgeben. Noch lernen die Studenten in einem Gebäude am Brooktorkai, aber am 13. September wird man mit einer Festveranstaltung im Beisein von Bürgermeister Olaf Scholz die neuen Räume beziehen.

Wenn es um den HSV geht, dann fällt auch immer wieder Ihr Name. Sie haben den Fußballverein mehrfach großzügig finanziell unterstützt und so auch die Rückkehr von Rafael van der Vaart zum HSV ermöglicht. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Schützling?

Kühne: Es wäre sicherlich mehr drin. Rafael hat sich dem allgemeinen Niveau der Mannschaft angepasst, und das könnte deutlich höher sein.

Was sagen Sie zur Verpflichtung des neuen Sportschefs Oliver Kreuzer?

Kühne: Mir sagte dieser Name bislang nicht viel. Ich hätte lieber Felix Magath gehabt, auch wenn er als schwierig gilt.

Drücken Sie dem HSV häufig im Stadion die Daumen?

Kühne: Ich bin manchmal im Stadion. Aber ansonsten verfolge ich jedes HSV-Spiel gemeinsam mit meiner Frau vor dem Fernseher und dank meiner Sky-Karte, die ich immer dabei habe, funktioniert das auch auf Reisen.

Wie emotional verfolgen Sie Sieg und Niederlagen Ihrer Lieblingsmannschaft?

Kühne: Ich rege mich während eines Spiels schon sehr auf. Aber danach beruhige ich mich ziemlich schnell wieder.