Helmut Schmidt bei der Vergabe der renommierten Auszeichnung. Jugendliche freuen sich - auch über Autogramme des Altkanzlers.

Hamburg. Erik Krüger wird diesen Mittwoch nicht so schnell vergessen. Als Mitglied der Jugendfeuerwehr Meiendorf hat er im Hamburger Rathaus den Deutschen Nationalpreis für die Deutschen Jugendfeuerwehren entgegen genommen. Als Bundesjugendsprecher seiner Organisation bedankte er sich im Namen der Kinder und Jugendlichen für den Preis. Höhepunkt für den 17-Jährigen aus Rahlstedt: "Ich habe nach Helmut Schmidt gesprochen, ein toller Moment."

Rund 500 Gäste waren der Einladung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zur Preisverleihung in den Großen Festsaal des Rathauses gefolgt, darunter auch der frühere Bundeskanzler Schmidt. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert, die Urkunde überreichte Sachsens früherer Ministerpräsident Kurt Biedenkopf.

Die älteste Jugendfeuerwehr Deutschlands wurde 1882 in Oevenum auf Föhr gegründet. Mit der diesjährigen Verleihung des Deutschen Nationalpreises würdigte die Deutsche Nationalstiftung das ehrenamtliche Engagement und die gesellschaftliche Integrationsleistung der Deutschen Jugendfeuerwehren. Sie sind mit mehr als 240.000 Mitgliedern in etwa 18.000 Gruppen die bundesweit größte Jugendorganisation ihrer Art. Die Wahl Hamburgs als Ort der Preisvergabe ist, im 20. Jahr des Bestehens der Deutschen Nationalstiftung, auch eine Ehrerbietung an Helmut Schmidt als Stifter und Ehrenvorsitzender.

Bürgermeister Olaf Scholz dankte dem Altkanzler ganz besonders für die Gründung der Deutschen Nationalstiftung vor 20 Jahren und gratulierte den Jugendfeuerwehren zu ihrer Auszeichnung: "Die freiwilligen Feuerwehren sind gerade auf dem Land ein ganz wichtiger Bestandteil dessen, was 'Jugendarbeit' heißt. Und Sie sind dort wie auch in den Städten eine unverzichtbare Gemeinschaft, in der die Lernprozesse für Demokratie, Respekt und ein solidarisches Miteinander der Kulturen stattfinden." Nach den Worten von Bürgermeister Scholz sind die Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland das "Rückgrat des Brand- und Katastrophenschutzes".

Helmut Schmidt dankte den Preisträgern für ihren selbstlosen Einsatz. "Die Deutschen Jugendfeuerwehren erweisen uns allen einen großen Dienst. Ihre Mitglieder sind Vorbilder für andere junge Menschen. Sie haben die Auszeichnung mit dem Deutschen Nationalpreis verdient." Er hoffe, dass viele der jungen Leute sich als Erwachsene "den Geist der beständigen Bereitschaft und des Engagements für Leib und Leben ihrer Mitbürger" bewahrten.

Die Publizistin Necla Kelek sagte in ihrer Laudatio: "Mit diesem Preis wird nicht nur der Mut vieler Freiwilliger Feuerwehrleute ausgezeichnet, sondern wir zeichnen uns als Gesellschaft auch selber aus. Hier übernehmen junge Menschen persönlich Verantwortung, ja riskieren etwas, investieren Zeit und Können, engagieren sich in der Gemeinschaft für die Gesellschaft. Sie verkörpern in der Praxis das, was in Reden beschworen und oft zerredet wird, nämlich dass es sich bei der verfassten Gesellschaft in Deutschland und Europa um eine besondere Form von entwickelter Zivilgesellschaft handelt."

Das sei keine Zweck-, auch keine Not-, sondern eine Wertegemeinschaft. "Die Freiwilligen Feuerwehren sind eine Tradition gelebten Bürgersinns", sagte Kelek. Die Autorin mit türkischen Wurzeln ermutigte die Kinder und Jugendlichen, auch auf Altersgenossen aus Einwandererfamilien zuzugehen. "Integration durch Verantwortung ist ein Weg."

Zum Beispiel auch für Hermon Zighita. Der 16-Jährige kam in Eritrea zur Welt, sein Klassenkamerad Erik Krüger nahm ihn mit zur Jugendfeuerwehr. "Es macht Spaß, in der Gruppe etwas zu unternehmen und sich für andere zu engagieren", sagte der Zehntklässler dem Abendblatt. "Ich möchte später zur Berufsfeuerwehr."

Für Erik Krüger zählte am Mittwoch in allererster Linie das Jetzt. "Ich habe meine Rede gut über die Bühne bekommen", sagte der Schüler. "Und Helmut Schmidt hat mir ein Autogramm gegeben. Ein toller Tag."