Hildesheimer Investor hat Bauantrag für das Reeperbahn-Grundstück gestellt. Bezirksamt bestätigt: “Es läuft für das Heiße-Ecke-Grundstück ein Bauantragsverfahren.“ Grüne lehnen Hotelpläne ab.

Hamburg. Es ist wohl eine der begehrtesten Flächen direkt an der Reeperbahn im Herzen von St. Pauli, dazu unbebaut: Seit mehr als 20 Jahren ist der berühmte Imbiss Heiße Ecke, dem das gleichnamige Erfolgsmusical im Schmidts Tivoli gewidmet ist, von dem Grundstück verschwunden, und das 194 Quadratmeter große Gelände liegt brach. Legionen von Investoren wollten hier schon Projekte verwirklichen, immer wieder war von einem Hotelbau die Rede. Einer der letzten Eigentümer war der vorbestrafte Kiez-Investor Burim Osmani.

Jetzt gibt es in der unendlichen Geschichte um das berühmte Grundstück ein neues Kapitel: Die Billig-Design-Kette Motel One, die bereits vier Hotels mit 1400 Zimmern in Hamburg betreibt und vor Ort von Regionaldirektor Tim Henrik Göhring geleitet wird, will an dem Standort nach Abendblatt-Informationen ein weiteres Hotel eröffnen.

Eine Sprecherin bestätigte auf Anfrage, dass es Gespräche mit den Grundstückseigentümern gibt und Interesse an dem Standort bestehe. Bei den Grundstückseigentümern soll es sich um die Hanseatic Group im niedersächsischen Hildesheim handeln - die sich am Mittwoch nicht weiter zu dem Bauvorhaben äußern wollte.

Das Bezirksamt hält sich mit Namen bedeckt, aber Sprecherin Sorina Weiland bestätigte: "Es läuft für das Heiße-Ecke-Grundstück ein Bauantragsverfahren. Der Bezirk könnte sich an diesem Standort einen Hotelneubau gut vorstellen." Aber wie auch bei den vorhergehenden Planungen für die Fläche werden beim Antragsverfahren die gleichen Maßstäbe für den Investor angelegt, sagte Weiland weiter.

Unterdessen laufen hinter den Kulissen rege Abstimmungen mit der Verwaltung. Ein nächster Termin mit dem Bauherrn und Mitgliedern des Bauausschusses der Bezirksversammlung ist für den 5. Juni im Bezirksamt am Klosterwall anberaumt.

Dann wird es wohl auch um die Besitzverhältnisse gehen. Denn es muss die Frage geklärt werden, ob die Hanseatic Group tatsächlich im Grundbuch als Eigentümer eingetragen ist. Denn in der Vergangenheit kam es schon häufiger zu Verwirrungen und einer denkwürdigen Pressekonferenz auf dem Grundstück: Im Februar 2011 verkündete der damalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) vor den anwesenden Journalisten: "Jetzt wird bebaut." Gemeinsam mit dem vermeintlichen Investor Markus Aluta von der österreichischen Baufirma Alpine wurden die Pläne für einen 24 Meter großen Hotelneubau mit 90 Zimmern präsentiert. Doch der Verkauf des Grundstücks an die Alpine wurde nie vollzogen. Und kein Hotel gebaut.

Politik und Verwaltung haben ein großes Interesse daran, dass die nur einen Steinwurf von der Davidwache entfernte Fläche zeitnah entwickelt wird: "Das seit Jahrzehnten brachliegende Grundstück ist momentan ein Schandfleck. Wir brauchen hier dringend eine Lösung, die für alle Beteiligten tragbar ist und der Lage direkt auf der Reeperbahn gerecht wird", sagte der SPD-Bezirksabgeordnete Erkan Sahin, der Mitglied im Bauausschuss ist. Für CDU-Fraktionschef Jörn Frommann steht fest: "Das Grundstück mitten im Vergnügungsviertel ist für eine Hotelnutzung prädestiniert." Im Erdgeschoss könne er sich eine "reeperbahnaffine" Nutzung vorstellen, wie zum Beispiel einen Heiße-Ecke-Imbiss in Erinnerung an alte Zeiten, so Frommann weiter.

St. Pauli ist als Hotelstandort seit Jahren sehr gefragt

Allerdings regt sich auch schon Widerstand. So kündigte Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg an: "Wir halten dieses Bauvorhaben für nicht genehmigungsfähig. Dabei geht es vor allem darum, dass der Bauherr keine Parkplätze nachweisen kann, die aber für einen Hotelbetrieb benötigt würden." Außerdem sei ein Hotel auf diesem sehr kleinen schmalen Grundstück zu überdimensioniert. Aber "natürlich muss das Grundstück entwickelt werden, aber bitte mit einem Konzept, das zu dieser besonderen Lage mitten auf der Reeperbahn passt", so Osterburg weiter. Der tourismuspolitische Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion Anjes Tjarks kritisierte: "Ein Motel One gehört nicht an einen Standort wie die Reeperbahn. Wenn hier ein Hotelprojekt realisiert wird, dann muss es innovativ sein und zum Kiez passen."

Fakt ist: Die Hotelbranche auf St. Pauli boomt. In den vergangenen Jahren sind hier zahlreiche neue Häuser eröffnet worden. Darunter das Empire Riverside Hotel und das East Hotel. Außerdem sind die Low-Budget-Hotels Ibis und Etap hier vertreten. Im Komplex der Tanzenden Türme hat das Arcotel Onyx eröffnet: "Als Hotelstandort ist St. Pauli sehr gefragt, da es als Amüsierviertel eine Touristenattraktion ist", sagte Ulrike von Albedyll, Geschäftsführerin vom Dehoga Hamburg.