Überschuss von 73 Millionen Euro im ersten Quartal. Aber für das Gesamtjahr erwartet die Landesbank abermals einen Verlust.

Hamburg. Die HSH Nordbank ist in den ersten Monaten des Jahres 2013 auf ihrem Sanierungskurs weiter vorangekommen. In ihrem Quartalsbericht, der am Donnerstag vorgelegt wird, weise sie einen Überschuss von 73 Millionen Euro aus, sagte der Vorstandsvorsitzende Constantin von Oesterreich dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Im Vorjahresquartal hatte die Landesbank einen Gewinn nach Steuern von 128 Millionen Euro erzielt, der allerdings nur durch einen Sonderertrag von 261 Millionen Euro durch den Rückkauf stiller Einlagen zustande gekommen war.

Für den jüngsten Quartalsgewinn waren Fortschritte im operativen Geschäft ebenso verantwortlich wie Wertaufholungen früherer Problempapiere, deren Marktwerte im Zuge der Finanzkrise drastisch eingebrochen waren. Der HSH-Chef wertete den Überschuss als Beleg, dass das Geschäftsmodell der Bank funktioniert: "Wir müssen dem Markt zeigen, dass wir Geld verdienen können." Im Hinblick auf den weiteren Jahresverlauf ist die Aussagekraft des positiven Quartalsergebnisses jedoch begrenzt, wie Constantin von Oesterreich einräumen musste. Denn wegen der Wiederaufstockung der Garantien Hamburgs und Schleswig-Holsteins von sieben Milliarden auf zehn Milliarden Euro fallen demnächst wieder höhere Gebühren dafür an. Vor diesem Hintergrund erwartet der Vorstand für 2013 nochmals rote Zahlen. Für das Jahr 2012 war ein Fehlbetrag von 124 (2011: 265) Millionen Euro angefallen.

Der HSH-Vorstandschef machte keinen Hehl daraus, dass die Unsicherheiten für das Institut exorbitant hoch sind. Sie resultieren vor allem aus dem Bereich Schiffsfinanzierung, dessen Kreditvolumen noch immer 27 Milliarden Euro beträgt - im Vergleich zur Bilanzsumme von 125 Milliarden Euro ein hoher Anteil am Geschäft.

Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Branchenkrise macht sich von Oesterreich nicht: "Wir gehen nicht davon aus, dass vor Ende 2014 die Sonne wieder anfängt zu scheinen. Darum ist es wichtig, dass wir uns warm anziehen." Man schließe nicht aus, dass sich die Krise in den nächsten eineinhalb Jahren zunächst sogar noch verschärft. "Aber darauf sind wir eingestellt", sagte von Oesterreich.

Dank der Länderhilfen liege die Kernkapitalquote effektiv bei 11,6 Prozent und damit deutlich oberhalb der von der europäischen Bankenaufsicht geforderten Quote von 9,0 Prozent. Voraussichtlich Mitte Juni werde die Aufstockung der Garantien von der Europäischen Union gebilligt und damit wirksam, hieß es. Damit setzt allerdings ein neues Beihilfeverfahren der EU ein. Im Gegensatz zum vorangegangenen Verfahren vor fast zwei Jahren sind nach Einschätzung des Vorstands diesmal aber keine harten Auflagen zu erwarten. Constantin von Oesterreich sprach von einer inzwischen positiven Grundhaltung der EU-Kommission gegenüber der HSH Nordbank.

Die vergleichsweise gute Kapitalausstattung dürfte dem Institut auch im Geschäft mit Unternehmenskunden helfen; manche Wettbewerber müssen sich bei der Vergabe neuer Kredite zurückhalten, weil sie sonst die Vorgaben der Regulierer zur Eigenkapitalquote nicht mehr einhalten könnten. Der HSH-Chef zeigte sich zuversichtlich, im Firmenkundenbereich wachsen zu können: "Wir sind hier im Norden gut vernetzt. Wenn ein Geschäft da ist, bekommen wir es auch." Allerdings muss die Bank ein Handicap ausgleichen, das aus der Schieflage in den Jahren 2008/2009 resultiert: "Wir waren im Prinzip zwei Jahre aus dem Markt."

Constantin von Oesterreich hat klare Vorstellungen, was das künftig benötigte Ertragsniveau angeht: "Eine Rendite auf das Kernkapital von 7,5 bis 9,0 Prozent sollten wir hinkriegen." Im ersten Quartal 2013 habe man die untere Grenze dieser Spanne praktisch erreicht. Dabei seien hohe Risiken heute tabu: "Wir dürfen all das, was man früher 'sexy' nannte, nicht mehr machen."

Demnächst wird die HSH jedoch noch einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert: Im Juli beginnt der Prozess gegen sechs frühere Vorstände der Landesbank, darunter Ex-Chef Dirk Jens Nonnenmacher. Es geht um ein umstrittenes Wertpapiergeschäft aus dem Jahr 2007. Für die Bank und ihre Mitarbeiter sei es "nicht witzig", dass man wegen des Gerichtsverfahrens wieder in die Schlagzeilen gerate, sagte von Oesterreich.

Nachdem die Landesbank im Jahr 2008 mit Staatshilfen gerettet wurde, muss sie auf Anweisung der EU-Kommission ihre Bilanzsumme bis Ende 2014 auf 120 Milliarden Euro reduzieren, aus der Flugzeugfinanzierung aussteigen und das Schifffahrts-Portfolio zurückfahren. Damit schrumpft auch die Belegschaft: Aktuell hat die HSH rund 3100 Beschäftigte, in gut eineinhalb Jahren sollen es nur noch 2600 bis 2700 sein. Im Jahr 2008 hatte die Bank noch 5070 Mitarbeiter, davon mehr als 4000 im Inland.