Ein Kommentar von Iris Hellmuth

Eine Brache also, zwischen stillgelegten Bahngleisen im Oberhafen, am Ende einer Reihe von Lagerschuppen – da wollen sie tanzen, heute Abend, eine Premiere sogar. „Hinter den Gärten“ wird sie heißen und bestimmt supertoll, das sind die Premieren der Tanzinitiative Hamburg ja meistens. Aber irgendwie … haben die sich das wirklich gut überlegt?

Es ist ja nun leider nicht so, dass zeitgenössische Tanzvorführungen massenhaft Publikum ziehen. Das ist auf der einen Seite schade, auf der anderen schon immer so gewesen. Wenn man sich davon beeindrucken ließe, hätte man einen anderen Beruf gewählt. Tänzer wird man aus Liebe zur Kunst, nicht zur Selbstausbeutung. Doch ein wenig mehr Gespür bei der Wahl eines Veranstaltungsortes Ende Mai in Hamburg hätte dem ganzen Projekt vielleicht doch nicht geschadet. Zeitgenössische Tänzer gehören, man muss es leider so sagen, ohnehin schon zu den armen Schweinen im Kunstbetrieb. Muss man sie das dann auch noch so deutlich spüren lassen?

Auf der anderen Seite: Wen kümmert‘s? Freunde moderner Tanzkunst werden den Weg auf sich nehmen, überdacht sitzen sie so oder so. Und die Tänzer, auch wenn sie im Regen stehen, werden es so nehmen wie ihre gesamte Lebenssituation: mit Humor, Hartnäckigkeit und in der tiefen Gewissheit, dass man da gerade genau das Richtige tut.