Hamburg. "Wir wollen wie Menschen behandelt werden" - mit diesem Appell machten libysche Flüchtlinge am Freitag in Hamburg auf ihre Lage aufmerksam. Seit 15. April leben etwa 300 Menschen, die 2011 vor dem Krieg in Libyen flohen, in der Hansestadt auf der Straße. "Wir haben eine humanitäre Katastrophe mitten in unserer Stadt, und keiner fühlt sich zuständig", sagte Fanny Dethloff, Menschenrechtsbeauftragte der Nordkirche.

Vier Afrikaner haben sich stellvertretend für 300 libysche Flüchtlinge an die Öffentlichkeit gewandt. Mithilfe der Flüchtlingsorganisation "Karawane" schickten sie vor zwei Tagen eine Erklärung an die Bürgerschaftsfraktion. Auf einer Pressekonferenz am Freitag schilderten sie ihre Situation: "Ich habe drei Jahre in Libyen gearbeitet", sagte Anane Kofi Mark, der ursprünglich aus Ghana stammt. "Als der Krieg ausbrach, wurden wir in Boote gesetzt und nach Italien gebracht." Dort habe er fast zwei Jahre in einem Flüchtlingscamp gelebt, bis dieses geschlossen wurde. "Man sagte uns: Fahrt nach Nordeuropa, da kann man euch helfen." Er kam in Hamburg im Winternotprogramm unter. Doch seit dieses beendet ist, hat er keine Bleibe mehr.

Die Flüchtlinge haben eine dreimonatige Aufenthaltsgenehmigung für Schengen-Staaten von den italienischen Behörden bekommen. Arbeiten dürfen sie in Deutschland aber nicht, auch Anrecht auf Unterstützung oder Unterkunft haben sie nicht. Bisher gibt es keine Lösungsvorschläge der Stadt. Lediglich ein kostenloses Zugticket zur Rückreise nach Italien sei ihnen angeboten worden, berichten die Afrikaner.

"Es ist ein Problem, das die europäischen Staaten nur gemeinsam lösen können", sagte Ralf Lourenco von Karawane.