Erst wurde die Kreuzung am Dammtor für vier Tage gesperrt, dann legte ein Wasserrohrbruch eine wichtige Ausweichstrecke lahm. Und der ADAC warnt vor weiteren Behinderungen.

Hamburg. Das Chaos war perfekt, als Hamburg Wasser am Freitagmorgen gegen 9.30 Uhr einen Notfall meldete. An einer Bushaltestelle an der Straße Beim Schlump war über dem U-Bahn-Tunnel eine 60 Zentimeter breite Wasserleitung gebrochen. Mehrere Kubikmeter Wasser liefen aus. Es gab keine andere Wahl: Die Leitung musste freigelegt werden. Die Gustav-Falke-Straße und die Straße Beim Schlump zwischen Bundesstraße und Schröderstiftstraße wurden vorübergehend voll gesperrt.

Am Freitagnachmittag sagte Matthias Sobottka, Sprecher von Hamburg Wasser: "Die Versorgung ist sichergestellt. Die Arbeiter werden über das Pfingstwochenende versuchen, den Schaden zu beheben. Wir hoffen, dass die Arbeiten bis Ende der kommenden Woche abgeschlossen sind." Wenn die wichtigsten Reparaturen erledigt sind, soll nur noch eine Spur der Straße Beim Schlump in Richtung Kleiner Schäferkamp gesperrt bleiben.

Während das Wasser wieder in halbwegs geordneten Bahnen läuft, verschärfte der Notfall die Stausituation in Hamburg. Schließlich gehört die Straße Beim Schlump zu den Ausweichstrecken, die den Verkehr in den kommenden Tagen vom gesperrten Theodor-Heuss-Platz fernhalten und über das Karolinenviertel ableiten sollten.

Allein die Sperrung dieses zentralen Verkehrskontenpunktes am Bahnhof Dammtor - der bis Dienstag nur in Richtung Norden auf einer Spur passiert werden kann - hätte schon gereicht, den Innenstadtverkehr in Teilen lahmzulegen. Zusammen mit der Notfallsperrung am Schlump und weiteren Baustellen beiderseits der Alster waren Staus und stockender Verkehr am Freitag programmiert. Die Aussichten für das Pfingstwochenende sind nicht besser.

Wie es um den Verkehr am Freitagmorgen stand, zeigen die Beobachtungen von Abendblatt-Reporterin Alexandra Maschewski. 9.30 Uhr: "Hupkonzert rund um den Winterhuder Markt. Es geht kaum voran. Immer wieder blockieren Laster Kreuzungen, weil sie schnell noch über die grüne Ampel fahren möchten." 10 Uhr: "An den Anblick von Baggern an der Kreuzung Hallerstraße/Grindelberg hat man sich bereits gewöhnt, allerdings trägt auch diese Baustelle nicht dazu bei, die Lage zu entspannen. Es geht langsam voran, auch in den kleineren Nebenstraßen, wo viele nach Parkplätzen suchen."

11.15 Uhr: "Stockend geht es auch An der Verbindungsbahn/Ecke Rentzelstraße voran. Die Ampelschaltung ist extrem kurz, in der Grünphase von nicht einmal einer Minute schaffen es gerade einmal zwei bis drei Autos, Richtung Messe zu fahren. Viele biegen einfach bei Rot ab, damit der Verkehr trotz Baustelle und rangierenden Lastwagen nicht zum Erliegen kommt."

Aus Sicht der Verkehrsleitzentrale sah die Situation zur Zeit des Berufsverkehrs am Freitag wie folgt aus: Es gab stockenden Verkehr auf der Rentzelstraße bis zur Karolinenstraße, auch auf der Grindelallee kamen die Autofahrer nur langsam voran. Östlich der Alster stockte der Verkehr auf dem Mundsburger Damm, auf der Herbert-Weichmann-Straße und auf der Kennedybrücke. Die Polizei fand dennoch lobende Worte: Viele Autofahrer hätten sich Ausweichstrecken gesucht. Rund um die Baustelle am Dammtor-Bahnhof habe die Verkehrslage angeblich einem normalen Freitag entsprochen.

Der Theodor-Heuss-Platz war am Donnerstagabend gegen 18 Uhr gesperrt worden. Die Sperrung soll noch bis zum frühen Dienstagmorgen andauern. Um 5 Uhr, also noch vor dem Berufsverkehr, soll der Verkehr wieder rollen - ohne Einschränkung. Die Asphaltdecke des Platzes war bei den Sanierungsarbeiten an der mehr als 100 Jahre alten Bahnbrücke über den Dammtordamm so strapaziert worden, dass sie nun erneuert werden muss. Schwertransporter hatten mehrfach tonnenschwere Brückenteile über den Theodor-Heuss-Platz an die Bahnstrecke gefahren, wo sie auf die Brückenpfeiler gehoben wurden. Diesem Gewicht war die Straße nicht gewachsen.

Die Straßenbauarbeiten nehmen nicht nur den Theodor-Heuss-Platz ein, sondern auch angrenzende Straßen. So ist auf der Straße Alsterglacis ein Fahrstreifen pro Richtung gesperrt, auch die Grindelallee ist in Richtung Kennedybrücke zum Teil gesperrt.

Die Polizei rät, die gesperrten Bereiche weiträumig zu umfahren oder auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Wer allerdings den Bus benutzen will, muss Folgendes beachten: Die Haltestellen Universität/Staatsbibliothek und Bahnhof Dammtor werden von den Linien 4, 5, 34, 109 sowie von den Nachtbuslinien 603, 604 und 605 gar nicht erst angefahren, die Ersatzhaltestelle Gänsemarkt erreichen die Busse über eine Umleitung via Rentzelstraße, Johannes-Brahms-Platz und Valentinskamp.

Die Hochbahn spricht von einer "enormen Herausforderung", hat zwischen der Marseiller Straße und dem Hauptbahnhof die zusätzliche Shuttle-Linie 209 eingerichtet. Fahrgäste sollten auf jeden Fall mehr Zeit einplanen.

Neben den Baustellen an Schlump und Theodor-Heuss-Platz sorgen weitere Sperrungen für Ärger am langen Pfingstwochenende. Stau drohen auch: an der Bürgerweide, wo die Siele erneuert werden müssen sowie im Kreuzungsbereich Barmbeker Straße/Maria-Louisen-Straße - ebenfalls wegen Leitungsarbeiten. Aus dem gleichen Grund sind rund um den Anckelmannsplatz, an der Nordkanalstraße und an der Kuhmühle Staus zu erwarten. Für Behinderungen sorgen nicht zuletzt die Arbeiten für das Busbeschleunigungsprogramm an der Kreuzung Grindelallee/Hallerstraße/Schlump.

Wer dem Stau in der Stadt entrinnen wollte und sich noch am Freitagnachmittag auf den Weg Richtung Ostsee machte, stand schnell wieder im Stau. Auf bis zu 15 Kilometer Länge stockte der Verkehr am Freitagnachmittag allein auf der Autobahn 1 - nicht zuletzt wegen einer Baustelle in Höhe Bad Oldesloe.

Der ADAC warnt vor weiteren Staus: Neben dem örtlichen Reiseverkehr zu Pfingsten beginnen in Bayern und Baden-Württemberg die zweiwöchigen Pfingstferien.