St. Georg. Der Punkt, an dem ein Vater seinem Kind nicht mehr helfen kann, ist der schlimmste. "Seitdem ich das weiß, brauche ich selbst auch Hilfe", sagt Frank Schubert, 55, aus Uhlenhorst. Franks ältester Sohn, Matthias, ist Kiffer. Die Schule hat der 16-Jährige im vergangenen Jahr abgebrochen. Seine Abhängigkeit war ein Grund dafür. Auch die Mutter Heike Schubert, 48, ist ratlos. Zusammen besuchen sie die Informationsveranstaltung zum Thema Drogenkonsum bei Jugendlichen der Elternkammer und des Suchtpräventionszentrums (SPZ) im Gymnasium Klosterschule am Berliner Tor. Diplompsychologe Markus Plesner vom SPZ informiert über die Gefahren: "Je früher Jugendliche mit dem Konsum anfangen, desto nachhaltiger ist die Gewöhnung an die Droge." Viele Teilnehmer sind Eltern von abhängigen Kindern. Schnell kommen sie ins Gespräch, Erfahrungen werden ausgetauscht.

Frank und Heike Schubert helfen besonders die Gespräche mit betroffenen Eltern am UKE. "Dort haben wir gelernt, uns selbst zu schützen und Abstand zu halten", sagt der dreifache Vater. Er spricht über Unbequemes: "Wir haben auch heute noch Angst, unseren Sohn zu verlieren." Und über fast Unaussprechliches: "Er wurde zu einer Belastung für unsere Ehe." Wenn Matthias heute am Küchentisch sitzt, werden Drogen nicht mehr thematisiert. "Leider sprechen wir über andere Sachen aber auch nicht mehr."

Für Michael Lohmann, Mitarbeiter der Suchtberatung Kö16a, ist die Kommunikation innerhalb der Familie besonders wichtig. "In erster Linie haben die Eltern ein Problem. Für die Jugendlichen ist alles in Ordnung. Wir empfehlen den Eltern, ihre Kinder direkt anzusprechen, wenn ihnen etwas auffällt." Vielen Teilnehmern der Präventionsveranstaltung ist das zu ungenau. Ihnen liegen andere Fragen auf den Herzen: Was sage ich meinem Kind, wenn ich es mit einem Joint erwische? Wie verhalte ich mich, wenn mein Sohn betrunken nach Hause kommt? Auch hier gilt: "Immer thematisieren. Werden Sie zum Buhmann", sagt Plesner den Zuhörern. Damit meint er, trotz der Gespräche mit den Kindern nicht auf Regeln zu verzichten. Was viele Eltern nicht wissen: Der THC-Gehalt in Marihuana hat sich in der Vergangenheit von fünf auf 17 bis 20 Prozent erhöht. Mit dem Joint, den Eltern aus ihrer eigenen Jugend kennen, hat die Droge heute nichts mehr zu tun.

Frank Schubert hofft, dass sein Sohn bald eine Tischlerlehre beginnt. Bis dahin wird er noch viel mit betroffenen Eltern sprechen, auch weil er dann weiß, dass seine Familie in Hamburg kein Einzelfall ist. Weitere Informationen: Suchtberatung Kö16a, Tel.: 428 11 26 66